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0052 - Der doppelte Dämon

0052 - Der doppelte Dämon

Titel: 0052 - Der doppelte Dämon
Autoren: Friedrich Tenkrat
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fortgeschleudert.
    Sardo stieß ein dröhnendes Gelächter aus.
    Er trommelte mit seinen mächtigen Fäusten auf den voluminösen Brustkorb. »Ich bin wieder der alte!« brüllte er in das feuchte Morgengrauen hinein. »Die neue Menschengeneration, die das Erbe ihrer Väter übernommen hat, wird mich von meiner schrecklichsten Seite kennenlernen. Ich war gezwungen, lange Zeit zu ruhen, mußte untätig sein, doch damit ist es nun vorbei! Ich bin wieder da und werde furchtbarer wüten als je zuvor!«
    Der Tag brach an.
    Die Natur erwachte. Sardo testete seinen Körper weiter. Immer neue Fähigkeiten von einst kamen ihm wieder in den Sinn.
    Es machte ihm Spaß, sie auszuprobieren. Im Moment konzentrierte er sich auf seinen koloßhaften Körper.
    Sardo begann sich schlagartig zu verkleinern. Er schrumpfte so schnell, daß ein Mensch den Prozeß nur mit Mühe beobachten konnte.
    Bald war er nur noch wenige Zoll groß.
    Aber dann schoß er wieder jäh empor und nahm die bedrohliche Größe eines mehrstöckigen Hauses an.
    Das vergnügte ihn. Er lachte aus vollem Halse. Er war übermütig, stieß sich vom Boden ab und raste durch die Luft.
    In Gedankenschnelle legte er eine Meile zurück. Als seine Füße wieder den Boden berührten, machte er sich probehalber unsichtbar.
    Und als er wieder sichtbar war, spaltete sich sein Körper. Zunächst nur bis zur Hüfte. Jetzt hatte er zwei Köpfe und vier Arme. Und als er gleichzeitig einen Schritt nach links und einen nach rechts machte, stand er in doppelter Ausführung da.
    Diese Fähigkeit der Verdoppelung besaßen nur wenige Dämonen. Und weil er dazu imstande war, war er in die Analen der Geschichte als der doppelte Dämon eingegangen.
    Der Vormittag verging.
    Sardos Übermut ließ allmählich nach. Er begann Pläne zu schmieden. Er wollte seine alte Tätigkeit wieder aufnehmen, hatte aber die Absicht, sich hinter einer menschlichen Fassade zu verbergen.
    Er brauchte deshalb einen Wirtskörper, in den er sich einnisten konnte. Jeder Körper war dafür geeignet.
    Sardo würde nicht wählerisch sein. Jede Person war ihm recht.
    Hämisch grinsend stellte er mehrere magische Fallen. Danach legte er sich auf die Lauer.
    Am späten Nachmittag war es dann soweit. Zwei Männer schlenderten über die unbefestigte Straße.
    Geradewegs auf die unsichtbare Falle zu…
    ***
    Wir waren bester Laune. Der Schwarze Tod, mein Supergegner, Myxin, der Magier, und der Spuk waren für kurze Zeit vergessen. Wir flachsten und alberten wie Kinder und waren so fröhlich wie schon lange nicht.
    Ich lenkte meinen silbergrauen Bentley mit dem nötigen Feingefühl. Neben mir saß die Privatdetektivin Jane Collins. Sie war die reinste Augenweide.
    Ein herrliches Wochenende lag hinter uns. Wir hatten es abseits vom Londoner Großstadttrubel in der Einsamkeit der Chiltern Hills verbracht: Es hatte keine Geister und Dämonen gegeben, keine Kriminalfälle, kein Telefon. Wir hatten uns nicht einmal eine Zeitung gekauft.
    Nichts sollte die friedliche Zweisamkeit stören, und nichts hatte sie gestört. Wir hatten es beide nötig gehabt, neue Kräfte zu tanken, denn sowohl Jane als auch ich hatten in letzter Zeit eine Menge um die Ohren gehabt.
    Da der Mensch keine Maschine ist, braucht er hin und wieder auch eine kleine Verschnaufpause, um hinterher mit neuem Schwung und Elan an die Arbeit heranzugehen.
    Es hatte darüber hinaus auch der Beziehung zwischen Jane und mir gutgetan, daß wir dieses Wochenende für uns allein gehabt hatten, denn in den letzten Wochen hatten wir uns kaum gesehen.
    Der Himmel war bleigrau. Die Dämmerung setzte ein.
    Die blonde Jane schüttelte ihre wilde Mähne. Sie betrachtete mein Profil und sagte: »Du bist der hübscheste Oberinspektor von Scotland Yard, den ich kenne, John.«
    »Vielen Dank für die Blumen. Soll ich dir jetzt auch ein Kompliment machen, oder möchtest du lieber die Wahrheit hören?« erwiderte ich feixend.
    »Hast du vielleicht etwas an mit auszusetzen?«
    »Nicht doch. Ich liebe deine krummen Beine. Ich bin ganz verrückt nach deinem flachen Busen und den Fettwülsten an deiner Hüfte. Und ganz besonders hat es mir deine breite Boxernase angetan.«
    Nichts von dem, was ich gesagt hatte, stimmte. Jane war bildschön. Sie wußte das auch.
    Deshalb lachte sie aus vollem Halse und sagte: »Du bist ein Scheusal, John. Aber vermutlich liebe ich dich gerade deshalb.«
    Es waren nur noch wenige Meilen bis nach London. Jane fragte mich, ob sie mich mit einem Lutschbonbon
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