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006 - Die Schuld des Anderen

006 - Die Schuld des Anderen

Titel: 006 - Die Schuld des Anderen
Autoren: Edgar Wallace
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ließ das Letzte aus den Maschinen herausholen, und die ›Seabreaker‹ brachte es fertig, daß sich die Entfernung etwas verringerte.
    »Ich glaube…« begann Comstock Bell eben, als über das Wasser herüber zwei schrille Schreie drangen. Sie konnten nur von dem Motorboot kommen. In der Kabine flammte plötzlich wieder Licht auf, und zwei Gestalten hoben sich einen Augenblick Silhouettenhaft im Kabinenfenster ab. Und dann konnte Comstock Bell durch sein Fernglas deutlich einen Mann und eine Frau unterscheiden, die an der Reling miteinander rangen - im nächsten Augenblick trennten sie sich, und die eine Gestalt fiel mit einem Aufschrei in das dunkle Wasser.
    »Es ist eine Frau …« rief Bell mit erstickter Stimme.

28
    Auf einem verlassenen Straßenstück der Cambridge Road hatte Helder die Geschwindigkeit seines Wagens herabsetzen müssen. Vor sich sah er ein Auto, das offensichtlich eine Panne hatte. Es stand am Straßenrand, doch mit dem Vorderteil ragte es ein wenig zur Fahrbahn hin. Helder schickte sich an, langsam daran vorbeizufahren. Seine Scheinwerfer leuchteten dabei ins Innere des Wagens - einer Frau direkt ins Gesicht, die allein auf dem Rücksitz saß. Offensichtlich war der Chauffeur weggegangen, um Hilfe zu holen.
    Die Frau war Mrs. Bell.
    Helder bremste scharf, sprang aus dem Wagen und riß die Tür des andern Autos auf. Dieser Zufall kam ihm sehr gelegen.
    »Sie werden mich begleiten, Mrs. Bell!«
    Sie gab keine Antwort, sondern schaute nur schnell die Straße entlang. Doch weit und breit war niemand, den sie um Hilfe hätte angehen können.
    Helder hielt die Tür seines Wagens auf und befahl ihr mit einer drohenden Geste, einzusteigen.
    »Ich fahre auf keinen Fall mit Ihnen«, erklärte sie entschlossen.
    »Steigen Sie sofort ein!« schrie Helder wütend.
    Sie schrak zurück, aber er packte sie brutal am Arm und zerrte sie in seinen Wagen.
    »Nehmen Sie Mrs. Bell in die Mitte!« befahl er seinen Begleitern. »Wenn sie schreit, dann bringen Sie sie zum Schweigen!«
    Er raste in einem Höllentempo weiter. Spät am Abend erreichten sie London. Helder vermied die verkehrsreichen Gegenden und suchte seinen Weg hauptsächlich durch die stillen Vororte. Er fuhr immer weiter nach Osten, bis die Stadt wieder hinter ihnen lag und sie durch das Flachland von Essex kamen.
    Zehn Meilen von Barking entfernt zieht sich ein öder, flacher Landstrich bis zum Flußufer hin. Sie ließen einige düster aussehende Fabriken, einen Flugplatz und große Kohlenlager hinter sich. Helder schien den Weg genau zu kennen.
    »Hier steigen wir aus«, sagte er plötzlich.
    Es war kein Haus in der Nähe zu entdecken. Es schien, als wären sie die einzigen lebenden Wesen in dieser feuchten, unwirtlichen Gegend. Nur die Umrisse von aufgeschichteten Kohlenhaufen waren zu erkennen.
    Eine Zeitlang fürchtete Verity Bell um ihr Leben.
    Helder packte sie am Arm und zog sie hinter sich her.
    »Es geschieht Ihnen nichts, wenn Sie vernünftig sind«, flüsterte er.
    Sie ließen die Kohlenlager links liegen und gingen ungefähr eine Viertelstunde lang über unebenes Gelände. Verity stolperte mehrmals.
    In der Dunkelheit erkannte sie schließlich ein niedriges Gebäude, das dicht am Wasser stand.
    Helder machte sich an dem Vorhängeschloß zu schaffen, dann öffnete er die Tür und schob sie vor sich her ins Innere. Ein Geruch von Öl und Petroleum schlug ihr entgegen.
    Helder knipste eine Taschenlampe an, und nun sah sie, daß sie sich in einem geräumigen Bootshaus befand. In der Mitte stand ein großes Motorboot auf einer Gleitbahn, die direkt ins Wasser führte. Die Ausfahrt war durch ein Tor versperrt.
    Helder sah sie triumphierend an.
    »Das ist mein Rettungsboot!« Er schien auf einmal wieder guter Stimmung zu sein. »Es wartet darauf, mich vor dem großen Schiffbruch zu retten. Ich glaube, es ist jetzt höchste Zeit, daß wir dieses Land verlassen!«
    Seine beiden Begleiter betrachteten das große, starke Fahrzeug mit lebhaftem Interesse. Besonders Tiger Brown zeigte sich beeindruckt von der klugen Voraussicht seines Chefs.
    »Es ist ein gutes Boot. Ich habe es mit ausreichenden Vorräten auch für eine längere Fahrt versorgt«, bemerkte Helder und öffnete das Tor zum Fluß, so daß man die dunkle Wasserfläche sehen konnte. »Einsteigen!« befahl er dann und zeigte auf eine Leiter, die an einer Wand des Bootshauses hing.
    Brown holte sie, lehnte sie gegen das Heck des Motorbootes und stieg hinauf. Helder wandte sich an Verity
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