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0056a - Wir sprangen in den Teufelskreis

0056a - Wir sprangen in den Teufelskreis

Titel: 0056a - Wir sprangen in den Teufelskreis
Autoren: Wir sprangen in den Teufelskreis
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McKinnley vom Büro der Mordkommission Manhattan-Ost, den wir in seinem Office in der 44. Straße Ost aufgesucht hatten. »Tja, ich erinnere mich noch gut an die Geschichte mit Reastray. Die Sache wirbelte damals einigen Staub in der Gesellschaftspresse auf. Immerhin war Reastray runde drei Millionen schwer.«
    »Zwei Millionen vierhunderttausend«, verbesserte Phil lakonisch.
    »So? Na, ist auch noch ein ganz schöner Batzen.«
    »Womit beging Reastray eigentlich Selbstmord?«, erkundigte ich mich.
    McKinnley schmunzelte. »Er ließ sich voll Whisky laufen und trank mit dem letzten Glas zwanzig darin aufgelöste starke Schlaftabletten. Anschließend legte er sich zu Bett. Als ihn seine Frau am nächsten Morgen gegen zehn oder elf wecken wollte, war er tot.«
    »Wo war seine Frau an dem Abend, als er die Tabletten nahm?«
    »Laura? Die war zu Hause, genauso wie er. Sie hatten eine kleine Party gefeiert. Was Millionäre so unter klein verstehen. Ich schätze, dass fünfundzwanzig Leute anwesend waren.«
    »Und während der Party nahm Reastray die Tabletten?«
    »Nicht während, sondern nach der Party Die letzten Gäste gingen gegen ein Uhr. Laura sagte aus, ihr Mann wäre so sternhagelvoll gewesen, dass zwei Freunde der Familie ihr eine halbe Stunde vorher helfen mussten, ihn zu Bett zu bringen. Er habe angefangen, die Gäste - namentlich die weiblichen - zu belästigen.«
    »Augenblick mal, McKinnley!«, rief Phil, der sich eine Zigarette angesteckt hatte und auf der Fensterbank hockte.
    »Wollen Sie sagen, dass Reastray so voll war, dass er nicht allein ins Bett gehen konnte?«
    »Nach den Aussagen der Gäste und seiner Frau muss man das annehmen. Er fiel ja sogar zweimal um, bevor sie ihn ins Schlafzimmer komplimentierten. Einmal stolperte er über die Teppichkante und schlug der Länge nach aufs Parkett, mitten zwischen die Paare, die tanzten. Das andere Mal kippte er vom Stuhl und krachte hin. Demnach muss er doch wirklich volltrunken gewesen sein.«
    »Wer sagt das mit dem zweimaligen Umfallen?«, bohrte Phil.
    »Diese Aussage ist von allen Gästen bestätigt worden, die sich während dieser kleinen Unfälle gerade in dem Raum aufhielten.«
    »Gab es denn auch andere Gäste, die zu der Zeit woanders waren?«
    McKinnley lächelte fast mitleidig.
    »Decker, Sie sollten sich mal die Wohnung der Reastray ansehen. Ich schätze, dass sieben oder acht Zimmer zu dem Apartment gehören. Mindestens die Hälfte der Zimmer stand den Gästen offen. In einem gab’s ein kaltes Büfett, in einem anderen war eine große Bar aufgebaut und in einem dritten wurde getanzt. Dazu kommt noch mindestens ein Zimmer, wo man sich auch mal von dem Trubel für ein paar Minuten zurückziehen konnte.«
    Phil rutschte ein wenig zur Seite, sodass er zum Fenster hinausblicken konnte. Während er mit den Fingerspitzen einen Beat auf die Fensterbank klopfte, sagte er nachdenklich: »Es steht also zweifelsfrei fest, dass Reastray an diesem Abend schwer getankt hatte. Trotzdem scheint er in der Lage gewesen zu sein, sich ohne jede Hilfe ein Glas Whisky-Soda zu besorgen, zwanzig 6 Schlaftabletten darin aufzulösen und den Kram zu trinken.«
    McKinnley stieß deutlich hörbar die Luft aus.
    »Was wollen Sie, Decker?«, rief er ärgerlich. »Glauben Sie, wir wären nicht über diesen Widerspruch gestolpert? Auf der einen Seite so unsicher auf den Beinen, dass er zweimal hinfällt, auf der anderen Seite so eine sichere Hand, dass er zwanzig Tabletten in ein verhältnismäßig schmales Glas praktizieren kann, ohne auch nur eine danebenzuwerfen. Aber ein seltsamer Umstand berechtigt uns noch nicht dazu, aus einem Selbstmord einen Mord zu konstruieren.«
    »Natürlich nicht«, lenkte ich ein. »Es macht Ihnen ja keiner einen Vorwurf. Wir stellen nur fest, McKinnley, dass uns die gleichen Dinge auffallen. Wir wissen doch selber, dass zwischen Vermutungen und beweiskräftigen Tatsachen ein himmelweiter Unterschied ist. Sagen Sie, Lieutenant, was für ein Motiv hat Reastray eigentlich gehabt, sich umzubringen? Am Geld kann’s doch nicht gelegen haben?«
    »Nein, bestimmt nicht. Er hatte ja genug, um von den Zinsen prächtig leben zu können. Tja, Cotton, das ist der zweite wunde Punkt bei der Geschichte. Es gibt eigentlich kein Motiv. Wenigstens kein ausreichendes Motiv. Seine Frau erklärte offen, dass ihre Ehe nicht die beste gewesen sei, aber - meine Güte! - wer bringt sich denn gleich um, wenn er mal mit seiner Frau Krach kriegt?«
    »Außerordentlich
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