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0057 - Finger weg von solchen Sachen

0057 - Finger weg von solchen Sachen

Titel: 0057 - Finger weg von solchen Sachen
Autoren: Helmut Kobusch
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Washington, Sonderbeauftragter Bender, bitte«, sagte ich, als sich die Stimme einer Telefonistin vom Fernamt gemeldet hatte. »Sofort, Sir.«
    Es ging wirklich überraschend schnell, bis ich hörte: »Bender.«
    »Cotton. Ich brauche Ihre Hilfe, Bender.«
    , »Ja? Was kann ich tun?«
    »Ich halte eine Warnung an die Bevölkerung von New York für unumgänglich notwendig. Andererseits würde hier eine Panik aufkommen, wenn die Warnung nur in New York verbreitet wird, weil sich dann jeder sagen kann, daß wir mit dem Auftauchen von Babykiller Jackson in New York rechnen.«
    »Schön, das ist einleuchtend. Und wie wollen Sie nun die Bevölkerung warnen, ohne daß dieser Verdacht aufkommen kann?«
    »Ich finde, es geht nur auf eine einzige Art: Alle Rundfunkstationen der Staaten müssen diese Warnung verbreiten. Dann wird jeder vorsichtig sein und im geheimen doch die Hoffnung haben: Na, dieser fürchterliche Kindesmörder wird sich doch wohl nicht gerade in unserer Gegend herumtreiben.«
    »Hm. Natürlich haben Sie recht. Andererseits wird die Presse aus diesem im ganzen Land verbreiteten Aufruf entnehmen, daß wir nicht einmal eine Ahnung davon haben, wo Jackson überhaupt auftauchen könnte.«
    »Die Presse hat uns schon mehr als einmal unterschätzt und ungerechtfertigte Vorwürfe gemacht. Das müssen wir in Kauf nehmen.«
    »Gut, ich werde sofort einen Text entwerfen lassen und an sämtliche Rundfunkstationen per Fernschreiben verbreiten lassen. Auch sämtliche Pressebüros werde ich anschreiben lassen.«
    »Danke.«
    »Nichts zu danken. Wollen Sie den Text erst hören, bevor ich ihn ’rausgehen lasse?«
    »Nicht nötig. Sie verstehen so etwas mindestens ebensogut wie ich. So long, Bender.«
    »So long, Cotton.«
    Ich warf den Hörer auf die Gabel. Wie immer in solchen Fällen waren meine Gedanken schneller gewesen, als man sie aussprechen konnte. Ich langte aber bereits wieder zum Ortstelefon, als der andere Hörer noch nicht ganz auf der Gabel lag.
    »State Police.«
    »FBI, Cotton. Bitte den Einsatzleiter.«
    ***
    »Einsatzleiter State Police!«
    »Cotton. Ich spreche in Sache Nummer eins. Lassen Sie bitte sofort alle Einfallstraßen nach New York mit Straßenkontrollen abriegeln. Jeder Wagen muß angehalten und durchsucht werden. Wir fahnden nach einem Mann, dessen Beschreibung ich Ihnen sofort von unserer Presseabteilung durchgeben lassen werde. Am besten schließen Sie sich ein Tonband an Ihr Telefon, um die Beschreibung aufzunehmen.«
    »Okay. Ich lasse sofort ein Tonband anschließen. Geben Sie mir inzwischen die zuständige Abteilung.«
    »Ja, sofort.«
    Ich drückte das Knöpfchen am Telefon und wählte den Hausanschluß unserer Presseabteilung.
    Ich lauschte, bis ich am Knacken in meiner Leitung hörte, daß das Gespräch mit der State Police jetzt über die Leitung unserer Presseabteilung lief. Ich legte dann den Hörer auf.
    Alles, was bis zu diesem Augenblick geschehen war, entsprach ganz den Vorbereitungen, die in einem Fall getroffen werden, von dem es bei uns mit Recht heißt: »… ins Blaue hinein manövrieren.« Wir hatten schließlich nur Vermutungen, nicht einen wirklichen konkreten Anhaltspunkt. Trotzdem taten wir so, als wäre uns die Person des Täters doch halbwegs bekannt, weil wir ja nicht einfach die Hände in den Schoß legen konnten.
    Ich stützte den Kopf in beide Hände und daqhte nach. Es ist die Beschäftigung, die einem Kriminalbeamten entschieden am häufigsten zugemutet wird. Und eine aufregende Jagd mit Knallerei auf beiden Seiten ist schließlich zu neunzig Prozent immer erst das Ergebnis von richtigem Nachdenken.
    Deshalb soll man sich hüten, diese stille Art unserer Arbeit zu verachten. Wie ein Schuß nur treffen kann, wenn er richtig gezielt worden ist, kann ein Verbrecher nur gestellt werden, wenn seine Spur richtig durchdacht wurde.
    Mitten hinein in mein Grübeln erscholl plötzlich das schrille Läuten eines der Telefonapparate. Ich nahm den Hörer ab und meldete mich vorschriftsmäßig, weil ich am brennenden Kontrollämpchen sah, daß das Gespräch von draußen kam.
    »Federal Bureau of Investigation, Distrikt New York, Cotton am Apparat.«
    »Elizabeth Hospital, 14. Bezirk. Einen Augenblick, bitte. Ich verbinde Sie mit Chefarzt Doc Oberlander.«
    »Ich warte.«
    Es knisterte ein paarmal in der Leitung, dann hörte ich die tiefe Baßstimme eines Mannes, der sagte: »Oberlander. Spreche ich mit Mr. Jerry Cotton von der hiesigen FBI-Behörde?«
    »Ja, hier ist
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