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005 - Gekauftes Glück

Titel: 005 - Gekauftes Glück
Autoren: Unbekannt
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erwarte ich, daß du in Geschichte und Jura firm bist. Dein gegenwärtiger Erzieher ist der Ansicht, daß du für beides eine Begabung hast, und ich neige dazu, ihm recht zu geben, da ich hin und wieder bei euren Stunden zugegen war. Und zum Schluß möchte ich noch einmal den Hauptzweck meiner Absichten betonen. Durch dieses Unterfangen wirst du zwei Jahre lang der Quelle allen Ärgernisses, die einem Mann das Leben schwermachen kann, entzogen sein - den Weibern."
    Der Duke versank in Schweigen, und zum erstenmal seit Beginn der Unterhaltung sah Brett, daß der Großvater sich
    entspannt und sein Gesicht einen weicheren, lächelnden Ausdruck angenommen hatte.
    „Ich fürchte", fuhr John in gedämpftem Ton fort, „daß ich sehr barsch und bestimmend geklungen habe, doch das war nicht meine Absicht. Ich habe diese Entscheidung nur getroffen, weil ich in bezug auf dich die größten Hoffnungen setze und dich sehr gern mag, mein lieber Brett. Kannst du das verstehen, und wirst du meine Pläne akzeptieren, bereitwillig und voller Zuversicht?"
    Die Stimme des Duke hatte geschwankt und gefühlvoller geklungen. Mit einem Verständnis, das man seiner Jugend wegen nicht erwartet hätte, schaute Brett dem Großvater in die Augen. In den folgenden Jahren würde er noch oft darüber nachgrübeln, ob er wirklich in diesem Moment die Tragweite dessen begriffen hatte, was ihm bevorstand, doch jetzt war ihm klar, daß er von diesem gestrengen, schroffen alten Mann stets geliebt worden war, tief und vorbehaltlos. Er sammelte alle innere Kraft, denn er wußte, er würde sie brauchen, und beschloß, den Kummer zu verdrängen. Der geliebte, wenngleich schwache Vater lebte nicht mehr, und Tränen riefen ihn nicht ins Leben zurück. Die Mutter, nach der Brett sich sehnte, hatte er ebenfalls verloren. Offensichtlich war sie es nicht wert, nach ihr zu forschen. Er zweifelte die über sie gefallenen Äußerungen des Großvaters nicht mehr an. Hätte er das getan, wäre er das Risiko eingegangen, auch den alten Mann zu verlieren, den letzten Menschen auf Erden, dem wirklich etwas an ihm lag.
    Entschlossen reckte er das Kinn und nickte ernst. „Ja, Großvater. Ich verstehe dich und akzeptiere deine Entscheidung. Und ich werde mein Bestes geben."

1. KAPITEL
    London, am 26. April 1814
    Ashleigh St. Clair wischte sich mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn und setzte dann die Arbeit fort. Es gehörte zu ihren Pflichten, die Asche aus dem Kamin im Salon zu entfernen. Das war eine Aufgabe, die noch vor dem Morgengrauen erledigt sein mußte, ehe Ashleigh frühstücken durfte. Madame verabscheute den Geruch kalter Asche, weil der ganze Raum danach stank, vor allem bei diesem feuchten Wetter. Aber diese Betätigung gab Ashleigh immer das Gefühl, schmutzig zu sein. Sie richtete sich einen Moment auf und wollte sich unbewußt mit schmaler, zarter Hand über den schmerzenden Rücken streichen, ehe sie jäh innehielt, froh darüber, daß ihr noch rechtzeitig eingefallen war, sich nicht das schlichte, geflickte graue Dienstbotenkleid zu beschmutzen. Schwer seufzend, griff sie nach der Kehrichtschaufel, fegte den letzten Rest Asche auf und schüttete sie in den neben ihr stehenden Eimer.
    Plötzlich vernahm sie aus dem Korridor schlurfende Schritte, stand auf und drehte sich neugierig um. Sie wußte, zu dieser Stunde war es eine Seltenheit, einem von Madames Mädchen zu begegnen, doch Monica, die unangenehmste dieser Frauen, schlich manchmal am frühen Morgen herein, im allgemeinen auf der Suche nach einem Mittel gegen ihre schrecklichen Kopfschmerzen, und ganz besonders dann, wenn sie am vergangenen Abend mit einem ihrer Gentlemen zuviel getrunken hatte. Das Erscheinen eines großen struppigen Kopfes in der offenen Tür ließ Ashleigh indes erleichtert aufatmen. Es war Finn, der irische Wolfshund, den sie mehr denn jedes andere Geschöpf auf Erden gern hatte. „Finn! Was machst du denn hier?" fragte sie, während das große Tier sich ihr schwanzwedelnd näherte. „Weißt du nicht, daß man dir eins aufs Fell gibt, wenn man dich hier erwischt?"
    Ungeachtet des leicht tadelnden Tonfalles wedelte der Hund vor Freude, und Ashleigh ließ ihn gewähren, als er ihr liebevoll die Wange leckte. Sie ließ den Handfeger fallen, schlang die schlanken Arme um den Hals des stattlichen Tieres und drückte es herzlich. Für die Umarmung war es nicht nötig, sich sehr tief vorzubeugen. Der Hund war riesig und Ashleigh nicht sehr groß. Da sie schon neunzehn
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