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0056a - Wir sprangen in den Teufelskreis

0056a - Wir sprangen in den Teufelskreis

Titel: 0056a - Wir sprangen in den Teufelskreis
Autoren: Wir sprangen in den Teufelskreis
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sich der große Wohnraum. Er war bis in den letzten Winkel mit kostbaren Teppichen ausgelegt. Die Möbel sahen sehr alt und sehr gebrechlich aus. Die geschnitzten Beine der Stühle und Sessel waren stellenweise so dünn, dass ich Angst hatte, mich überhaupt einem so zart gebauten Ding anzuvertrauen. Aber sie waren kräftiger, als sie aussahen.
    »Mrs. Reastray war so liebenswürdig, mir die Benutzung der Hausbar zu gestatten«, sagte er. »Ich nehme an, dass ich diese Erlaubnis auch auf Sie ausdehnen darf. Was kann ich Ihnen anbieten?«
    »Whisky«, sagte ich. »Mit viel Soda.«
    »Viel?«, wiederholte er ungläubig. »Yiel Soda?«
    »Ja. Es ist heller Vormittag. Wir können nicht schon morgens anfangen, uns zu besäuseln«, erwiderte ich.
    Er kicherte. Es klang halb wie das Meckern einer jungen Ziege, halb wie das alberne Lachen einer Dreizehnjährigen. Mit gleitenden Bewegungen, die ebenfalls ausgesprochen weibisch wirkten, mischte er uns viel Soda in den Whisky, gab zwei Eiswürfel pro Glas hinzu und hielt uns die Drinks hin.
    Schweigend prosteten wir uns zu. Er trank etwas, das rötlichgelb aussah und garantiert sehr süß war. Er war der Kerl für süße Sachen. Ich stellte mein Glas behutsam auf ein Tischchen, dessen Platte aus bemalten Porzellanvierecken bestand.
    »Also«, sagte ich in geschäftlichem Ton, »machen wir’s kurz. Was liegt an?«
    Ich gab mir Mühe, ein möglichst unbefangenes Gesicht zu machen. Aber jeder Muskel in mir war angespannt. Ich wäre bereit gewesen, in Rekordzeit meine Dienstpistole in der Hand zu halten. Aber noch schien ich mich nicht verraten zu haben.
    Er meckerte wieder.
    »Hähähä! Sie sind gut! Was soll anliegen? Unser Geschäft liegt an!, mein letztes Angebot lautet: zwanzigtausend bare Dollar. Zahlbar nach Ausführung des Auftrags. Wie gesagt, es ist mein letztes Angebot!«
    Der Himmel allein mochte wissen, wovon dieser weichliche Kerl überhaupt sprach. Aber immerhin musste es eine interessante Sache sein. Zwanzigtausend Dollar zahlt kein Mensch für nichts und wieder nichts. Und wenn das Geld an derart zweifelhafte Figuren wie Ohio und Gussing gehen sollte, dann konnte man wetten, dass etwas an der ganzen Geschichte stank.
    »Halten Sie die Luft an!«, sagte ich grob. »Für zwanzig große Lappen reißen wir uns kein Bein aus!«
    Er rang die Hände und versicherte uns, dass das Geschäft für ihn nicht von Interesse wäre, wenn sich die Kosten erhöhten.
    Ich hätte ein halbes Monatsgehalt darum gegeben, zu wissen, von was für einem dreckigen Geschäft eigentlich die Rede war. Aber ich tappte ja völlig im Dunkeln. Auf gut Glück forderte ich: »Fünfundzwanzig müssen Sie locker machen. Sonst lohnt sich’s für uns nicht.«
    »Fünfundzwanzigtausend Dollar…!«, schrie er hysterisch und verdrehte die Augen. »Das ist ein Vermögen!«
    »Sie verdienen immer noch ganz gut dabei!«, grinste ich.
    Er seufzte, mixte sich wieder sein rötlichgelbes Zeug und trank es mit gespitzten Lippen, genau wie ein Mädchen Wein trinkt, wenn es zum ersten Mal in seinem Leben im Abendkleid auf einem Ball ist und mit aller Gewalt den Eindruck bester Erziehung machen will.
    »Also, wie ist das nun?«, grunzte ich und flegelte mich ein bisschen in meinen Sessel, weil ich so etwas von Ohio und Gussing erwartete, nach allem, was ich von ihnen gehört hatte.
    »Also, gut!«, seufzte er geschlagen. »Fünfundzwanzig! Der Teufel soll mich holen, wenn ich mich je im Leben wieder mit Ihnen auf so ein Geschäft einlasse!«
    Vielleicht holt dich der Teufel schon früher, dachte ich und sagte: »Aber die Hälfte ist vorher zahlbar!«
    Er fing wieder an zu handeln. Nach einigem Hin und Her jammerte er: »Aber ich bitte Sie! Welche Garantie habe ich denn, dass Sie den Auftrag überhaupt ausführen? Sie können die Anzahlung kassieren und rein gar nichts dafür tun. Dann bin ich der Geprellte.«
    »Und welche Garantie haben wir, dass wir hinterher das Geld kriegen?«, erwiderte ich. »Sie können uns unseren Teil tun lassen und dann keinen Cent ausspucken. Also müssen wir das Risiko schon teilen.« Nach einigem weiteren Hin und Her gab er auch in dieser Frage nach. Er schlug vor, uns heute Abend um neun im Club 21 zu treffen. Er würde die Hälfte der fünfundzwanzig Mille mitbringen.
    »Okay«, sagte ich. »Einverstanden.«
    Er öffnete seine Brieftasche und zog einen Zettel heraus.
    »Da!«, sagte er. »Sie wissen ja Bescheid!«
    Ich nickte, schob den Zettel in die äußere Brusttasche meines
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