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0063 - Der Hüter des Bösen

0063 - Der Hüter des Bösen

Titel: 0063 - Der Hüter des Bösen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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unheiligen Heiligtums geführt wurde, sprang ihn die Präsenz des unsagbar Fremden wie ein fleischgewordener Alptraum an.
    Er sah sie – von scheinbar ewigem Fackellicht mit einem fluoreszierenden Schein übergossen.
    Halum und Ostra!
    Überlebensgroß, unendlich bösartig und pervertiert, hasserfüllt und blutgierig…
    So sehr er sich auch bemühte, Bill schaffte es nicht, sich der gleichzeitig lockenden und abweisenden Bannkraft zu widersetzen. Obgleich er erkannte dass Saadi und die beiden Killer draußen geblieben waren, scherte er nicht aus der Reihe der Einheimischen aus, die sich bald in zwei Gruppen teilte. Fast willenlos nahm er hin, dass ihn die eine der beiden Gruppen vor das Ostra-Bildnis führte.
    Das, was Saadi als Einsegnungszeremonie bezeichnet hatte, begann. Der Graubärtige, seitlich von der Ostra-Figur auf einem Podest vor einem riesigen schwarzen Steinblock stehend, intonierte einen unmenschlichen Gesang, in den die anderen Einheimischen wechselweise einfielen.
    Bill kam sich vor, als stünde er im Mittelpunkt einer Collage des Grauens, die alle Sinne ansprach. Aber er merkte schnell, dass in Wirklichkeit nicht er, sondern Ostra und Halum im Mittelpunkt standen. Er persönlich hatte allerdings nur Augen für Ostra.
    Ja, in dieser Steinfigur schlummerte tatsächlich eine Kraft, die nicht von dieser Welt war. Ostra lebte! Augen funkelten, Gliedmaßen bewegten sich. Die Vorstellung, dass die Figur ihr Podest jeden Augenblick verlassen würde, hatte nichts Ungewöhnliches an sich.
    Plötzlich kam der Graubärtige auf ihn zu. Er hielt etwas in den Händen, das unwirklich funkelte und blinkte.
    Der Alte stand jetzt vor ihm. Wie von einem inneren Zwang getrieben, beugte Bill den Kopf vor, um die Kraft Ostras entgegenzunehmen.
    Aber so weit kam es nicht.
    Der Zorn der Götter erwachte!
    Der ganze Tempel war auf einmal von wahrhaft ohrenbetäubenden Tönen erfüllt, die den bisherigen Singsang zu absoluter Bedeutungslosigkeit verurteilten. Die Töne hatten ihren Ursprung in den Göttergestalten selbst.
    Halum und Ostra schrieen!
    Und sie taten nicht nur dies. Sie schickten sich jetzt tatsächlich an, ihre Podeste zu verlassen. Die nicht länger steinernen Säulenbeine lösten sich von ihrem Standort. Stampfend setzten sie sich in Bewegung. Und auch ihre Arme, in Klauen und Tatzen endend, zuckten nicht nur, sondern machten weit ausholende Bewegungen.
    Hassfunkelnde Blicke begleitet von vergeltungssüchtigem Donnergrollen zuckten durch den Tempel.
    Die Schritte der Götter, zuerst langsam, fast zögernd, wurden länger. Die Arme begannen zu wirbeln.
    Eine riesige Klaue zuckte vor, packte den Graubärtigen mit unwiderstehlicher Gewalt.
    Die Einheimischen standen bewegungslos da, resignierend und ergeben. Sie hatten vom Zorn der Götter gewusst und nun waren sie wohl bereit, die gerechte Bestrafung hinzunehmen.
    Bill jedoch, der jetzt, wo der Rahmen der Zeremonie gesprengt war, immer mehr zu sich selbst zurückfand, resignierte nicht. Sein Verstand, seine Muskeln gehorchten ihm wieder.
    Er wich zurück, dem Tempelausgang entgegen.
    Halum und Ostra packten weitere Einheimische, zerfleischten und zerquetschten sie. Bill beachteten sie noch nicht, denn ihrer Mordgier boten sich willfährigere Opfer.
    Bill hatte den Ausgang jetzt erreicht, gelangte nach draußen.
    Das Getöse aus dem Inneren war hier kaum weniger deutlich hörbar als zwischen den Tempelmauern.
    Er erkannte sofort, dass Saadi und seine Leute in keiner Weise auf das gefasst waren, was sich abspielte. Mit Augen, in denen der Schrecken gegenwärtig war, starrten sie auf den Tempel.
    Sie sahen Bill erst, als er mitten unter ihnen war. Das Überraschungsmoment war auf seiner Seite. Seinen blitzschnell angesetzten Handkantenschlägen hatten sie nichts entgegenzusetzen.
    Die massiven Mauern des Tempels bebten, schienen zu wanken.
    Der Eingang vergrößerte sich plötzlich berstend. Steinquader stürzten polternd nieder. Eine mehr als fünf Meter große Gestalt brach hervor. Wenig später eine zweite.
    Ostra und Halum hatten ihren Tempel verlassen, suchten nach neuen Opfern.
    Bill Fleming rannte, rannte um sein Leben. Ein gehetzter Blick über die Schulter verriet ihm, dass Saadi und seine Leute das Schicksal der Einheimischen teilten.
    Und dann… In Ermangelung neuen Menschenmaterials das sie ihrer Mordgier darbringen konnten, wandten sich Halum und Ostra gegeneinander.
    Bill, der stehen geblieben war, wurde Zeuge eines geradezu unwahrscheinlichen
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