Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0059 - Der Dämon aus der Tiefe

0059 - Der Dämon aus der Tiefe

Titel: 0059 - Der Dämon aus der Tiefe
Autoren: A.F. Morland
Vom Netzwerk:
intakt. Nichts war kaputt. Alles wurde seiner vorbestimmten Funktion noch gerecht.
    Vor allem die brennenden Kerzen verblüfften den Jungen. Er konnte sich das Rätsel nicht erklären. Kerzen können nicht mehr als hundert Jahre lang brennen!
    Er betrachtete sie aus der Nähe. Sie waren erst vor wenigen Augenblicken angezündet worden. In dem Moment vielleicht, wo er mit Mick das Grundstück betreten hatte?
    Wieso waren sie ihm nicht gleich aufgefallen, als er eingetreten war?
    Frostige Schauer rieselten dem verängstigten Jungen über den heißen Rücken. Er räusperte sich. Das Geräusch zitterte durch die riesige Halle. Es gab ein gespenstisches Echo.
    An den Wänden hingen teure handgeknüpfte Teppiche und wertvolle Holzschnitzereien, wie sie heute nicht mehr hergestellt werden. Es gab Lanzen und Schwerter, dekorativ angeordnet.
    Plötzlich vernahm Casa Schritte. Sie schlurften irgendwo über den Boden. Eine eiskalte Lähmung überfiel den Jungen. Eine raue Gänsehaut umspannte seinen zitternden Körper. Mit schreckensstarren Augen blickte er in die Richtung, aus der die schlurfenden Geräusche vermutlich gekommen waren.
    Wer kam da?
    Er wird dich für dein freches Eindringen bestrafen! , hämmerte es in Phils Kopf.
    Immer größer wurden die Augen hinter dem dicken Brillenglas.
    Casas Atem ging stoßweise. Er wünschte sich mit einemmal, dieses Spukhaus niemals betreten zu haben. Warum war ihm bloß diese wahnsinnige Idee gekommen? Warum hatte er Mick diesen verrückten Vorschlag gemacht? Warum hatte er sich freiwillig in eine solche Gefahr begeben?
    Keine Schritte mehr.
    Das ängstigte den Jungen zu Tode. Er wusste nun ganz sicher, dass er nicht allein in diesem Haus war. Und er fühlte deutlich, dass er in diesem Augenblick von einem starren Augenpaar belauert wurde.
    Die Furcht schnürte ihm die Kehle zu. Er schob den Finger in den Hemdkragen und fuhr einmal rund um den Hals.
    »Ist da jemand?«, fragte der rothaarige Junge mit bebender Stimme. »Hallo… Ist da jemand?«
    Nichts.
    Stille. Sie legte sich zentnerschwer auf Phil Casas Brust. Benommen riss er den linken Arm hoch. Er warf einen schnellen Blick auf seine Uhr.
    Noch fünf Minuten. Oh Gott, das halte ich nicht mehr aus! , stöhnte Phil im Geist.
    Plötzlich ächzte eine Tür. Nicht die Eingangstür. Ein gespenstischer Lichtschein flutete in die Halle. Ein riesiger Schatten kroch aus dem Nebenraum heraus.
    Casas erste Reaktion war, herumwirbeln und fortrennen zu wollen. Doch etwas in ihm ließ es dazu nicht kommen. Er stand wie angewurzelt da und starrte die spukhafte Erscheinung an. Das Schlurfen der Schritte wurde lauter.
    Mit einemmal dachte Phil an seinen Freund Mick. Möglich, dass Mick nicht vor dem Haus stehen geblieben war, sondern dieses Haus an einer anderen Stelle betreten hatte.
    Kam da Mick?
    »Mick?«, fragte der rothaarige Junge unsicher.
    Ein Seufzen war die einzige Antwort. Phil erschauerte. Der dunkle Schatten glitt langsam über den steinernen Boden. Er näherte sich dem Jungen.
    Wessen Schatten war das?
    Casas Nerven vibrierten. Seine riesigen Augen kletterten über die Schwärze des Schattens hinweg und auf die Tür zu, die sich vorhin geöffnet hatte.
    Da fuhr ihm ein Eissplitter ins Herz.
    In der Tür stand ein alter Mann. Weißes dichtes, struppiges Haar, kräftig, mit breiten Schultern, hochgewachsen. Seine Nase war groß, schmal und gebogen wie der Schnabel eines Raubvogels. Er trug einen blutroten, bis auf den Boden reichenden Mantel, in den goldene Zeichen gestickt waren, die Casa nicht kannte.
    Einen Schock riefen in dem Jungen – er war mit einem Schlag nüchtern – die Augen des unheimlichen Alten hervor.
    Phil hatte noch keinen Menschen so feindselig und böse blicken gesehen wie diesen Mann.
    »Wer… wer sind Sie?« fragte Casa mit einer dünnen, gepressten Stimme.
    Die Stimme des Alten klang seltsam hohl, als er antwortete: »Mein Name ist Elias Keene!«
    ***
    Mick Kovacs stand auf dem Grundstück vor dem Haus des Henkers wie auf Nadeln. An die hundertmal hatte er auf seine Armbanduhr geschaut. Endlich war die letzte Minute angebrochen. Mick leckte sich aufgeregt die Lippen. Er wischte sich mit einer fahrigen Bewegung den Schweiß von der Stirn.
    Nein, für ihn war dieses Spiel jetzt zu Ende. Wenn Phil aus dem Haus kommen würde, würde er, Mick sich geschlagen geben. Dieses lange Warten hier draußen hatte ihm den Nerv gezogen. Jetzt noch fünfzehn Minuten dort hineinzugehen, war für ihn nicht mehr drin.
    Kovacs
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher