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0064 - Der Hexer von Paris

0064 - Der Hexer von Paris

Titel: 0064 - Der Hexer von Paris
Autoren: Jason Dark
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schwerfällt.«
    »Das verstehe ich.«
    Er legte einen Arm um ihre Schulter, und Colette genoß diese Berührung. »Bin ich in deinen Augen verrückt oder ein Spinner? Sag mir deine ehrliche Meinung.«
    »Du bist beides nicht, Roger. Aber sollen wir jetzt nicht von etwas anderem reden?«
    »Wovon?«
    »Über uns, zum Beispiel.«
    »Was gibt es denn da zu reden?« Roger hob die Schultern. »Ich fahre morgen wieder nach Hause. Du bleibst in Paris. Wir gehen getrennte Wege.«
    »Bist du dir da ganz sicher?«
    Roger runzelte die Stirn. Plötzlich wurde er wieder rot. »Soll das heißen, daß…?«
    »Vielleicht, Roger. Vielleicht will ich mit dir gehen. Wäre das sehr schlimm?«
    Tief atmete Roger ein. Auf seinem Gesicht ging plötzlich die Sonne auf. »Das wäre nicht schlimm – das wäre… wäre… wunderbar!« schrie er und nahm Colette in beide Arme. Er drückte sie so fest an sich, daß sie fast keine Luft mehr bekam.
    Aber Colette genoß es. Obwohl sie erst einen Monat für Madame Rosa »arbeitete«, haßte sie dieses Leben wie die Pest. Und jetzt kam ein junger Mann daher, der leicht tolpatschig wirkte, und sie hatte sich in ihn verliebt.
    Kaum zu glauben!
    Engumschlungen standen die beiden da. Es schien, als wollten sie sich nie mehr voneinander lösen, doch das Schicksal hatte etwas anderes mit ihnen vor.
    Urplötzlich gellte ein markerschütternder Schrei auf.
    Colette und Roger spritzten auseinander. Beide waren weiß wie Kalkwände.
    »Das war unten«, flüsterte Colette, rannte zur Zimmertür und riß sie auf.
    Im nächsten Augenblick überstürzten sich die Ereignisse…
    ***
    Ein Zimmer!
    Weißgetünchte Wände. Ein Bett, ein Waschbecken, eine Leuchtstoffröhre unter der Decke, ein kleines vergittertes Fenster.
    Ein Zimmer in der Anstalt für psychisch Kranke.
    Mehr eine Gefängniszelle.
    Insasse: ein neunjähriges Mädchen. Name: Caroline Potter. Krankheitssymptome: Hineingleiten in das erste Stadium des Wahnsinns.
    Niemand fragte nach dem Grund. Keiner wollte wissen, wieso Caroline wahnsinnig geworden war. Man hatte sie eingeliefert und ihr sofort ein Einzelzimmer gegeben. Niemand durfte sie besuchen, selbst ihre Mutter, Betty Potter, nicht.
    Caroline blieb allein.
    Steif wie ein Brett lag sie im Bett. Die Sonne schien durch das vergitterte Fenster und malte Schatten an die gegenüberliegende Wand. Sie zeichnete das Fenstergitter genau nach und machte die kleine Patientin immer darauf aufmerksam, wo sie sich befand.
    Caroline dachte an das graue Monster, das ihr Freund gewesen war. Es war getötet worden. Von John Sinclair. Im Land der Verlorenen hatte er gekämpft, aber sie hatte das Monster geliebt. Es hatte ihr nichts getan, war immer gut zu ihr, und Caroline hatte es auch nicht gereizt, sondern mit Menschen versorgt.
    Zuletzt noch diese Shao. Eigentlich schade um sie. Das Kind hatte sich gut mit ihr verstanden, aber die andere Sache war wichtiger. Die Zwerge mußten da sein, wenn Belphegor zurückkommen wollte.
    Die Zwerge…
    Caroline hatte sich daran gewöhnt. Sie waren ihre Freunde. Wenigstens vorher.
    Aber jetzt…
    Dieser John Sinclair war einmal hiergewesen und hatte sie aufgeklärt. Er hatte ihr gesagt, was die Zwerge wirklich waren, und Caroline war sehr erschrocken gewesen. John Sinclair versprach wiederzukommen und sie aus der Anstalt zu holen, denn so schlimm stand es nicht um sie.
    Carolines Zustand hatte wirklich in den letzten Tagen enorme Fortschritte gemacht. Ohne ärztliche Einwirkung und ohne Tabletten hatte sich ihr Geisteszustand wieder normalisiert. Und davon wollte Caroline eigentlich profitieren. Plötzlich wußte sie auch wieder Dinge, die ihr entfallen waren. Die Erinnerung kehrte zurück.
    Caroline Potter lag in ihrem Bett und überlegte. In den letzten Stunden war ihr einiges klar geworden, trotz ihrer jungen Jahre kannte sie plötzlich die Zusammenhänge.
    Belphegor würde zuschlagen. Es gab keine Rettung mehr.
    Wenn nicht…
    Das Zimmer besaß auch eine Klingel. Der Knopf befand sich in Reichweite des Mädchens.
    Caroline Potter streckte den Arm aus und legte ihren Zeigefinger auf den Knopf.
    Im Zimmer der Schwestern schlug jetzt eine Klingel an. Hoffentlich kam Rita Tushing. Mit ihr hatte sich die kleine Caroline angefreundet. Rita und sie verstanden sich gut, und Rita glaubte auch nicht so recht an Carolines Krankheit.
    Caroline Potter hatte Glück. Es war in der Tat Rita, die die Doppeltür öffnete.
    Rita lächelte freundlich. Sie war knapp dreißig Jahre alt, ledig
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