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0059 - Hexenverbrennung

0059 - Hexenverbrennung

Titel: 0059 - Hexenverbrennung
Autoren: Richard Wunderer
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Diese Geschichte hörte sich zu unglaubwürdig an. Vielleicht hatte ich gar keine Hexe vor mir, sondern eine Frau, die sich wichtig machen wollte und die gehört hatte, daß der Yard eine Sonderabteilung zur Bekämpfung von Geistern und Dämonen eingerichtet hatte.
    »Vielleicht können Sie mir Ihre magischen Fähigkeiten beweisen?« schlug ich reserviert vor.
    Mara Lacatte blickte mich überrascht an. Jetzt macht sie gleich einen Rückzieher, dachte ich grimmig. Also doch eine Hochstaplerin und Schwindlerin!
    Im nächsten Moment ertönte dumpfes Brausen. Ich zuckte zusammen, aber ich reagierte zu spät. Ehe ich etwas unternehmen konnte, fegte ein fürchterlicher Sturm durch mein Büro und schleuderte mich von meinem Stuhl.
    Ich prallte hart gegen die Wand und verlor fast das Bewußtsein.
    Um mich herum tobte die Kraft der Hölle.
    ***
    Die Papiere flogen von meinem Schreibtisch hoch und trieben unter der Decke.
    Sogar der Schreibtisch hob sich und fiel mit donnerndem Poltern wieder auf den Boden zurück. Sekundenlang drohte der schwere Aktenschrank zu kippen.
    Das Telefon knallte wie von Geisterhand bewegt gegen die Wand. Hinterher waren nur noch Trümmer übrig. Die Stühle segelten gegen die Decke und barsten.
    Dieses infernalische Toben dauerte erst wenige Sekunden, aber mein Büro war vollständig verwüstet.
    Und inmitten dieses Chaos saß Mara Lacatte, in ein rötliches Schimmern eingehüllt, völlig unberührt von den Orkanstößen. Ihre Augen blickten entrückt ins Nichts.
    »Aufhören!« brüllte ich ihr zu. »Hören Sie auf!«
    Ich hatte sie gebeten, mir eine Vorstellung zu geben, aber doch nicht so!
    Sie reagierte nicht, und der Sturm tobte weiter. Keuchend und nach Luft ringend stemmte ich mich auf die Hände und Knie hoch und robbte auf Mara zu. Wenn sie noch lange weitermachte, mußten wir für Scotland Yard ein neues Gebäude errichten.
    Es wurde immer schlimmer. Nebelfetzen trieben mit wahnwitziger Geschwindigkeit durch mein Büro, verdichteten sich und bildeten Dämonenfratzen aus, die im nächsten Moment wieder zerflossen.
    Ächzend kämpfte ich mich voran. Als wäre ich in einem zähklebrigen Brei gefangen, kam ich kaum von der Stelle. Das rote Leuchten um Mara verstärkte sich.
    Nicht eines ihrer goldblonden Haare bewegte sich, obwohl der Sturm an Heftigkeit zunahm und mich wieder gegen die Wand zu drücken drohte.
    In höchster Bedrängnis stemmte ich die Füße gegen den Boden und riß mein Hemd über der Brust auf.
    Das silberne Kreuz, das ich an einer silbernen Kette um den Hals trug, leuchtete hell auf. An den vier Balkenenden waren die Symbole der vier Erzengel eingraviert.
    Die Kraft des Guten stemmte sich den dämonischen Einflüssen entgegen, aber ganz aufgehoben wurden sie nicht. Ich kam endlich von der Stelle und erreichte die rote Sphäre, in die Mara sich gehüllt hatte.
    Als ich die Hand ausstreckte, konnte ich die rote Schale nicht durchbrechen. Doch nun wandte mir Mara endlich das Gesicht zu. Entsetzt starrte sie mich an.
    »Gehen Sie weg, John Sinclair!« schrie sie kreischend. »Zerstören Sie meine Sphäre nicht! Das sind meine Schwestern! Sie wollen mich vernichten!«
    Ihr Entsetzen war echt. Ich begriff augenblicklich, daß es sich gar nicht um eine Demonstration von Maras Fähigkeiten handelte. Die rote Sphäre diente nur ihrem eigenen Schutz.
    Ich streifte das Kreuz vom Kopf, hielt es hoch und schleuderte den Dämonen einen machtvollen Bann entgegen. Sofort wurde das Toben des Sturms schwächer. Ich ließ noch einige Sprüche der Weißen Magie folgen und atmete tief aus, als sich die Lage normalisierte.
    Das heißt, das Wüten der entfesselten Elemente hörte auf. Das Chaos von umgeworfenen Möbelstücken und durcheinandergeworfenen Papieren blieb.
    Die Tür meines Büros flog auf. Im selben Moment erlosch die rote Aura um Mara Lacatte. Glenda Perkins und Superintendent Sir Powell bekamen sie nicht mehr mit.
    Dafür starrten die beiden entgeistert auf mein zerstörtes Büro.
    »Was ist denn hier geschehen?« rief der Superintendent entsetzt. Er glotzte mich an, als wäre ich selbst ein Dämon.
    Ich zuckte gleichmütig mit den Schultern und schob mit dem Fuß einen Aktenordner beiseite. »Mir hat mein Büro nicht mehr gefallen, Sir. Darum habe ich umgeräumt. Miß Lacatte hat mir dabei geholfen.«
    »Mara, John! Nennen Sie mich Mara«, sagte die Hexe und lächelte zaghaft.
    Ich nickte ihr zu. »Okay, Mara. Jetzt glaube ich Ihnen. Und ich werde überlegen, wie ich Ihnen
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