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0056a - Wir sprangen in den Teufelskreis

0056a - Wir sprangen in den Teufelskreis

Titel: 0056a - Wir sprangen in den Teufelskreis
Autoren: Wir sprangen in den Teufelskreis
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einem Häufchen tonartiger Masse. Plastiksprengstoff. So an den Hörer angeschlossen, dass sich ein Stromkreis zum Sprengstoff in dem Augenblick schließen musste, da jemand den Hörer abnahm.
    Ich stellte das Gehäuse auf den Boden zurück und nahm den Hörer ab, da es noch immer klingelte. Natürlich meldete sich niemand. »Pech gehabt!«, sagte ich laut und deutlich in den Hörer und legte ihn wieder auf. Diese Runde hatten wir gewonnen.
    ***
    »Sie müssen unsere Verspätung entschuldigen«, sagte ich, nachdem Sennegan mit seinem Schützling Lucci hereingeführt worden war. »Wir hatten eine wichtige Sache zu erledigen, die keinen Aufschub duldete. Bitte, nehmen Sie Platz!«
    Die beiden setzten sich. Der Anwalt hatte einiges von seiner Sicherheit eingebüßt. Er sagte sich wohl selbst, dass man einen Mandanten, der eines Mordes und der Beteiligung an einem zweifachen Mordversuch so gut wie überführt ist, nicht durch Frechheit verteidigen kann.
    »Haben Sie es sich überlegt?«, fragte ich. »Sie kennen meine Fragen: Nummer eins lautet: Wer gab Ihnen den Auftrag, meinen Kollegen und mich zu erschießen?«
    Lucci warf einen fragenden Blick auf seinen Anwalt. Sennegan nickte.
    »Es war Steve Ohio«, sagte Lucci. »Ich weiß nicht, ob Sie von dem Mann schon mal gehört haben.«
    »Flüchtig«, sagte ich. »Wie viel zahlte er?«
    »Zehn Mille.«
    Ich senkte den Kopf und schwieg. Für zehntausend Dollar war dieser Bursche bereit, wildfremde Menschen umzubringen.
    Phil schien die gleichen Gedanken zu haben, denn er fragte Lucci: »Würden Sie Selbstmord begehen, wenn ich Ihnen eine Million Dollar dafür zahle?«
    Lucci sah ihn verständnislos an.
    »Ich? Aber was hätte ich denn von der Million, wenn ich mich umbringen soll?«
    »Sie Narr«, sagte Phil klar. »Für eine Million wollen Sie es nicht tun. Aber für zehntausend Dollar haben Sie es getan. Oder glauben Sie, das es etwas anderes als nackter Selbstmord ist, zwei G-men umlegen zu wollen?«
    Lucci senkte den Kopf. Alles, was an ihm einmal selbstsicher, frech, aufgeblasen gewesen war, hatte sich verflüchtigt. Vermutlich hatte ihm Sennegan den Ernst seiner Situation begreiflich gemacht.
    »Sie geben zu, dass Sie Ruster erschossen haben?«, fragte Phil.
    Lucci hauchte ein kaum hörbares
    »Ja.«
    »Wie kam es, dass Ruster die Kugel so bekam, dass sie zu seiner linken Schläfe wieder herausdrang? Wenn er neben Ihnen auf dem Beifahrersitz saß, hätte die Kugel doch an der rechten Schläfe herausdringen müssen?«
    »Ruster kniete auf dem Sitz. Er hatte das Gesicht halb zur Seite, halb nach hinten gewandt. Er schoss mit der Tommy Gun nicht durch das Fenster, sondern hatte die Tür aufgemacht. Durch den Spalt hielt er den Lauf der Waffe und feuerte. Ich sah, dass er beide verfehlte und dass wir selbst beschossen wurden. Da drückte ich von unten her ab. Im selben Augenblick riss ich den Wagen in die scharfe Linkskurve, um nicht auf den Bordstein zu geraten, denn ich fuhr ja quer über die Straße. Durch den Schwung flog die Tür auf, und Ruster kippte hinaus. Das hatte ich nicht geplant, aber ich konnte es nicht mehr ändern.«
    »Wo ist die Maschinenpistole, mit der er auf uns schoss?«
    »Die liegt im Keller unter den Kohlen.«
    Phil nickte zufrieden.
    Ich fragte: »Wo wohnt Ohio? Zerbrechen Sie sich den Kopf, Lucci. Sie haben alle Ürsache, uns jede erdenkliche Hilfe zu leisten.«
    »Ich weiß nur, dass er jeden Mittag gegen zwölf in Rafaelos italienischem Speiserestaurant in der Beekman Street isst, wenn er in New York ist.«
    »Wo liegt die Beekman Street?«
    »Das ist eine Querstraße zur Front Street. In dem Restaurant habe ich Ohio vor etwa einem Jahr kennengelernt.«
    »Okay«, sagte ich. »Das genügt für heute. Ich rufe Sie an, Mr. Sennegan, und verständige Sie, wann das nächste Verhör stattfindet.«
    »Vielen Dank, Mr. Cotton!«
    Die beiden zogen ab. Ich unterdrückte ein Schmunzeln. Sennegans überraschende Höflichkeit wirkte nach seinem früheren Benehmen ein bisschen komisch.
    Wir trafen unsere Vorbereitungen. Bevor wir gingen, suchten wir Lucci noch einmal in seiner Zelle auf und ließen uns Ohio ausführlich beschreiben…
    Vierzehn Minuten nach zwölf setzte sich Ohio an einen freien Tisch in dem Lokal, dass uns Lucci genannt hatte, und gab eine Bestellung auf. Er sah so rechtschaffen und zufrieden aus, als hätte er gerade einen ehrlichen halben Arbeitstag hinter sich gebracht und freue sich nun auf sein Essen.
    Die Suppe wurde ihm serviert.
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