Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
006 - Die Schuld des Anderen

006 - Die Schuld des Anderen

Titel: 006 - Die Schuld des Anderen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
gegen die Tür geklopft. Sekundenlang herrschte Stille, bis sie eine klare Stimme hörten:
    »Öffnen Sie - im Namen des Gesetzes!«
    Brown wich zurück.
    »Die Polizei!« sagte er leise und schaute sich nach einem Fluchtweg um.
    Helder behielt einen klaren Kopf. Sein Wagen stand im großen Geräteschuppen hinter dem Gebäude. Leise liefen sie in die Küche, von der aus der Schuppen durch die Hintertür zu erreichen war. Sie spähten durchs Fenster auf den Hof hinaus. Niemand war zu sehen. Geräuschlos öffneten sie die Tür und waren mit einigen Sätzen im Schuppen und im Auto.
    Natürlich war sich Helder im klaren darüber, daß er die Polizei auf den Fersen haben würde, sobald er auf den Anlasser drückte - aber er mußte das Risiko auf sich nehmen, einen anderen Weg gab es nicht.
    Zum Glück sprang der Motor sofort an, Helder gab Gas, raste über den holprigen Hof und gelangte auf den Fahrweg, am Polizeiauto vorbei, das dort abgestellt war.
    Tiger Brown, der mit der Pistole in der Hand auf dem Rücksitz kauerte, sah noch, wie die Polizisten zu ihrem Wagen stürzten. Es würde ihnen nicht viel nützen, denn Helder hatte schon einen ganz beträchtlichen Vorsprung.
    Helder verzog den Mund zu einem höhnischen Lächeln. Noch einmal hatte er Glück gehabt - wenn die Polizei jetzt auch alle Beweismittel gegen ihn in Händen hatte. Vor allem mußte er nun versuchen, die eigene Haut zu retten. Sein Plan dazu stand fest.

27
    Gold rief die Polizisten zurück, die Helder verfolgen wollten. Er war sich durchaus bewußt, daß er das Gebäude hätte umstellen lassen sollen, doch ein sicheres Gefühl hatte ihm gesagt, daß er sich mit nichts aufhalten durfte, wenn er Tom Maple noch einmal sehen wollte.
    »Wir werden ihn schon noch erwischen«, sagte er und wandte sich wieder dem Gebäude zu, dessen Tür inzwischen gewaltsam ge öffnet worden war.
    Hastig durchsuchten die Beamten die Räume und standen bald vor Tom Maples Bett. Der Kranke wälzte sich unruhig hin und her und murmelte unzusammenhängende Worte. Gold sah sich im Zimmer um und fand eine ganze Reihe von halbfertigen Platten, Druckstöcken und Geräten - Beweis genug dafür, was hier gespielt worden war.
    Kurz vor der Abfahrt in London - Gold hatte sich gerade vor dem Savoy-Hotel von Mrs. Collak verabschiedet und ungeduldig auf den Wagen mit den Scotland YardLeuten gewartet - war er vom Portier ans Telefon gerufen worden. Ein Anruf von Verity Bell, gänzlich unerwartet, das erste Lebenszeichen seit ihrem Verschwinden! Er hatte ihr kurz die Adresse von Maples Versteck mitgeteilt und sie gebeten, umgehend nachzukommen.
    Gold sah auf seine Uhr. Soeben war der Arzt eingetroffen, den einer der Beamten verständigt hatte.
    »Ich fürchte, er ist nicht transportfähig«, sagte der Doktor nach einer kurzen Untersuchung. »Das Herz ist sehr schwach - ich glaube nicht, daß er noch eine Chance hat.«
    Gold hörte, daß ein Wagen vor der Haustür hielt.
    »Ob das schon Mrs. Bell ist?« murmelte er vor sich hin und lief die Stiege hinunter.
    Unten stand ein Mann, der ihm merkwürdig bekannt vorkam.
    »Mr. Bell!« rief er überrascht.
    Mit stummem Händedruck begrüßten sie sich herzlich.
    Bells Gesicht sah blaß und eingefallen aus.
    »Wo ist meine Frau?«
    »Ich erwarte sie jeden Augenblick hier«, antwortete Gold.
    Bell sah ihn erschrocken an.
    »Das ist doch nicht möglich!« rief er. »Ich habe den Wagen meiner Frau auf der Straße gesehen, etwa vier Kilometer von hier entfernt. Eine Panne - der Chauffeur, der gerade aus dem Dorf zurückkam, wo er telefonisch Hilfe angefordert hatte, berichtete mir, Mrs. Bell sei wohl zu Fuß weitergegangen - jedenfalls habe er sie nicht mehr im Wagen vorgefunden.«
    »Vielleicht ist sie aus irgendeinem Grund mit dem Zug nach London zurückgefahren? Wir müssen sofort nachforschen.«
    »Wo ist Maple?«
    »Er liegt oben in einem Zimmer«, sagte Gold.
    »Ist er tot?«
    »Nein, noch nicht - aber er wird nicht mehr lange leben.«
    »Ich muß mit ihm sprechen, jetzt gleich«, drängte Bell. »Kommen Sie mit!«
    Sie eilten zusammen die Treppe hinauf. Maple, dem der Arzt ein herzstärkendes Medikament gegeben hatte, war noch einmal zum Bewußtsein gekommen. Er lächelte schwach, als er Gold sah, der zuerst das Zimmer betrat. Doch als er hinter ihm Comstock Bell erkannte, öffneten sich seine Augen weit, und seine Lippen zitterten vor Erregung.
    »Comstock Bell?« flüsterte er kaum hörbar.
    Bell nickte, ging langsam auf das Bett zu und setzte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher