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0052 - Der doppelte Dämon

0052 - Der doppelte Dämon

Titel: 0052 - Der doppelte Dämon
Autoren: Friedrich Tenkrat
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mich an. »John«, hauchte sie. Etwas schnürte mir die Kehle zu. Ich konnte nicht sprechen. »Was für ein Mißton nach einem so wunderschönen Wochenende, nicht wahr?«
    Ich bebte innerlich, war bemüht, es mir nicht anmerken zu lassen. »Wie fühlst du dich?« krächzte ich. »Hast du Schmerzen?«
    Jane schüttelte kaum merklich den Kopf. »Dr. Whelan hat mir etwas gegeben…«
    »Du mußt ein bißchen hierbleiben.«
    »Nur über Nacht«, sagte Jane.
    »Ich hole dich selbstverständlich ab.«
    »Was ist mit dem Wagen?«
    Ich winkte ab. »Das kann ich verschmerzen.« Ich entschuldigte mich wegen des Unfalls, obwohl er das Werk des Schwarzen Todes gewesen war. Kaum jemals hatte ich meinen Supergegner mehr gehaßt als in diesen Minuten.
    Jane kannte den Schwarzen Tod. Sie wußte, wer das war. Schon seit Jahrhunderten geisterte er durch Legenden und Sagen vieler Völker. Er hatte in der Vergangenheit die Geschichte beeinflußt, und für die Zukunft hatte er sich vorgenommen, die Welt den Mächten der Finsternis zu übergeben.
    »Du mußt dich vorsehen, John«, flüsterte Jane.
    Ich nickte geistesabwesend. Leise sagte ich: »Als wir in den Graben donnerten, hat er etwas Seltsames gesagt.«
    »Was, John?«
    »Wir sehen uns in Australien wieder, John Sinclair! Ich habe nicht die Absicht, mich dorthin zu begeben.«
    »Vielleicht kann er in die Zukunft sehen.«
    »Das konnte er, als das Dämonenauge noch existierte. Ich habe es jedoch zerstört…«
    Die Tür öffnete sich hinter mir. Ich seufzte. Das war Dr. Whelan, der mich vom Krankenlager Janes fortholte.
    »Ich komme morgen wieder«, versprach ich Jane. »Mit einem riesigen Strauß dunkelroter Rosen!«
    Jane lächelte. Dieses Lächeln wärmte mein Herz. Es gab mir wieder Auftrieb, denn es verriet mir, daß es nicht so schlimm gekommen war, wie der Schwarze Tod es beabsichtigt hatte.
    ***
    Noah Nantwick begleitete seinen Bruder Nico in das flache Gebäude. Mildred kam ihnen lächelnd im Wohnzimmer entgegen. Helle keramische Fliesen bedeckten den Boden. Mildreds Absätze klapperten darauf.
    Auch sie war froh, daß der Zwist zwischen den Brüdern beigelegt war. Da sie der Zankapfel gewesen war, hatte sie darunter besonders stark gelitten.
    Doch nun war das Kriegsbeil begraben, und ihr aller Verhältnis zueinander würde sich wieder normalisieren.
    Mildred war eine schöne Frau mit einer unglaublichen Ausstrahlung. Jeder Mann, der in ihre Nähe kam, spürte ihre schwelende Sinnlichkeit, mit der sie bis unter die Haarwurzeln ihrer brandroten Mähne aufgeladen zu sein schien.
    Allein ihr Gang war schon aufregend und aufreizend. Sie hatte lange Beine, schmale Hüften und ein herzförmiges Gesicht mit ausdrucksstarken Augen.
    Mildred Nantwick merkte nicht, daß das Verhältnis zwischen den Brüdern bereits wieder abgekühlt war.
    Nico setzte sich in einen der Korbsessel. Er starrte schweigend vor sich hin. Mildred lächelte Noah freundlich an und fragte: »Wie war der Spaziergang? Habt ihr euch ausgesprochen?«
    »Ich glaube, es ist Zeit für mich, in die Stadt zurückzufahren«, sagte Noah Nantwick ausweichend.
    Mildred schaute ihn verwundert an. »Aber… Ich dachte, du bleibst zum Abendessen.«
    Noah warf Nico Nantwick einen grimmigen Blick zu. »Tut mir leid, das läßt sich leider nicht machen. Ich muß morgen früh aus den Federn. Es wäre nicht vernünftig, wenn ich mir die Nacht um die Ohren schlagen würde. Der morgige Tag ist für mich in vielerlei Hinsicht sehr wichtig.«
    Noah ließ keinen Einwand gelten.
    Er blieb dabei, daß er nach Melbourne zurückkehren müsse.
    Zum Abschied küßte er Mildred auf beide Wangen. Er tat dies kalt und emotionslos. Wenn er sie früher in seine Arme genommen hatte, hatte er immer ein brennendes Prickeln verspürt, das sich durch seinen ganzen Körper gezogen hatte. Damit war es nun vorbei. Seit Mildred Nicos Frau geworden war, empfand Noah nichts mehr für sie.
    Er war froh, daß es so war.
    Wenn es anders gewesen wäre, hätte er sich nie wieder in Mildreds Nähe gewagt.
    Nachdem er sie flüchtig geküßt hatte, verließ er das Haus. Seinen Bruder würdigte er keines Blickes.
    Mildred hätte blind sein müssen, wenn sie das nicht mitgekriegt hätte. Sie trat auf die Terrasse und schaute Noah besorgt nach.
    Sie sah, wie er in den Landrover stieg, den Motor startete und abfuhr. Eine Staubfahne stieg hinter dem Geländewagen hoch.
    Erst als sich die Wolke wieder gelegt hatte, kehrte Mildred in das Haus zurück. Sie begab sich zu
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