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0049 - Ich und der Teufel MAM

0049 - Ich und der Teufel MAM

Titel: 0049 - Ich und der Teufel MAM
Autoren: Ich und der Teufel MAM
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gesehen zu werden. Der Zeitpunkt des beiderseitigen Vorgehens richtete sich nach unserem Eintreffen an Ort und Stelle. Der den Haupteingang beobachtende Leutnant sollte so lange warten, bis die Indios zu flüchten anfingen, dann nämlich waren wir auf der anderen Seite in Aktion getreten. Es bedurfte unserer ganzen Überredungskunst, den Professor zu veranlassen, zum Schutze von Mrs. O'Gar zurückzubleiben.
    Jeder hatte eine Taschenlampe bei sich. Noch benötigten wir sie nicht’, als wir uns im Gänsemarsch Yukatans Führung anvertrauten, noch stand die Sonne hoch im Zenith.
    Die Feuervögel gaben ihre Lieder zum Besten, ihr Programm ist reichhaltiger als das unserer Amseln. Tukane flüchteten in die Baumkronen, eine Herde Brüllaffen fegte mit Getöse durch die Äste und grüne Papageien schimpften auf uns, als gehörte der Urwald ihnen allein.
    Die lastende, von Bäumen und Schlinggewächsen festgehaltene Schwüle trieb Bäche von Schweiß aus den Poren, Hemden und Hosen klebten an unseren Körpern wie nasse Handtücher. Es roch nach Moder, tierischen Fäkalien und Eisenwasser.
    Immer beschwerlicher wurde der Marsch. Bald hörte ein gangbarer Pfad auf, die Soldaten mußten an die Spitze und mit ihren Bajonetten Äste und Lianen kappen.
    Ich erkannte, wie richtig es von Rivas und Almonte gewesen war, den Aufbruch zu beschleunigen. Trotz unserer Taschenlampen wäre ein Durchkommen in der Dunkelheit schwerlich geglückt.
    Nach ungefähr drei Stunden nahm das sinn- und zuchtlose Wuchern ab, Felsen reckten sich in die Höhe. Nicht hoch, aber bizarr und kunterbunt durcheinander, als habe sie die spielende Hand eines Riesen umhergewürfelt.
    Mehrere Male sah ich mich nach Doktor Fox um, ob er noch nicht schlappmachte. Er hielt sich vortrefflich, was ich nie erwartet hätte. Seine grimmigen Züge und die Augen, die düster in ihren Höhlen lagen, verbreiteten eine Atmosphäre bedrohlicher Kälte. Der Pistolenhalfter zog den Ledergürtel über den mageren Hüften tief herab. Bei jedem anderen Manne hätte das den Eindruck von Liederlichkeit hervorgerufen. Victor Fox hingegen erweckte dadurch die Empfindung, als stünde er auch in allen anderen Belangen außerhalb der gültigen Gesetze und Traditionen.
    Yukatan, der sich mit Juan Rivas an der Spitze bei den Soldaten gehalten hatte, blieb vor einer zerklüfteten Felswand stehen. Nach einer leisen Unterhaltung mit Rivas und Almonte erfuhren wir anderen, daß in einem engen, kaum sichtbaren Spalt der von Yukatan entdeckte Grotteneingang lag.
    Wenn man die zusammenhängende Felspartie umrunde, käme man zum Haupteingang. Der Leutnant gab seinen zehn Untergebenen den Befehl, sich zu teilen. Er mit der einen Hälfte werde den Weg rechtsherum nehmen, die andere Abteilung linksherum.
    Es war jetzt dunkel, und wir hatten vereinbart, noch zwei bis drei Stunden mit der Aktion zu warten. Bis dahin blieb sowohl den Soldaten als auch uns Zeit genug, die Positionen zu beziehen. Außerdem, so erklärte uns Yukatan, nehme das Fest erst kurz vor Mitternacht seinen Anfang.
    Der Leutnant schärfte seinen Leuten ein, wie Jaguare zu schleichen, nicht zu sprechen und sich nur durch Tukankrächzen zu verständigen, wie man es ja oftmals bei Nachtübungen gelernt habe. Die Besucher der Grotte kämen ja nicht durch Gebüsch, sondern auf begangenen Pfaden, die also gemieden werden sollten. »Sind wir dort«, schloß er, »bilden wir einen Halbkreis vor dem Eingang, jeder versteckt und rührt sich nicht. Erst wenn ich mit der Trillerpfeife Signal gebe, dringen wir in die Grotte ein!«
    Leise und mit katzenhafter Gewandtheit verschwanden die auf den Buschkrieg dressierten Vaterlands Verteidiger im Urwald.
    Wir saßen dicht zusammen in den Felsen und sprachen kaum. Die Zeit schien stillzustehen. Wenn man doch wenigstens rauchen könnte! Aber das hätte uns womöglich verraten. So hielten wir aus, umschwirrt von Moskitos, denen es um unser Blut ging.
    Ich dachte daran, daß in wenigen Flugstunden die Zivilisation zu erreichen war: Riesenstädte mit Neonreklamen, chromfunkelnden Straßenkreuzern, Lokale mit eleganten Gästen.
    Frauen in Gedichten der Modeindustrie. Und hier?
    Die Zeit schien hier stehengeblieben zu sein, gefangen von den uralten Baumriesen und Schlinggewächsen. Und da sie keinen Ausweg fand, griff sie in ihrer Wut in die längst verschütteten Tiefen der Vergangenheit wie eine riesenhafte Bohrmaschine und beförderte Träume ans Licht, die so phantastisch waren, wie die alten
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