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005 - Gekauftes Glück

Titel: 005 - Gekauftes Glück
Autoren: Unbekannt
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zu reißen begann. Gott im Himmel! Wie hatte sie so blind sein können? Ihr Blick fiel auf eine Passage, die ihr von einem Stück des Briefes in die Augen sprang.
    Meinst Du nicht, mein Liebling, daß es ein schrecklich kluger Einfall ist, so nach links geneigt zu schreiben, wie ich es mir für diese Geheimnachrichten angewöhnt habe?
    Da ich nicht mehr mit meinem Namen unterzeichne, sollte es, falls sie abgefangen werden, ausgeschlossen sein, daß irgend jemand sie mit mir in Verbindung bringen kann. Ich bestürme dich, das gleiche zu tun, wenn Du an mich schreibst, denn Geheimhaltung ist von höchster Wichtigkeit.
    Die erwähnte, nach links geneigte Handschrift war identisch mit den gefälschten Nachrichten, in denen Mary vor mehr als siebenundzwanzig Jahren zu Unrecht einer ehebrecherischen Beziehung bezichtigt worden war! Und viele der Buchstaben hatten Ähnlichkeit mit der normalen Handschrift, in der der andere, von Margaret unterschriebene Brief abgefaßt war. Margaret Westmont war diejenige gewesen, durch die Mary mit Schimpf und Schande verjagt und ins Exil getrieben worden war!
    Mary hatte sie schon seit langem als Schuldige im Verdacht gehabt, nach der Rückkehr nach Ravensford Hall jedoch bemerkt, daß Margarets Handschrift nach rechts geneigt war, und deshalb widerstrebend ihren Verdacht fallengelassen, Närrin, die sie gewesen war!
    Doch selbst die Niedertracht jener Zeit war nicht der schlimmste Teil von Margarets Intrige gewesen. Der Rest des Briefes, und mehrere andere Schreiben, die Mary danach gelesen hatte, waren offensichtlich als Antworten auf die Bitten von Margarets Liebhaber geschrieben worden, sie möge damit aufhören, einem - wie sie mit verstellter Handschrift notiert hatte, „aus meiner direkten Linie stammenden Abkömmling den Herzogstitel zu verschaffen. Er hätte dem Erstgeborenen zugestanden, und ich beabsichtige, die Ungerechtigkeit des Schicksals zu korrigieren und die richtigen Erben in Ravensford Hall unterzubringen."
    Ein bitteres Lächeln erschien auf Marys Lippen. Es hatte Margaret nichts genutzt, die Handschrift zu verstellen, um ihre Identität zu verhehlen. Jedes Schulkind konnte zwei und zwei zusammenzählen und anhand des furchtbaren Inhaltes der Briefe erraten, wer der Verfasser war. Doch plötzlich, als Marys Blick auf die Seite des letzten Briefes fiel, machte ihr Lächeln einem Ausdruck des Entsetzens Raum. Der Brief war als Antwort auf die Nachricht geschrieben worden, daß Lord Andrew im Sterben lag. Offenbar hatte er auf dem Sterbebett die Bitte niedergeschrieben, daß seine Heißgeliebte aufhören möge, die gegenwärtig den Titel des Duke of Ravensford tragende Linie zu stürzen, und Margaret hatte darauf geantwortet: Ich lehne Deine Behauptung ab, Gott habe uns gestraft, indem er uns durch den Unfall, bei dem Brett ums Leben kommen sollte, Edward und Caroline und unseren lieben kleinen Linley genommen hat. Und natürlich trauere ich mit Dir um sie, doch nun müssen wir die Zukunft berücksichtigen, oder es war vergebens, daß unsere Lieben gestorben sind.
    Es steht außer Frage, D. zu installieren. Er ist viel zu schwach. Aber seine Tochter, unsere junge E., ist vielversprechend, und ich habe vor, unsere Hoffnungen auf sie zu setzen, indem ich sicherstelle, daß sie den augenblicklichen Erben und zukünftigen Titelträger heiratet. Du siehst also, mein Liebling, daß Du nicht mehr befürchten mußt, meine B. betreffenden Pläne seien zu monströs, um sie überhaupt in Betracht zu ziehen. Der Junge wird jetzt leben, denn wir müssen seine Linie mit unserer verbinden. Die einzige Gefahr besteht für die, die dieser Verbindung im Wege stehen könnten ...
    Marys Hände begann so arg zu zittern, daß der Brief herunterfiel. Sie ballte sie, damit das Zittern aufhörte. Das D im Brief stand für den trunksüchtigen Lord David.
    Ebenso bezog das E. sich auf Lady Elizabeth. Und B.! B. war Brett, der bei dem Kutschenunfall, durch den Margarets Tochter und Enkel ums Leben gekommen waren, hätte sterben sollen. Margaret, dieses abscheuliche Miststück, hatte versucht, Brett zu ermorden, als er noch ein unschuldiges Kind gewesen war. Nachdem Mary das alles halbwegs verdaut hatte, stieg ihr die Galle hoch, und sie blickte ein weiteres Mal auf den Brief. Sie zwang den benommenen Verstand, sich wieder auf den Inhalt des Schreibens zu konzentrieren.
    Die Worte „die dieser Verbindung im Wege stehen könnten" sprangen ihr ins Auge, und sie erstarrte einen schrecklichen Moment
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