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0063 - Der Hüter des Bösen

0063 - Der Hüter des Bösen

Titel: 0063 - Der Hüter des Bösen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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über den Gefängnishof, so schnell dass der ihn begleitende Wachmann kaum folgen konnte.
    Wenig später stand er mit zwei Gefängniswärtern vor Zelle 214, einem fensterlosen Betongeviert.
    »Schlüssel her!«, sagte er mit einer Stimme, die kaum noch menschlich zu nennen war.
    Einer der Wärter überreichte ihm den schweren, überdimensionalen Schlüssel für das spezialgesicherte Schloss dieser Sonderzelle.
    Automatisch zuckte er zurück, als er die seltsam verformte Hand und die eigenartig verzerrten Gesichtszüge des Kommissars sah.
    Der andere Wärter hatte sich auf Grund einer instinktiven Scheu bereits mehrere Meter zurückgezogen.
    De Witter öffnete die Zelle und sprang mit einem Satz hinein.
    Jacques Giraudoux wartete bereits mit geifernder Begierde auf ihn.
    Die beiden Männer, die keine Männer mehr waren, stürzten blindwütig aufeinander los.
    Schnabel und Rachen, Tatze und Klaue begannen ein grausiges, blutiges Zerstörungswerk. Kampfeslaute ungeahnter Wildheit durchdrangen die nächtliche Stille. Der lähmende Geruch eisiger Todesnähe breitete sich aus.
    Chaos… Pandämonium … Armageddon …
    Die beiden Wärter standen zuerst starr vor Schrecken und Entsetzen. Dann verlor der eine von ihnen die Nerven.
    Mit einem Ruck riss er die Dienstpistole aus dem Holster, entsicherte sie und feuerte, was das Magazin hergab. Wieder und wieder drückte er ab, bis sich keine der beiden Horrorgestalten in der Zelle mehr regte.
    Horrorgestalten?
    Dort auf dem Betonboden lagen, friedlich im Tode vereint, Polizeikommissar Roger de Witter und der Gefangene mit Sonderstatus Jacques Giraudoux. Beide bluteten aus mehreren schweren Wunden, die allerdings bei weitem nicht alle durch die Kugeln des Wachmanns verursacht worden sein konnten.
    Das Entsetzen des Schützen war jetzt, als er sah, was er angerichtet hatte, eher noch größer geworden als zuvor.
    Mit zitternden Knien betrat er die Zelle und beugte sich über den Kommissar, den er getötet hatte. Das Hemd de Witters war zerrissen. Ein Goldkettchen mit Anhänger lugte hervor.
    Der Wächter zuckte zurück. Verblüfft blickte er seinen Kollegen an.
    »Das verstehe ich nicht«, ächzte er. »Der Kommissar hat uns doch vor einem möglichen Besucher mit so einem Amulett gewarnt. Und nun ist er es selbst, der…« Er sprach nicht weiter, sondern starrte den Talisman fasziniert an.
    »Lass die Finger von dem Ding, Marcel!«, bellte ihn der andere an.
    »Wir sind ausdrücklich gewarnt worden, kein Amulett anzufassen.«
    Die beiden Wächter verließen die Zelle und gaben Alarm.
    ***
    Die Informationen, die Bill Fleming über den Tempel am Rande der Wüste Lut bekommen hatte, waren recht spärlich.
    Die Franzosen, die den Trip zum Tempel mitgemacht hatten, konnten im Grunde genommen nur eine einzige Informationshilfe geben. Sie berichteten, dass nur die Betroffenen selbst – Mouslin und Giraudoux einerseits, sowie Montpellier und Martin andererseits – das Innere des Tempels betreten hatten. Und zwar in Begleitung einiger seltsamer Figuren aus einem nahe gelegenen Dorf.
    Sonst hatte sich niemand dem Tempel nähern dürfen. Die Einheimischen hatten es regelrecht verboten.
    ›Götzenkram‹ und ›Volksveralberung‹, das waren so die gängigen Worte, die Bill zu hören bekam. Niemand nahm die Sache richtig ernst.
    Der Historiker war da ganz anderer Ansicht. Nur Männer, die später die zweifelhafte Gabe entwickelt hatten, sich in Ungeheuer verwandeln zu können, waren in das Tempelinnere gelangt. Bedurfte es noch eines deutlicheren Hinweises? Wohl kaum!
    Das Bauwerk sollte uralt sein und war, dem Vernehmen nach, im Laufe der Jahrhunderte von den Einheimischen immer wieder restauriert und instand gesetzt worden. Die Einheimischen gingen dort überlieferten Kulten und Riten nach und hatten es verstanden, allen ›Bekehrungsversuchen‹ des Islam mit Erfolg zu trotzen. Von offizieller Seite aus ließ man sie aus Interesselosigkeit gewähren.
    Vielleicht auch aus einer gewissen Furcht vor dem Unbekannten heraus. Welcher Art diese Riten und Kulte waren, wusste niemand zu sagen.
    Bill Fleming hatte jedoch eine ausgezeichnete Idee, wer ihm höchstwahrscheinlich doch noch zu einigen weiteren Informationen verhelfen konnte: Saadi, jener Iraner, auf dessen speziellen Wunsch Mouslin und die anderen den Tempel besucht hatten.
    Saadi, ein Karrierediplomat, war – nach entsprechender Vermittlung durch die französische Botschaft – gerne bereit, ihn zu empfangen.
    Der Mann wohnte wie
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