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007 - Die Nacht mit dem Teufel

007 - Die Nacht mit dem Teufel

Titel: 007 - Die Nacht mit dem Teufel
Autoren: Victor Jay
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den Kopf ab. „Andrew, vielleicht könnten die Herren jetzt schon die Bücher besichtigen. Dein Vater hat bestimmt nichts dagegen.“
    Draußen wurden in diesem Moment Schritte laut, und gleich darauf traten zwei Herren ein. Der eine schien den anderen zu beherrschen. Er war groß – etwa einen Meter neunzig – und von kräftiger Statur. Obwohl er jung aussah, war er völlig kahl. Sein Gesicht war nicht schön, aber faszinierend und in höchstem Maße beunruhigend. Er hieß Walton.
    Auch der zweite Mann schien Line fremd. Erst als er zu sprechen begann, erkannte er in ihm Andys Vater. Seit seiner letzten Begegnung mit ihm hatte sich der Mann erschreckend verändert. Der selbstsichere wohlhabende Unternehmer von einst war nur noch ein Schatten seiner selbst. Nach Lines Schätzung musste er etwa vierzig bis fünfzig Pfund abgenommen haben. Sein einst kräftiger Handschlag fiel zittrig aus, und sein Blick war verängstigt.
    Mr. Forrest war ungemein höflich. Line fand sogar, dass er seine Liebenswürdigkeit übertrieb. Er war von einer geradezu kriecherischen Servilität. Als ob er uns möglichst rasch wieder los sein möchte, dachte Line. Er hat Angst.
    Man begab sich sogleich ins Herrenzimmer, wo die wertvollsten Werke standen, aber nur der Professor und Andys Vater widmeten sich wirklich den Büchern. Der finster dreinblickende Mann, der als Mr. Walton vorgestellt worden war, wich nicht von Bonitas Seite.
    Der Professor besichtigte flüchtig die Bücher und wollte dann hinter Andy das Zimmer verlassen, blieb aber plötzlich stehen.
    „Sagen Sie, junger Mann, als Sie sich eben bückten, war mir, als hätte ich eine Kette an Ihrem Hals entdeckt. Tragen Sie vielleicht ein Amulett? Auch dafür interessiere ich mich nämlich sehr.“
    Line grinste. Selbst wenn sich Andy auf den Kopf gestellt hätte, würde sein Kragen eine solche Halskette verdeckt haben. Aber der schlaue Professor hatte richtig vermutet.
    „Leider verstehe ich kaum etwas davon.“
    Andy öffnete den Kragen. Eine dünne Kette mit einem kleinen Anhänger wurde sichtbar.
    „Ein Geschenk von Miss Devlon“, erklärte er.
    „Ein Liebespfand“, sagte Miss Devlon schnell.
    Der Professor zog die Brauen hoch. „Oh, dann darf man also gratulieren?“
    „Ja. Wir sind verlobt.“
    Line beobachtete Andy.
    Andy blickte zu ihm auf, errötete und sah dann hastig weg.
    „Ich fürchte, wir haben Ihre Gastfreundschaft schon zu lange ausgenützt“, sagte der Professor und drängte zum Aufbruch.
    Line war enttäuscht. Er wäre gern noch geblieben, um vielleicht unter vier Augen mit Andy zu sprechen, aber er beugte sich dem Entschluss des Professors. Wieder kreuzten sich seine und Andys Blicke. Der junge Mann sah ihn hilfeflehend an. Was wollte er?
    Im Wagen lehnte sich der Professor mit geschlossenen Augen zurück und senkte den Kopf. Line konnte nicht beurteilen, ob er schlief oder nur in Gedanken versunken war. Kurz darauf richtete sich der Professor wieder auf.
    „Ihre Söhne und Töchter“, sagte er, als setzte er ein begonnenes Gespräch fort.
    „Wie bitte?“ fragte Line.
    „Altes Testament, Psalm 106, glaube ich. Und siehe, sie opferten ihre Söhne und Töchter dem Bösen.“
    Einen Augenblick hingen die Worte wie der Widerhall einer mahnenden Glocke in dem engen Wagen.
    Der Professor seufzte und starrte ins Leere.
    „Vielleicht können wir ihn noch retten. Auf jeden Fall wollen wir es versuchen, aber es ist ein gefährliches Unterfangen. Und misslingt es, so wird das für uns alle – besonders für euren Freund -sehr, sehr böse Folgen zeitigen.“
     
     

Die Stille lastete schwer auf ihnen. Wieder hatte der Professor den Kopf gesenkt. Trotz seiner wachsenden Unruhe wagte Line nicht, ihn zu stören.
    Er wusste, dass der Professor von selbst sprechen würde, sobald er es für richtig hielt.
    Das tat er denn auch, aber erst, als sie wieder ungestört in seinem Studierzimmer saßen.
    „Euer Freund schwebt in großer Gefahr“, sagte er.
    „Halten Sie diese Leute für Teufelsanbeter?“
    „Unbedingt. Und es sind keine Laien. Sie kennen sich in der schwarzen Magie ausgezeichnet aus. Miss Devlon ist eine Hexe und das seit nahezu hundert Jahren.“
    „Aber sie sieht kaum älter als fünfundzwanzig oder sechsundzwanzig Jahre aus“, wandte Line ein.
    „Die Jugend lässt sich erhalten. Es gibt viele Berichte über Leute, die sich dem Teufel für – sagen wir mal Vergünstigungen verschrieben haben.“
    „Und Sie meinen, dass Miss Devlon zu diesen
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