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0058 - Kalter Rauch und heißes Blei

0058 - Kalter Rauch und heißes Blei

Titel: 0058 - Kalter Rauch und heißes Blei
Autoren: Kalter Rauch und heißes Blei
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nicht viel weiterhelfen. Tate hatte sich während der letzten Wochen einen Bart wachsen lassen, einen kleinen Schnurrbart, wie er jetzt wieder Morde zu werden scheint.«
    »Das kann man retuschieren«, flocht Phil beiläufig ein.
    »Ich habe noch eine andere Frage, Mr. Worman: Wie sind die tatsächlichen geschäftlichen Auswirkungen dieser Katastrophe?«
    Worman fuhr sich mit beiden Händen zugleich in die Haare.
    »Furchtbar, sage ich Ihnen! Ganz furchtbar. Haben Sie die heutigen Börsennotierungen schon gesehen?«
    Phil verzog den Mund. Er hatte wahrscheinlich während der letzten drei Jahre überhaupt keine Börsennotierungen gesehen und auch ich halte diese Zahlentafel zumeist nur für eine amüsante Unterhaltung für Eingeweihte. Seit ich allerdings einen Teil meiner geringen Ersparnisse in Aktien eines großen Chemiekonzerns angelegt habe, betrachte ich wenigstens die Kurse »meiner« Gesellschaft mit Interesse.
    »Leider noch nicht«, sagte ich also im Ton höflichen Bedauerns.
    » United ist um zwölf Punkte gefallen! Das war seit dem ›Schwarzen Freitag‹ noch nicht wieder da. Was glauben Sie, was bei uns los ist? Der Generaldirektor persönlich hat schon dreimal angerufen und die Leute von unserer Börsenabteilung sind allesamt einem Schreikrampf nahe.«
    »Furchtbar!«, sagte ich im Ton tiefsten Mitgefühls, während Phil sein Gesicht in traurige Falten legte, ohne recht zu wissen, warum eigentlich. »Wer ist denn Ihr Generaldirektor?«, fragte er voller Unschuld.
    »Mr. J. D. Conger!«
    Ich wusste nicht viel mit dieser Auskunft anzufangen und ahnte nur, dass dieser J. D. Conger ein ziemlich reicher Mann sein musste, und damit hatte ich wohl auch das Richtige getroffen.
    ***
    Wir hatten in der Personalabteilung nicht nur ein Bild Andy Tates bekommen, sondern auch noch seine genaue Adresse. Auf einem kleinen Umweg über unser Hauptquartier hatten wir uns einen Befehl zur Haussuchung beschafft, und jetzt befanden wir uns auf dem Weg zu Tates Wohnung.
    »Die nächste Querstraße links muss es sein«, wies mich Phil ein.
    Er hatte den Stadtplan auf den Knien. Wir kennen uns in New York beinahe so gut aus wie ein Taxifahrer, dafür sorgt schon unsere stete Schulung, die sich nicht nur auf kriminalistische Fächer und wissenschaftliche Vorträge beschränkt. Aber man kann einfach nicht alles wissen, und gerade hier entstehen fast täglich neue Straßenzüge, seitdem alle Welt aus der City hinaus in die weiten Vorstädte strebt. Die Hoover-Siedlung war noch nicht ein Jahr alt!
    Ich fand ohne Weiteres die angegebene Hausnummer und sah zu meinem Erstaunen, dass es sich um ein ziemlich großes Einfamilienhaus handelte.
    »Er wird zur Untermiete wohnen«, bemerkte Phil, der meine Gedanken wohl erraten hatte.
    Wir klingelten an der Tür. Eine ganze Weile musste wir warten bis uns aufgemacht wurde, und dann war es eine alte Frau, die uns mit unsicheren Blicken musterte.
    Wir begrüßten sie höflich, wiesen uns aus und zeigten unseren Durchsuchungsbefehl für Andy Tates Wohnung.
    »Ja… ich verstehe nicht recht… ist denn etwas mit ihm? Er hat ein Zimmer oben…aber ich weiß nicht, ob er überhaupt zu Hause ist. Soll ich einmal nachsehen?«
    »Nicht nötig, Madam«, winkte ich ab. »Das besorgen wir schon. Wann haben Sie ihn zu letzten Mal gesehen?«
    »Gesehen? Ja - heute Morgen - oder, nein, ich weiß es nicht mehr genau. Er geht immer so leise fort, und er kommt so leise - manchmal weiß ich wirklich nicht, ob er überhaupt hier ist!«
    Sie schien sich wirklich nicht sehr um ihren Untermieter zu kümmern. Dass Tate noch im Haus verborgen war, und sie hier nur Zeit für ihn gewinnen wollte, schien mir ausgeschlossen. Die Frau sah nicht danach aus.
    Wir gingen die teppichbelegte Treppe hinauf, die alte Dame folgte uns langsam.
    »Darum können wir uns leider nicht kümmern, Madam«, sagte Phil.
    »Ach ja«, meinte sie. »Sie kommen ja wohl von der Polizei, l/icht wahr? Oder was war es doch gleich?«
    So etwas kann man immer wieder erleben: Leute, die in den wichtigsten Fragen so unsicher sind, dass sie jeden ins Haus lassen, der nur einigermaßen energisch auftritt - ob er sich als Mann vom E-Werk ausgibt oder eine Volkszählung veranstaltet. Kaum einer betrachtet sich den Ausweis genau genug. Man braucht sich wirklich nicht zu wundern, dass noch immer so viele Leute in der eigenen Wohnung überwältigt und ausgeraubt werden!
    Andy Tates Zimmer erwies sich als ein Appartement mit Kochnische, kleinem Bad und
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