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007 - Die Nacht mit dem Teufel

007 - Die Nacht mit dem Teufel

Titel: 007 - Die Nacht mit dem Teufel
Autoren: Victor Jay
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ich habe ein äußerst schlechtes Gefühl.“
    Mit raschen Worten beschrieb er die Zusammenkunft und die Ereignisse danach. Als er geendet hatte, lehnte sich der Professor in seinem Stuhl zurück. Nachdenklich drehte er sein Glas zwischen den Fingern und beobachtete das Licht, das sich funkelnd darin brach.
    „Dieser junge Mann, Andy – wie heißt er übrigens mit Familiennamen?“
    „Forrest. Andrew Forrest.“
    „Ist das etwa der Finanzier Forrest, mit der großen grauen Villa auf dem Freeman-Platz?“
    „Genau“, sagte Line überrascht. „Kennen Sie die Leute?“
    „Das nicht. Ich habe bloß von ihnen gehört und glaube, dass mir irgendein Familienmitglied mal vorgestellt wurde. Es dürfte aber kaum der Vater des jungen Mannes gewesen sein. Eher ein Großonkel.“ Der Professor trank sein Glas leer. „Ja, dann wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben, als uns den jungen Mann mal vorzuknöpfen. Allerdings möchte ich ausdrücklich betonen, dass ich noch lange nicht davon überzeugt bin, es könnte irgendetwas Unheimliches dahinterstecken, aber euch beiden scheint das große Gruseln gekommen zu sein, als ihr mit ihm gesprochen habt. Vielleicht werde ich intuitiv eine Gefahr wittern, oder die Zusammenkunft trägt dazu bei, Eure düsteren Vorahnungen zu zerstreuen. Aber brauchen wir einen Vorwand für unseren Besuch. Junger Freund, würden Sie mir wohl, bitte, meinen Chalmers holen? Er steht dort drüben im dritten Regal. Das dicke Buch.“
    Der Professor nahm Line das Buch ab, legte es auf seine Knie und blätterte es durch. Dabei neigte er den Kopf tief über die Seiten und blinzelte kurzsichtig. Es war ein sehr altes Buch, und die Seiten knisterten laut zwischen den Fingern des Professors.
    „… Ion, sagten Sie?
    „Wie bitte?“
    „Ja, hier ist es schon. Devlon, Bonita. So war doch der Name, oder?“
    Es rieselte Line kalt über den Rücken.
    „Was haben Sie da?“
    „Geboren in England, von unbestimmter Herkunft. Wurde der Hexerei bezichtigt, verschwand, tauchte in Frankreich wieder auf, wurde bei Abhaltung einer schwarzen Messe festgenommen und zum Tode verurteilt. Auf unerklärliche Weise gelang ihr die Flucht. Wurde zuletzt in Spanien gesehen, wo sie ins Gefängnis geworfen und gefoltert wurde. Gestand schließlich die Teufelsanbetung und wurde lebendig in eine Höhle eingemauert.“
    „O Gott“, flüsterte Dan.
    Line betrachtete das Buch auf dem Schoß des Professors ungläubig.
    „Wann soll sich das alles denn zugetragen haben?“ fragte er verwirrt.
    „Geboren 1852, gestorben vermutlich 1888. Also kann es sich natürlich nicht um Ihr Mädchen handeln. Aber gibt diese Namensgleichheit nicht zu denken? Vielleicht ist sie eine Verwandte. Allerdings steht hier kein Wort von Angehörigen. Wir sind also auf Mutmaßungen angewiesen. Aber es scheint auf jeden Fall sehr merkwürdig, wie?“
    Er klappte das Buch zu und unterdrückte mühsam ein Gähnen.
    „Wir möchten uns verabschieden“, sagte Line und stand auf. „Wenn Sie gestatten, kommen wir morgen gegen ein Uhr vorbei, einverstanden? Nein, stehen Sie nicht auf. Wir finden auch allein zurecht.“
    „Gut, also dann bis morgen. Und ich verlasse mich darauf, dass ihr früh zu Bett geht, damit ihr morgen einen klaren Kopf habt. Keinen Alkohol, wenn ich bitten darf, und zum Abendessen nur etwas Leichtes.“
    Sie gingen auf die Tür zu.
    „Ach ja, noch eine Kleinigkeit“, rief der Professor ihnen nach.
    Sie blieben an der Tür stehen.
    „Wie alt, sagten Sie, ist Andrew?“
    „Er wird einundzwanzig.“
    „Wann hat er denn Geburtstag?“
    „Am 30. April. Warum?“
    Der Professor schüttelte den Kopf. „Nur so. Ich versuche, mir ein richtiges Bild zu machen.“
    Nachdem sie gegangen waren, blieb er auf seinem Stuhl sitzen und starrte nachdenklich ins Feuer. Nach einer Weile schlug er das Buch auf seinen Knien nochmals auf und blätterte in den vergilbten Seiten. Sein schmaler Finger zeichnete einen unsichtbaren Strich unter das Datum: 30. April. Großer Hexensabbat, auch als Walpurgisnacht bekannt.
    Danach legte er sich seine Pläne für den nächsten Tag zurecht. Vor allem musste er Alfred anrufen. Alfred gehörte zu jenen Unternehmern, die über die finanzielle Lage jedes wichtigen Mannes Bescheid wussten. Wenn ihn jemand über die Finanziersfamilie Forrest aufklären konnte, dann Alfred. Aber er musste es geschickt anstellen. Auffälliges Interesse würde Alfreds Neugier erwecken. Und dann würde die Geschichte binnen kurzem die Runde
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