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0057 - Finger weg von solchen Sachen

0057 - Finger weg von solchen Sachen

Titel: 0057 - Finger weg von solchen Sachen
Autoren: Helmut Kobusch
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aus Washington verarbeitet hatten. An meiner Officetür wurde bereits ein Schild angenagelt: Fonderabteilung Babykiller Jackson. Sollte jemand aus der Bevölkerung mit Hinweisen zu uns kommen, würde es kein Suchen geben nach dem zuständigen Mann. In solchen Fällen ist ja faktisch alles nur eine Frage der Organisation. Nur reibungslos organisiertes Funktionieren des mächtigen Apparats gewährleistete Schnelligkeit. Und auf die kam es an.
    Wir hatten gerade unsere zweite Zigarette geraucht, da standen auch schon die vier Zusatztelefone auf meinem Schreibtisch. An jedem klebte ein Zettel: »Rundspruch«, »Fernamt«, »Ortsnetz« und »Leitstelle Funkstreife.« Es sah vielleicht ein bißchen komisch aus, aber es würde die Arbeit erleichtern, und darauf kam es schließlich an.
    Während in meinem Office alles hergerichtet wurde, hatte ich mich in der Kantine mit zwei Tassen starkem Kaffee versorgt und zwei Zigaretten dabei geraucht. Als ich wieder ins Office kam, war mir einiges klargeworden.
    Ich wählte die Nummer der Stadtpolizei.
    »City Police«, klang es gleich darauf in meinem Hörer.
    »Den Commissioner, bitte.«
    »Tut mir leid, Sir. Der Commissioner hat uns Anweisung gegeben, in den nächsten dreißig Minuten keine Telefongespräche für ihn anzunehmen. Wir sollen mit…«
    Ich unterbrach ihn.
    »Und wenn der Kaiser von Japan gerade bei ihm säße! Hier spricht Jerry Cotton vom FBI! Und ich möchte eine Blitzverbindung mit dem Commissioner!«
    »Ich werde es versuchen«, wurde mir verschnupft erwidert. Dafür hatte ich nach einer halben Minute den Chef der New Yorker Stadtpolizei an der Strippe.
    »FBI, Cotton«, sagte ich. »Entschuldigen Sie, daß ich Sie störe, aber es geht um Nummer eins.«
    »Weiß Bescheid, Cotton. Das Fernschreiben aus Washington kam vor ungefähr einer Viertelstunde. Haben Sie schon irgendwelche Anweisungen für uns?«
    Endlich ein vernünftiger Mann, dachte ich erleichtert.
    »Nein, noch nicht. Aber schicken Sie mir bitte sofort Ihren Einsatzleiter vom Dienst und den Einsatzleiter für heute nacht ins FBI-Gebäude, damit wir den verstärkten Streifendienst ausarbeiten.«
    »Okay, Cotton. Ich werd’s veranlassen.«
    »Danke. Und dann sorgen Sie bitte dafür, daß jeder Mann bei Ihnen über die Koordinierung aller Polizeikräfte in dieser Sache Bescheid bekommt.«
    »Wollen Sie eine Panik unter den Müttern vermeiden?«
    »Wenn es sich arrangieren läßt, ja.«
    »Das ist vernünftig, Cotton. Es wird alles besorgt, wie Sie’s haben wollen. Im übrigen möchte ich Ihnen privat noch dazu sagen, daß ich Sie auch in jeder Hinsicht bei dieser Sache unterstützen werde, die eventuell über die Grenzen der Dienstvorschrift hinausgeht.«
    Donnerwetter, dachte ich. Laut aber sagte ich: »Vielen Dank, Commissioner. Das freut mich wirklich.«
    »Nichts zu danken. Ich — eh — ich habe nämlich eine siebenjährige Tochter…«
    Das Knacken in der Leitung verriet, daß er aufgelegt hatte. Ich tat es auch und wählte sofort die Hauptnummer der State Police. Mit diesen Leuten führte ich zwei Gespräche des gleichen Inhalts wie eben mit der City Police.
    Auch von der State Police wurde mir jede erdenkliche Hilfe zugesichert. Danach rief ich über die Hausleitung unser Archiv an und sagte: »Hier ist Jerry. Hängt mir bitte sofort die große Straßenkarte von New York in den kleinen Sitzungssaal.«
    »Geht in Ordnung, Jerry.«
    Ein anderes Hausgespräch unterrichtete den Leiter unserer Funkstreifenwagen davon, daß er sich für mich auf Abruf bereithalten möchte. Als auch das geklärt war, lehnte ich mich im Sessel zurück und steckte mir eine Zigarette an.
    Was konnte, was mußte noch getan werden, um eine Bestie in Menschengestalt zu fangen? Zu fangen und unschädlich zu machen, bevor sie neues Unheil anrichten konnte?
    Ich mußte um jeden Preis eine Panik vermeiden. Andererseits aber erschien es mir notwendig, die Bevölkerung zu warnen. Innerhalb der nächsten Tage durfte kein Kind ohne Aufsicht im Freien spielen. Eindringliche Verwarnung an alle Kinder, ja nicht mit irgendeinem Mann mitzugehen, war unbedingt erforderlich. Desgleichen eine eindringliche Mahnung zur Wahrnehmung der elterlichen Aufsichtspflicht an alle Eltern. Das konnten nur der Rundfunk und die Presse besorgen. Aber gleichzeitig mußte es in einer Form geschehen, die jede Panikstimmung vermied.
    Dafür gab es nur eine Möglichkeit. Ich griff zum Hörer meines Tel'efons für die Ferngespräche.
    »Blitzgespräch nach
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