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0061 - Der Hexenberg

0061 - Der Hexenberg

Titel: 0061 - Der Hexenberg
Autoren: Hans Wolf Sommer
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geschworen. Jedes Mittel war Ihnen recht. Und so haben Sie sich bösen Mächten verschrieben, um Ihre Rachegelüste befriedigen zu können.«
    Für einen Augenblick schien die Frau die Kontrolle über sich zu verlieren. Ihr Gesicht verzerrte sich, und ihre Augen traten beinahe aus den Höhlen. Aber dann hatte sie sich wieder in der Gewalt.
    »Sie müssen verrückt sein, Monsieur«, sagte sie beinahe belustigt.
    D’Aragnan fuhr hoch. »Ich verbitte mir diesen Ton meinem Freund gegenüber!«
    Zamorra winkte ab. »Lass sie nur, Maurice. Wenn sie meinen Worten sonst nichts entgegenzusetzen hat…«
    Fabienne Duquesne hatte nichts mehr entgegenzusetzen!
    Da war ganz plötzlich ein Gedanke in Zamorras Bewusstsein, glasklar und unmissverständlich.
    ›Sybaoth, hilf mir!‹ Der Professor wusste, woher dieser Gedanke kam. Er stammte nicht von ihm, sondern von seiner Widersacherin.
    Der Gedanke war so stark gewesen, dass er ihn kraft seines Amuletts wie ein gesprochenes Wort vernommen hatte.
    Und noch ein Gedanke sprang ihn an.
    ›Möge seine Haut vertrocknen, sein Blut gerinnen und sein Herz stillstehen!‹ Wieder standen die Sätze sonnenklar in seinem Bewusstsein.
    Sie waren nicht in einer Sprache formuliert worden, die aus Vokabeln und Grammatik bestand. Und doch verstand er sie, als würde er sie aus einem Buch lesen.
    Plötzlich fuhr ihm das lähmende Entsetzen in die Glieder. Sein Körper fing an, verrückt zu spielen.
    Da waren mörderische Stiche in der Brust, so als würde eine Faust versuchen, das Herz herauszureißen. In seinen Adern und Venen pochte es wie von Schmiedehämmern. Und da war ein Kribbeln auf der Haut, ein Ziehen und Brennen, als habe er ein Vollbad in Salzsäure genommen.
    Die ganze Zeit über spürte er die zu Knopfgröße zusammengezogenen Augen Fabienne Duquesnes auf sich ruhen. Dolchspitzen, die sich in Haut und Mark bohrten.
    Er wusste, dass er es nur dem Amulett zu verdanken hatte, dass sein Organismus dieser Attacke aus dem Nichts letzten Endes widerstehen konnte. Ohne seinen Schutz wäre er rettungslos verloren gewesen, hätte er hier und jetzt seinen letzten Atemzug getan.
    Sybaoth – wer war das?
    Er kannte kein Wesen dieses Namens.
    Ein Dämon? Wahrscheinlich. Die Zahl dieser unseligen Geschöpfe war groß.
    Das Amulett hatte jetzt seine höchste Abwehrkraft erreicht. Er merkte deutlich, wie sich sein Körperhaushalt wieder normalisierte.
    Die Schmerzen wurden schwächer und schwächer, ließen schließlich ganz nach.
    Zamorra ging zum Gegenangriff über.
    Er konzentrierte sich auf das Bewusstsein der Frau. Die Kraft aus dem Amulett floss in seine Gehirnströmungen. Erbittert schleuderte er sie der unheimlichen Gouvernante entgegen.
    Einen Moment lang sah es so aus, als würde er Erfolg haben. Anwandlungen von Panik strömten auf ihn ein. Die Angst, die sie ausstrahlte, verspürte er beinahe körperlich.
    Er setzte nach, versuchte, ihr Bewusstsein unter Kontrolle zu bringen.
    Schweiß trat auf Fabienne Duquesnes Stirn. Ihre teuflischen Augen weiteten sich. Jetzt konnte er bis auf den Grund sehen. Dort war etwas. Ein roter Punkt, glühend, von unheiligem Feuer beseelt.
    Der Punkt wuchs scheinbar über sich hinaus, schillerte wie eine Seifenblase.
    Er erkannte ein Gesicht.
    Einen Stierkopf!
    Furchtbar anzusehen in seiner Wildheit und Grausamkeit.
    Dann – von einem Sekundenbruchteil zum anderen – war nichts mehr.
    Ihm war, als hätte sich eine unsichtbare Mauer zwischen ihm und der Frau aufgebaut, eine Mauer, die er nicht durchdringen konnte.
    Seine Gehirnströmungen prallten ab wie Wassertropfen von einer Fensterscheibe.
    Erst jetzt wurde sich Zamorra wieder bewusst, dass er nicht allein mit Fabienne Duquesne in diesem Zimmer war. Er hatte Nicole und d’Aragnan während des stummen Zweikampfs mit der Frau vollkommen vergessen.
    Und wie es schien, hatten die beiden nicht das geringste von dem geistigen Duell mitbekommen. Der Comte sprach, als sei überhaupt nichts vorgefallen.
    »… rate ich Ihnen, Mademoiselle, vernünftige Antworten auf vernünftige Frage zu geben. Haben wir uns verstanden?«
    Fabienne Duquesne, auch auf den Professor jetzt wieder wie eine ganz normale Frau wirkend, spielte die Hilflosigkeit in Person.
    »Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen, Monsieur«, gab sie beinahe kleinlaut zur Antwort.
    »Sie sollen sich zu den gegen Sie vorgebrachten Vorwürfen äu- ßern«, sagte der Comte barsch. »Also – haben Sie etwas mit der unerklärlichen Dürre zu tun, die
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