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0049 - Das Grauen an der Themse

0049 - Das Grauen an der Themse

Titel: 0049 - Das Grauen an der Themse
Autoren: Richard Wunderer
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in einem unheimlichen Rot, als loderte in ihnen das Feuer der Hölle.
    Noch einmal riß er den Mund weit auf, warf den Kopf in den Nacken und stieß ein schauerliches Heulen aus. Es hörte sich wie ein Werwolf an und drang mir durch Mark und Bein. Ich schüttelte mich. Es war fürchterlich, den langsamen Tod dieses Mannes mit ansehen zu müssen. Dennoch war ich machtlos.
    Der Schwarze Tod, dieser mächtige Dämon und mein erklärter Feind, entledigte sich seines nutzlos gewordenen Sklaven. Gegen ihn konnte ich nichts ausrichten, zumindest nicht hier und nicht jetzt.
    Langsam sank der Mörder in die Knie. Seine Haut bildete bereits tiefe, gelblich schimmernde Falten. Er schrumpfte ein, trocknete völlig aus. Die Höllenglut in seinen Augen verstärkte sich.
    Ich faßte an mein silbernes Kreuz. Es fühlte sich heiß in meinen Fingern an, daß ich es erschrocken wieder losließ. Was bedeutete das? Woher stammte diese Hitze? Von dem Kampf der Mächte?
    Ein dritter und letzter Schrei brach aus dem Mund des Mörders und hallte schaurig von den Häusermauern zurück. In einer schraubenförmigen Bewegung sank er auf den Asphalt, bäumte sich ein letztes Mal auf und starrte mir aus seinen verdrehten Augen entgegen.
    Eine innere Stimme warnte mich. Mit einem Hechtsprung warf ich mich zur Seite, prallte mit der Schulter auf die Straße und rollte mich ab.
    Aus den Augen des Mörders brachen zwei grellrote Lichtblitze. Fauchend zischten sie zu der Stelle, an der ich eben noch gestanden hatte.
    Mit einem explosionsartigen Knall begann der Asphalt zu kochen, warf Blasen und verdampfte mit infernalischem Gestank. In der nächsten Sekunde erlosch das Glühen in den Augen des Unglücklichen. Er sank mumifiziert zur Seite und streckte sich.
    Der Schwarze Tod hatte noch einmal versucht, durch sein Werkzeug einen Mord zu begehen und mich aus der Welt zu schaffen. Dieser oberste aller Dämonen mußte mich unglaublich hassen und auch fürchten.
    Keuchend richtete ich mich auf und starrte auf die verbrannte Stelle im Asphalt. Ein tiefes Loch klaffte in der Fahrbahndecke. Hätte ich mich nicht rechtzeitig in Sicherheit gebracht, wäre jetzt von mir nicht einmal eine Rauchwolke übrig gewesen.
    ***
    »Sinclair!«
    Ich hatte gar nicht gemerkt, daß sich ein Auto genähert hatte. Jetzt drehte ich mich um und stand Molder und seinen Leuten gegenüber. Sie blickten abwechselnd auf den Toten, auf das Mordopfer, auf mich und das Loch im Asphalt.
    »Um Himmels willen«, flüsterte Molder erschüttert. »Noch ein Mord!« Er deutete auf den Mann, dessen Gesicht auf den Rücken gedreht war.
    »Und hier liegt der Mörder!« Ich ging dicht an den Toten heran und beugte mich über ihn. Er sah aus wie eine ägyptische Pharaonenmumie, die man nach einigen tausend Jahren aus dem Grab geholt hatte. Nur mit dem Unterschied, daß er erst seit wenigen Minuten tot war.
    »Wie ist das passiert?« fragte Molder.
    Ich konnte seine Frage sehr gut verstehen, mußte ihm jedoch eine unbefriedigende Antwort geben.
    »Dieser Mann hier, der wie eine Mumie aussieht, hat den anderen getötet. Vor meinen Augen. Anschließend wollte er auch mich ins Jenseits befördern. Dabei ist er ums Leben gekommen.«
    »Und dieser Krater in der Fahrbahn?« erkundigte sich Molder fassungslos. Seine Stirn lag in dicken Falten. Er glaubte mir offenbar nicht so ganz.
    »Der Krater?« Ich zuckte die Schultern und schloß mein Hemd, so gut es ohne Knöpfe ging. Langsam wurde mir kalt. »Mein Bentley hatte eine Fehlzündung. Lesen Sie meinen Bericht, Molder. Sie müssen ihn bei Superintendent Powell anfordern.«
    Der Leiter der Mordkommission machte ein Gesicht, als habe er auf eine unreife Zitrone gebissen. »Ich weiß Bescheid«, murmelte er und gab seinen Leuten einen Wink. Auch wenn es ein Fall für mich war, mußte er seine Pflicht tun.
    Ich hatte Molder absichtlich an den Superintendent verwiesen. Powell würde ihn mit einigen nichtssagenden Erklärungen abspeisen.
    Wir sorgten dafür, daß nur wenige Leute wirklich eingeweiht waren.
    Ich fuhr nach Hause und hängte mich ans Telefon. Zu meiner Freude klang Powells Stimme völlig verschlafen. Ich hatte ihm heimgezahlt, daß er mir den freien Sonntag verdorben hatte.
    »Berichten Sie schon!« forderte er mich auf, nachdem er kräftig gegähnt hatte.
    Ich schilderte in Stichworten, was in Enfield passiert war. Schlagartig hörte der Superintendent zu gähnen auf.
    »Das darf doch nicht wahr sein!« rief er stöhnend. »Sinclair, womit haben
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