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0052 - Der doppelte Dämon

0052 - Der doppelte Dämon

Titel: 0052 - Der doppelte Dämon
Autoren: Friedrich Tenkrat
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verwöhnen solle.
    Ich hatte nichts dagegen. Sie richtete sich auf, drehte den Oberkörper und streckte die Hand nach ihrer Tasche aus.
    Der Sicherheitsgurt hinderte sie jedoch daran, die Handtasche auf dem Rücksitz zu erreichen.
    Deshalb hakte sie ihn kurz los.
    Sie hätte es nicht tun sollen!
    Kaum hatte sich Jane losgeschnallt, da passierte es…
    Die Fahrt war bisher ruhig und ohne Zwischenfall verlaufen, deshalb erschrak ich ziemlich heftig, als ich plötzlich einen Wagen auf unserer Fahrbahnseite auf uns zurasen sah.
    Die gegenüberliegende Fahrspur war frei!
    Der Fahrer, der uns mit seinem Fahrzeug entgegenkam, überholte kein anderes Fahrzeug. Er fuhr einfach rechts. Als hätte er die Absicht, sich auf diese unverantwortliche Weise das Leben zu nehmen.
    Und damit er nicht allein ins Jenseits gehen mußte, wollte er Jane Collins und mich auf den langen Weg mitnehmen.
    Wir hatten aber keine Lust, das Zeitliche zu segnen.
    Ich stieß einen Warnschrei aus. Jane Collins zuckte herum. Alles ging so schnell, daß ich kaum mit dem Denken mitkam.
    Mein Pulsschlag wollte die Gelenke sprengen. Mein Herz schien hoch oben im Hals zu schlagen. Ich preßte die Kiefer fest zusammen. Meine Augen wurden schmal.
    Mit ganzer Kraft trat ich auf die Bremse. Der Bentley rutschte mit blockierten Pneus über die graue Asphaltdecke. Die Reifen quietschten schrill. Ich achtete darauf, daß das Fahrzeug nicht ausbrach.
    Jane stemmte sich mit beiden Händen gegen das Armaturenbrett.
    Ab einem gewissen Zeitpunkt lief vor meinen Augen alles wie in Zeitlupe ab. Die Katastrophe schien nicht mehr zu verhindern zu sein.
    Der schwarze Wagen, der uns entgegenkam, verringerte sein Tempo nicht. Im Gegenteil. Ich hatte das Gefühl, daß der Fahrer, der den Verstand verloren haben mußte, sogar noch beschleunigte.
    Die grauenvollen Sekunden dehnten sich.
    Ich war machtlos.
    Mir schoß durch den Kopf, daß nur ich angegurtet war. Der Aufprall würde Jane zum Verhängnis werden.
    Der schwarze Wagen raste auf uns zu.
    Das Licht der Bentley-Scheinwerfer stach durch die Frontscheibe und erfaßte eine Horrorgestalt.
    Ich sah den bleichen Totenschädel, die hellen Augen und wußte sofort, wen ich vor mir hatte.
    Es war der Schwarze Tod!
    Er wollte Jane und mich umbringen. Ich reagierte in letzter Sekunde instinktiv, riß das Lenkrad nach links und zog den Bentley damit von der Straße. Es rumpelte, knirschte und krachte.
    Der Bentley kippte links vorne nach unten und sackte in den Graben. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Jane nach vorn gerissen wurde.
    Ich selbst schlug mit dem Kopf hart gegen die Türstrebe und war nahe daran, die Besinnung zu verlieren.
    Mitten hinein in meine dumpfe Benommenheit hallte ein höhnisches Gelächter, und dann vernahm ich die schaurige Stimme meines mächtigen Gegners. Er brüllte: »Wir sehen uns in Australien wieder, John Sinclair!«
    Die Stimme verhallte.
    Stille folgte. Und ich kämpfte verbissen gegen eine bleierne Ohnmacht an.
    ***
    Sie schritten nebeneinander her, die beiden Australier. Der eine hieß Noah Nantwick und war Maler. Der andere hieß Nico Nantwick und war Schafzüchter. Noah und Nico waren Brüder.
    Nico war achtunddreißig, vier Jahre älter als Noah. Sie waren beide gleich groß, hatten scharfgeschnittene Züge, waren schlank und wirkten kräftig.
    Man hätte sie bei flüchtigem Hinsehen für Zwillinge halten können. Auf Anhieb konnte man sie nur durch ihre Haarfarbe unterscheiden. Noah war weizenblond, während Nico fast schwarzhaarig war.
    Nico Nantwicks Schafzucht im Norden von Melbourne konnte sich sehen lassen. Die Großfarm stand finanziell auf gesunden Beinen.
    Mit der Wolle und dem Fleisch von Schafen war ein gutes Geschäft zu machen. Vor zehn Jahren war die Farm noch ein mittelmäßiger Betrieb unter der Leitung von Barry Nantwick, dem Vater der Brüder, gewesen.
    Nach Barry Nantwicks Tod hätte Noah die Hälfte der Farm übernehmen können. Er hatte aber darauf verzichtet, denn er war ein künstlerisch veranlagter Mensch, den es an die Staffelei drängte.
    Er sah keinen Lebensinhalt darin, mit den Schafen Geld zu verdienen. Zu Geld hatte Noah Nantwick ein eher gestörtes Verhältnis, während Nico Nantwick gut mit Geld umgehen konnte.
    »Ich bin froh, daß wir uns wieder vertragen, Noah«, sagte Nico Nantwick lächelnd.
    Noah blieb stehen. Er schaute dem Bruder in die Augen und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ich auch, Nico. Brüder sollten sich nicht streiten. Sie sollten wie Pech
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