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005 - Gekauftes Glück

Titel: 005 - Gekauftes Glück
Autoren: Unbekannt
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schlecht von Toten zu sprechen."
    Erst jetzt merkte der junge Brett, daß er mit dem Großvater nicht allein war. Im schwindenden Licht der Herbstsonne schaute er in den dunkelsten Winkel des kostbar ausgestatteten Raums und sah die hohe, sich starr aufgerichtet haltende Gestalt seiner Großtante Margaret, der Zwillingsschwester des alten Duke, die sich langsam dem Schreibtisch näherte.
    Ravensford schaute kalt die Zwillingsschwester an. „Ich bin nicht gewohnt, daß man mein Benehmen tadelt, Margaret. Wenn du weiterhin diesem Gespräch zuhören willst, obwohl ich nicht begreife, welchen Grund du haben könntest, wirst du dich jeder Unterbrechung enthalten müssen. Und was meine abfällige Meinung über Edward betrifft, so möchte ich zu deinem und Bretts Nutzen mitteilen, daß mein Sohn und seine zweite Gemahlin ein Paar von Narren waren. " Ohne darauf zu achten, daß die Schwester zornig nach Luft geschnappt hatte, fuhr der Duke fort: „Es ist kein Geheimnis, daß beide sinnlos betrunken waren, als sie sich von der Jagdgesellschaft trennten und die Kutsche nahmen, mit der sie und Bretts jüngerer Bruder in den Tod fuhren. Der alte Henry hat mir berichtet, Edward habe dem Kutscher die Zügel abgenommen und darauf bestanden, selbst das Gespann zu lenken. Er hat den verblüfften Diener in einer Staubwolke auf der Auffahrt hinter sich gelassen und ist mit meinem besten Paar Grauschimmel, die beschwipste Gattin und den jungen Sohn im Wagen, wie ein Verrückter Gott weiß wohin geprescht. Ja, und daß sie Linley mitgenommen haben, ist die eigentliche Katastrophe!"
    Der Herzog hielt einen Moment inne, und Brett meinte, einen Anflug von Schmerz in den blauen Augen des Großvaters zu sehen.
    „Betrunkene Dummköpfe!" fuhr John vehement fort. „Alle beide! Saufend und um hohe Einsätze spielend, sind sie von einem Salon zum nächsten gezogen, nach London und wieder zurück, in einer Orgie der Zügellosigkeit, die ich so abstoßend fand, daß ich mich meines Sohnes schämte. Und du kannst sagen, was du willst, Margaret, aber nicht leugnen, daß sein verantwortungsloses Betragen gleich nach dem Tag begann, an dem er Caroline Hastings geheiratet hatte. Und ich muß dich daran erinnern, meine liebe Schwester, daß du diese Ehe arrangiert hast!"
    „John, du kannst mir nicht die Schuld daran geben, daß ..."
    „Doch, und ich tue es!" brauste der Duke auf und schaute finster die Zwillingsschwester an. „Caroline Hastings war, ungeachtet ihrer guten Herkunft und ihres Titels, ein wertloses Geschöpf. Aber was konnte man anderes erwarten?" Der Herzog lächelte dünn und sah wieder den Enkel an. „Schließlich war sie nur ein Weib! Im Leben wird es dir immer besser ergehen, mein Junge, wenn du nie vergißt, daß in dieser Welt Weiber die Hauptursache allen Übels sind. Denke stets daran, und sei versichert, daß ich alles tun werde, damit du diesen Rat nie vergißt!"
    „Wirklich, John", warf seine Zwillingsschwester ein. „Ich kann nicht zulassen ..."
    „Du kannst was nicht zulassen? Weib, ich entscheide hier darüber, was gestattet ist und was nicht! Und ich gebe dir zum letzten Male zu verstehen, daß du nur aufgrund meines Wohlwollens die Möglichkeit hast, im Augenblick in diesem Raum anwesend zu sein!" Der Duke wandte die Aufmerksamkeit wieder dem Enkel zu. Er stützte die Hände auf die Schreibtischplatte, beugte sich vor und sah den Jungen mit durchdringendem Blick an. „Jedesmal war ein Weib die Quelle allen Ärgers, Brett", sagte er mit gedämpfter Stimme. „Erst war es meine Mutter, die darauf bestand, daß meine Schwester in der gleichen Weise erzogen wurde wie ich und ihr so in bezug auf ihren Platz im Leben äußerst unpassende Ansichten in den Kopf gesetzt hat. Manchmal gab es in unserer Kindheit Zeiten, in denen ich tatsächlich Mühe hatte, mich zu erinnern, daß Margaret ein Mädchen war!" Der Herzog bedachte sie mit einem verächtlichen Lächeln. „Stimmt das etwa nicht, Schwester? Und hast du dich nicht immer darüber erbost, daß auf dich das Recht des Erstgeborenen nicht zutraf und ich, der jüngere von uns beiden, den Herzogstitel erbte, weil ich der erstgeborene Sohn war?"
    Wieder schnappte Margaret erzürnt nach Luft und antwortete wütend: „Ich habe keine Lust, mir deinen Unsinn noch länger anzuhören, John!" Sie ging zur Tür. „Mach mit dem Kind, was du für richtig hältst! Ich will nichts mit der Sache zu tun haben!"
    Mit rauschenden Röcken verließ sie die Bibliothek.
    Der Duke starrte
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