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0052 - Der doppelte Dämon

0052 - Der doppelte Dämon

Titel: 0052 - Der doppelte Dämon
Autoren: Friedrich Tenkrat
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Seil. Christopher Bron stieg aus.
    »So, das hätten wir.«
    »Ich danke Ihnen«, sagte ich. »Sie waren mir eine große Hilfe.«
    »Wenn ich noch etwas für Sie tun kann, Mr. Sinclair… Ich habe Zeit. Bin auf der Heimfahrt. Und zu Hause wartete ein feuerspeiender Drache auf mich, mit dem ich seit fünfzehn Jahren verheiratet bin.«
    Wir vernahmen das Signal des Rettungswagens. Ich bedankte mich noch einmal bei dem hilfsbereiten Autofahrer und drehte mich nach dem Krankenwagen um, der rasch näherkam.
    »Hoffentlich geht es Ihrer Freundin bald wieder besser, Mr. Sinclair«, sagte Christopher Bron.
    »Das hoffe ich auch«, gab ich zurück. Bron schloß die Wagentür und fuhr nach Hause.
    Der Krankenwagen hielt an. Ich erklärte den Leuten kurz die Situation. Der Rettungsarzt, ein junger Mann mit Brille, untersuchte Jane, die immer noch ohne Besinnung war. Dann winkte er seine beiden Helfer herbei.
    Sie hoben Jane vorsichtig auf die Trage. Man sah, daß sie genau wußten, wie man mit Verletzten umgehen mußte.
    Meine Augen hefteten sich fragend auf das Gesicht des Rettungsarztes. Damit er mir mehr sagte als irgendwelchen anderen Leuten, wenn sie sich in einer ähnlichen Situation befanden, zeigte ich ihm meinen Dienstausweis von Scotland Yard.
    »Wie sieht’s aus, Doc?«
    »Das viele Blut hat Sie erschreckt, nicht wahr, Oberinspektor?«
    »Ja. Ist es nicht so schlimm?«
    »Ich konnte lediglich eine Platzwunde über dem Haaransatz feststellen. Das schließt natürlich nicht aus, daß das Mädchen… Wie ist übrigens ihr Name?«
    »Jane Collins.«
    »Sie kann natürlich irgendwelche inneren Verletzungen erlitten haben. Man wird sie im Krankenhaus gründlich untersuchen. Danach wird man Ihnen mehr sagen können.«
    Jane befand sich bereits im Krankentransportraum. Die Türen klappten zu. Ich hatte festgestellt, daß das Blech meines Bentley zwar zerknautscht war wie ein alter Regenmantel, daß der Wagen aber nach wie vor fahrtüchtig war.
    Also setzte ich mich in das Fahrzeug und fuhr hinter dem Krankenwagen her.
    Wir erreichten London.
    Jane Collins wurde in eine moderne Unfallklinik gefahren.
    Mehrere Ärzte nahmen sich ihrer sofort an.
    Während Jane untersucht wurde, rannte ich im Wartezimmer wie ein gereizter Tiger hin und her. Ich wurde in dieser Zeit zum Kettenraucher. Ich hatte schreckliche Visionen, die sich nicht vertreiben lassen wollten.
    Eine davon war: Jane gelähmt! Ein Leben lang an den Rollstuhl gefesselt! Der Schweiß brach mir aus allen Poren, denn ich fühlte mich für Janes Zustand verantwortlich.
    Sie hatte in meinem Wagen gesessen. Ich hatte das Fahrzeug gelenkt. Auf mich hatte es der Schwarze Tod abgesehen gehabt. Ich hatte den Bentley in den Straßengraben gelenkt…
    Ich konnte keine Ruhe finden. Meine Handflächen waren feucht. Ich, ein Mann, der normalerweise hart im Nehmen war, den nichts so schnell erschüttern konnte, war dieser nervlichen Belastung kaum noch gewachsen.
    Es ist nicht dasselbe, gegen eine Ausgeburt der Hölle kämpfen oder untätig zwischen weiß gestrichenen Mauern auf eine Nachricht warten zu müssen.
    Einen Kampf kann man beeinflussen. Man kann seinen Ausgang tatkräftigst mitbestimmen. Doch in dieser Situation konnte ich nichts weiter tun als warten – und das machte mich beinahe verrückt.
    Endlich erbarmte sich meiner ein Arzt.
    Er hieß Lind Whelan.
    »Mr. Sinclair«, sagte er mit sonorer Stimme.
    Ich drückte meine Zigarette im Aschenbecher aus und eilte auf den Arzt zu. »Wie geht es Jane, Dr. Whelan?«
    »Sie hatte großes Glück. Wir haben die Platzwunde genäht. Innere Verletzungen konnten wir keine feststellen. Trotzdem möchte ich Miß Collins noch kurz zur Beobachtung hierbehalten.«
    Ich nickte. »Selbstverständlich. Ist sie bei Bewußtsein?«
    »Ja.«
    »Darf ich sie sehen?«
    »Sie steht noch unter Schock.«
    »Nur zwei Minuten, Doktor. Bitte.«
    Lind Whelan seufzte. »Na schön, Mr. Sinclair. Zwei Minuten. Aber nicht länger.«
    Für mich waren diese hundertzwanzig Sekunden ein großes Geschenk. Dr. Lind Whelan brachte mich zu dem Krankenzimmer, in dem Jane Collins lag.
    Er sagte: »In zwei Minuten hole ich Sie raus.«
    »Okay, Doc«, sagte ich und betrat den kleinen Raum, in dem alles weiß war: das Bett, der Schrank, der Stuhl, die Wände, das Nachtkästchen, der Turban, den Jane trug – und Janes Gesicht…
    Mir gab es einen Strich, als ich sie so daliegen sah, und dabei mußte ich froh sein, daß sie noch am Leben war.
    Mit matten Augen sah sie
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