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0067 - Zwischenspiel auf Siliko V

Titel: 0067 - Zwischenspiel auf Siliko V
Autoren: Unbekannt
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Garnison.
    Um 9.57 Uhr Bordzeit stand Leutnant Thomas Cardif vor seinem neuen Chef, dem Kommandeur der kleinen Terra-Einheit, Oberst Julian Tifflor.
    Noch in derselben Minute fragte sich Thomas Cardif: Warum sieht mich der Oberst so eigentümlich an?
    Es war nicht so, daß er diese Frage in der nächsten Minute wieder vergessen hatte; es war die Frage, die ihm von der ersten Minute seiner Anwesenheit in der Garnison wie ein Schatten folgte.
    Es war das erste Mal in Thomas Cardifs jungem Leben, daß ihn etwas beunruhigte.
    Er mußte sich konzentrieren, um den Worten Oberst Tifflors zu folgen. Der sprach von der Aufgabe, welche seine Garnison auf dieser Arkon-Welt zu erfüllen hatte, von den täglichen Schwierigkeiten, den immer wieder aufflackernden Streitigkeiten zwischen Terranern und Galaktischen Händlern, die auf Rusuf auch Niederlassungen eingerichtet hatten.
    „... benutzen Sie den heutigen Tag, um sich in der Garnison umzusehen, Leutnant, und melden Sie sich morgen früh um sechs Uhr dreißig bei mir vor der ersten Tagesbesprechung. Danke, Leutnant!"
    Dann sah Oberst Julian Tifflor, vor rund 60 Jahren der Kadett der Dritten Macht, der die gefährlichsten Einsätze mit einer unwahrscheinlichen Bravour durchgestanden hatte, dem frischgebackenen Leutnant Thomas Cardif gedankenvoll nach. Er atmete tief. Er schüttelte den Kopf. „Chef", sagte er dann im Selbstgespräch, „ich habe Angst, daß deine Rechnung in diesem Fall nicht glatt aufgeht", und er dachte an Perry Rhodan.
    Innerhalb des Solaren Imperiums gab es nur einen „Chef", wie nur einen „Tiff" und einmal war es Perry Rhodan, der in sechzig Jahren ein starkes, kleines Sternenreich geschaffen hatte, und das andere Mal war es Oberst Tifflor.
    Er konnte zu Rhodan ungerügt „Chef" sagen, und Rhodan sprach ihn mit „Tiff" an, jenem Kurznamen, den ihm vor sechzig Jahren seine Freunde in der Kadettenzeit gegeben hatten.
    Zwischen Rhodan und Tiff gab es eine unsichtbare, starke Verbindung. Sie war nicht allein dadurch gekrönt worden, daß auch Julian Tifflor auf Wanderer, der Kunstwelt, die lebensverlängernde Zelldusche erhalten hatte, sondern sie hatte eine zusätzliche Krönung dadurch erfahren, daß Perry Rhodan ihm anvertraut hatte, wer Thomas Cardif war: THORAS UND PERRY RHODANS SOHN!
    Und Julian Tifflor sagte wieder im Selbstgespräch: „Leutnant Thomas Cardif ...", und wieder atmete er tief, und wieder überkam ihn die Angst vor der Stunde, in der Thomas Cardif erfuhr, wer seine Eltern waren.
     
    2.
     
    Thora, Perry Rhodans Frau, hatte gedankenschwer über die Parklandschaft gestarrt, die das, was früher einmal die Wüste Gobi gewesen war, heute zu einem Paradies hatte werden lassen.
    Zur rechten Hand tauchten die ersten Industrie- und Verwaltungsbauten auf. Sie waren das einzige Anzeichen dafür, daß dieses Wunder in der ehemaligen Wüste untrennbar mit Technik, Politik und stahlharten Männern verbunden war.
    Und die Raumflotte des Solaren Imperiums, Perry Rhodans grandioses Werk, verlangte nach Männern dieser Art, und auf der Raumakademie wurden sie in ununterbrochener Schulung dazu geformt.
    Thora streckte die Hand aus und schaltete das Sprechgerät ein. Die Robotzentrale ihres Hauses meldete sich. Sie verlangte eine Verbindung zur Akademie. „Geben Sie das Gespräch herein, wenn der Kommandeur sprechbereit ist."
    Die Arkonidin sah in der Tatsache, daß sie mit einem Roboter sprach, keine Veranlassung, nicht ebenso höflich zu sein wie sonst.
    Sie hatte sich noch nicht wieder in ihrem Sessel zurückgesetzt, als die Schirmscheibe aufflackerte, ihren Grauton verlor und Farbe erhielt. Das markante Gesicht des Leiters der Raumakademie erschien auf dem Schirm. Leicht senkte er den Kopf zum Gruß. Thora grüßte ihn mit einem Lächeln.
    „Ich möchte nach langer Pause wieder einmal den Augenblick erleben, wenn Kadetten der Akademie nach ihren Examina das Offizierspatent erhalten. Morgen ist doch die Verabschiedung, nicht wahr?"
    „Ich bedaure", hörte Thora den Kommandeur sagen, und das Bedauern drückte sich auch auf seinem Gesicht aus. „Wir mußten den Termin vorverlegen. Die jungen Leutnants erhielten gestern schon ihr Patent und befinden sich inzwischen alle an ihren Einsatzorten."
    „Schade", hörte Thora sich sagen, und es klang nicht anders als sonst, während ihr fast die Kraft zum Atmen genommen wurde. „Danke, Kommandeur!"
    Dann hatte sie abgeschaltet. Sie war nicht mehr in der Lage zu lächeln. Sie war allein in ihrem
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