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0056a - Wir sprangen in den Teufelskreis

0056a - Wir sprangen in den Teufelskreis

Titel: 0056a - Wir sprangen in den Teufelskreis
Autoren: Wir sprangen in den Teufelskreis
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sensible Naturen, könnte ich mir denken, wären dazu imstande.«
    »Ach, du lieber Himmel! Außerordentlich sensibel! Wissen Sie, was Reastray war? Genau das Gegenteil von sensibel! Er war ein Pferd. Ein Nilpferd, besser gesagt! Was die Dicke seines Fels anlangt! Körperlich war er ein Strich in der Landschaft. Er gehörte zu denen, die täglich schiettimen können für zwei, ohne auch nur ein Gramm zuzunehmen. Aber seelisch war er so robust wie ein Panzer.«
    »Das wäre also Punkt zwei«, sagte Phil.
    Wieso stutzte McKinnley. Man konnte seinem runden Gesicht ablesen, dass er nicht mitkam.
    »Phil meint«, erklärte ich, »dass wir hier den zweiten mysteriösen Punkt haben. Oder sind Sie anderer Meinung?«
    McKinnley beugte sich vor.
    »Cotton, ich habe es nicht so gut wie Sie. Sie gehören zu einer Bundesbehörde, Ihnen kann es egal sein, wer hier in der Stadt die nächsten Wahlen gewinnt. Mir nicht. Ich bin städtischer Beamter. Und meine Beförderungsaussichten hängen von gewissen Wahlergebnissen ab. Das habe ich in den ersten fünf Jahren meiner Laufbahn gelernt. Und mittlerweile sitze ich seit neununddreißig Jahren hinter einem Schreibtisch der Kriminalabteilung. Ich habe mir längst abgewöhnt, eine Meinung zu haben. Ich untersuche gegebene Tatsachen. Meinungen darüber bilde ich mir nicht.«
    Ich stand auf. Auch Phil kam in meine Nähe, wo sich die Tür befand.
    »Okay, McKinnley«, sagte ich mit einem dankbaren Nicken. Ich verstand ihn nur zu gut. »Wir wollten Sie nicht ärgern. Sagen Sie uns noch die Adresse der Reastray. Wir wissen die Hausnummer nicht.«
    »773«, sagte McKinnley nach kurzer Überlegung.
    »Danke.«
    Wir wandten uns zur Tür. Auf der Schwelle drehte ich mich noch einmal um.
    »Wissen Sie zufällig, wie die beiden Männer hießen, die der Frau damals halfen, Reastray ins Bett zu bringen?«
    Das wusste er nach elf Monaten allerdings nicht mehr auswendig. Er musste sich die Akten aus dem Archiv kommen lassen, was eine Weile dauerte. Als er das leicht verstaubte Papierbündel vor sich liegen hatte, blätterte er eine Weile und nickte schließlich. »Hier sind sie. Es handelt sich um zwei Männer namens Steve Ohio und Mort Gussing!«
    ***
    Die Dame wohnte so feudal, wie man es bei zweieinhalb Millionen erwarten kann. Ihr Apartment lag in der neunzehnten Etage, und es war ein Apartment mit Pfiff. Zunächst umfasste es den ganzen Westflügel des Gebäudes. Fuhr man mit dem Lift hinauf, sah man sich plötzlich in einem kleinen Vorraum, von dem aus es außer dem Fahrstuhl nur noch eine einzige Tür gab. Auf der prangte schlicht und unübersehbar in glänzendem Metall der Name Reastray. Ein Vorname war überflüssig.
    Vielleicht gab’s in den Staaten noch andere Leute gleichen Namens, aber um wen es sich hier handeln konnte, das musste selbst dem Dümmsten klar sein. George Marvin Reastray, Millionär in Eiern. Reastray war Eiergroßhändler gewesen. Um ein Vermögen von über zwei Millionen damit zu machen, musste er die halbe Welt mit Eiern versorgt haben.
    Der Klingelknopf befand sich an der rechten Türverschalung, und wir entdeckten ihn ziemlich spät, denn er war ungefähr in Hüfthöhe angebracht, während wir dauernd in Augenhöhe gesucht hatten. Aber vielleicht sind manche Millionäre zu faul, beim Klingeln den Arm hochzuheben.
    Phil drückte das blanke Messingknöpf chen nieder. Kein Laut war hinter der Tür zu hören. Entweder ging die Klingel nicht, oder die Tür war schalldicht. Phil versuchte es sicherheitshalber noch einmal, danach warteten wir.
    Die Tür ging so plötzlich auf, dass wir zusammenfuhren- Aber statt der erwarteten Dame stand ein Mann auf der Schwelle. Er war nicht älter als höchstens fünfunddreißig, und sein weiches, aufgedunsenes Gesicht wirkte auf den ersten Blick unsympathisch.
    »Ah, Mr. Ohio und Mr. Gussing, nicht wahr?«, strahlte er uns an, indem er zur Seite trat und die Tür freigab. »Kommen Sie herein, meine Herren! Ich warte schon seit einer halben Stunde auf Sie.«
    Ein kurzer Blick zwischen Phil und mir genügte zur Verständigung. Wir traten über die Schwelle. Wie nebenher fragte ich: »Ist Laura nicht da?«
    »Nein«, erwiderte der weiche Bursche. »Sie war um zehn bei ihrem Friseur angemeldet, und jetzt ist es doch schon kurz vor elf: Sie sagte, ich könnte bei ihr warten. Wenn Sie erklärt hätten, dass Sie kommen würden, dann kämen Sie auch.«
    »Bestimmt«, nickte ich. »Wie Sie sehen, sind wir ja da.«
    Gleich hinter der Tür befand
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