Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0064 - Der Hexer von Paris

0064 - Der Hexer von Paris

Titel: 0064 - Der Hexer von Paris
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
setzte und ruckartig in die Höhe fuhr.
    »Du kannst ruhig Colette zu mir sagen«, sprach das Mädchen Roger Dolain an.
    »Danke. Ich heiße Roger.«
    »Ein schöner Name.«
    Roger winkte ab. »Das sagst du nur so.«
    »Nein, ich meine es ehrlich«, erwiderte Colette. Dann lachte sie plötzlich.
    »Warum lachst du?« Der junge Mann mußte seine Frage wiederholen, um den Lärm des nach oben fahrenden Aufzugs zu übertönen.
    »Willst du wirklich eine Antwort.«
    Roger nickte.
    Da stoppte der Aufzug. Colette schob die Gittertür auf und ließ Roger an sich vorbeigehen.
    »Du bist mir noch eine Antwort schuldig«, sagte er auf dem Gang.
    »Schon gut.«
    »Nein, sag es.«
    »Später vielleicht.«
    Sie blieben vor Rogers Zimmertür stehen. Der junge Mann hatte nicht abgeschlossen. Er ließ Colette vorgehen und machte Licht. Das Mädchen stellte seinen Koffer neben das Bett.
    Roger Dolain schloß die Tür. Er war auf einmal furchtbar nervös. Daran waren nicht nur die zurückliegenden Ereignisse schuld, sondern auch die Anwesenheit des Mädchens trug einen großen Teil dazu bei. Roger wußte nicht, was er sagen sollte, und er knetete unruhig seine Hände.
    Colette war nicht blind. »Was hast du?« fragte sie.
    »Nichts.«
    Ihre Augen funkelten. Trotz ihrer achtzehn Jahre wußte sie genau, was lief. Der Junge war etwas schüchtern. Irgendwie mochte sie das. Colette war noch nicht verdorben, wie viele ihrer Berufskolleginnen. Im Grunde ihres Herzens sehnte sie sich nach einem Stückchen Glück, nach etwas Geborgenheit – und sogar nach dem relativ sicheren Hafen einer Ehe. Ihr kam es nicht in den Sinn, den jungen Mann zu verführen. Nein, wenn, dann mußte er den Anfang machen. Und danach sah es im Moment nicht aus.
    »Stört es dich, daß du mit mir allein in einem Zimmer bist?« fragte sie.
    »Stören nicht.«
    »Sondern?« Colette bewegte sich etwas zur Seite. Ihr langes Kleid warf einige Wellen. Trotz des trüben Lichts zeichnete sich ein wunderbar junger Körper unter dem dünnen Stoff ab, und Roger wurde rot. Er bekam einen trockenen Hals.
    »Ich – ich«, fing er an. »Ich war noch nie mit solch einem schönen Mädchen zusammen in einem Zimmer. Das ist es wohl.«
    »Auch nicht bei euch im Dorf?«
    »Ach da.« Roger winkte ab. »Diese Mädchen sind doch alle…« Er fand die passenden Worte nicht, hob die Schultern, und Colette mußte unwillkürlich lachen.
    »Aber du hast keine Angst vor mir?«
    »Nein.« Die Antwort klang ehrlich.
    Colette deutete auf das Bett. »Willst du dich nicht hinlegen, Roger? Du brauchst Ruhe.« Sie trat langsam auf ihn zu, blieb dicht vor ihm stehen und legte ihm beide Hände auf die Schultern.
    Roger Dolain zuckte unter der Berührung zusammen. Fieberschauer jagten durch seinen Körper.
    Colette lächelte. Da gab Roger nach und setzte sich aufs Bett.
    »Leg dich hin«, sagte Colette sanft.
    Er gehorchte.
    Colette zog ihm die Schuhe aus. Roger schaute ihr dabei zu. Er fragte: »Sag mal, glaubst du an das, was ich gesehen habe, oder hältst du mich für einen Spinner wie die anderen.«
    Das Mädchen legte einen Finger gegen die Lippen. »Sprich jetzt nicht davon. Schlaf lieber.«
    »Nein, ich will aber davon sprechen. Ich muß sogar mit jemandem darüber reden. Sonst werde ich noch verrückt. Ich habe das Skelett gesehen. Glaub mir.«
    »Schon gut.«
    Roger schlug mit der flachen Hand auf das Laken. »Ich sehe schon, du glaubst mir nicht.«
    »Es ist auch wirklich schwer.«
    »Ich weiß.« Roger runzelte die Stirn und sprang plötzlich auf, so daß das Mädchen überrascht zurückzuckte.
    »He, was ist mit dir?«
    »Komm, Colette, ich möchte dir etwas zeigen.« Er schlüpfte in seine Schuhe, faßte Colette am Arm und zog sie mit zum Fenster. Dort blieben sie dicht nebeneinander stehen. Roger roch ihr Parfüm, und es wurde ihm leicht schwindlig. Diese Frau, nein, dieses Mädchen konnte einen Mann um den Verstand bringen. Es machte ihn regelrecht verrückt.
    »Sieh hinaus«, forderte er sie auf.
    »Ja und?«
    »Du siehst den Turm?«
    »Ja.«
    »Darüber schwebte das riesige Skelett. Du kannst dir nicht vorstellen, was das für ein Anblick war. Es trug einen gewaltigen Schlapphut auf dem Kopf, die Augen funkelten schneeweiß, die Zähne hatte es gebleckt, und beim zweitenmal hatte es seine gewaltigen Totenhände zu Fäusten geballt.«
    »Bildest du dir das nicht ein?« fragte Colette.
    »Nein, bestimmt nicht.«
    »Ich möchte dir gern glauben, Roger, aber du mußt einsehen, daß es mir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher