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0049 - Das Grauen an der Themse

0049 - Das Grauen an der Themse

Titel: 0049 - Das Grauen an der Themse
Autoren: Richard Wunderer
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sich nicht weiter um den Toten, der vor ihm zu Boden sank.
    Ich sprintete auf ihn zu. Er sah mich kommen, obwohl ihn das Licht blenden mußte, und riß die Hände hoch.
    Klauenartig gekrümmte Finger streckten sich mir entgegen.
    Der Mann stand sicher noch immer unter einem dämonischen Einfluß. Er war doppelt und dreifach gefährlich.
    Ich war von dem Mord so schockiert, daß ich nicht an Vorsicht dachte. Aus vollem Lauf stürzte ich mich auf den Mann, duckte unter seinen Händen weg und jagte einen Aufwärtshaken los.
    Jeden anderen hätte der Schlag umgehauen. Der Mörder zeigte keine Wirkung. Er griff nach meinem Kopf. Im letzten Moment riß ich ihn zur Seite.
    Die Hand des Mörders streifte meine Schläfe. Ich zuckte zusammen. Es fühlte sich an, als ob mich der Tod berührt hatte. Die Haut des Mannes war kalt wie die einer Leiche.
    Blitzschnell zuckten seine Hände herum. Ich konnte nicht mehr ganz ausweichen. Er packte meine Haare und zog daran, daß ich einen Schrei ausstieß.
    Verzweifelt stieß ich ihm die Fäuste gegen die Brust. Ich hätte ebenso gegen eine Betonmauer schlagen können. Der Mörder rührte sich nicht von der Stelle.
    Sein Griff in meinen Haaren lockerte sich. Dafür legten sich im nächsten Moment seine eisigen Hände um meinen Kopf.
    Genau an den Schläfen packte er zu. Der Schädel schien mir zu zerplatzen. Ich schlug und trat nach ihm, genau wie vorhin das andere Opfer. Und genau wie der Unglückliche erzielte ich keine Wirkung.
    Tödliche Kälte strahlte von diesen Mörderhänden aus. Ich hörte von Ferne ein satanisches Kichern, böse und höhnisch.
    Vor meinen Augen verschwamm alles. Ich rang nach Luft, aber ich konnte nicht schreien. Der Druck in meinem Kopf lähmte mich.
    Für einen Moment klärte sich mein Blick. Ich sah in die Augen des Mörders.
    Das waren keine menschlichen Augen mehr. Durch die Pupillen hindurch erblickte ich ein Land, das Menschen verschlossen war, ein Reich des Schreckens. Wilde Dämonenfratzen starrten mir entgegen. Mäuler, aus denen grünlicher Brodem quoll, schossen auf mich zu. Dazwischen hörte ich das Stöhnen und Jammern unglücklicher Menschen, die in die Klauen der Dämonen geraten waren.
    Aus dem Gewirr der Fratzen und entstellten Leiber schälte sich ein Gesicht heraus, das mir nur zu bekannt war. Durch die Augen des Mörders hindurch sah ich meinen Erzfeind, den Schwarzen Tod.
    Er winkte mir zu, als wolle er mich zu sich in sein schauerliches Reich locken.
    Der Mörder stieß einen heiseren Schrei aus. Meine Verbindung zu dem Dämonenreich riß ab.
    Statt dessen sah ich, wie sich das Gesicht des Mannes in übermenschlicher Anstrengung verzerrte.
    In einem letzten Aufbäumen all meiner Kräfte wehrte ich mich, doch es half nichts. Jetzt dreht er dir das Gesicht auf den Rücken! schoß es mir durch den Kopf.
    Es war aus!
    ***
    Ohne Schrecksekunde warf sich Angela Alessi herum und floh weiter in den Raum hinein. Die Männer und die Frau folgten ihr nicht. Sie wußten, daß sie ihnen nicht entkommen konnte.
    Gleich darauf erkannte auch Angela, daß der Raum keinen zweiten Ausgang besaß, nicht einmal Fenster. Sie war gefangen, und sie mußte sich wehren, wollte sie nicht erdolcht werden.
    Zitternd blieb sie an der Rückwand stehen. Langsam kamen die Männer auf sie zu. Die Frau stand an der Tür und sicherte den einzigen Ausgang.
    Ängstlich starrte Angela auf die Dolche. Sie schüttelte den Kopf, als könnte sie es nicht fassen, daß ihr junges Leben so grausam enden sollte. Sie war verloren. Nichts und niemand konnte sie retten.
    Das dachte sie wenigstens.
    Mit einem grauenhaften Fluch stürzten sich die Männer auf sie. Die Dolche zischten durch die Luft.
    Im selben Moment strömte von dem alten Folianten eine rätselhafte Kraft auf Angela Alessi über. Sie riß das Buch hoch, hielt es wie einen Schild vor sich.
    Die Dolche wurden von magischer Kraft angezogen. Ihre Spitzen trafen den Einband des geheimnisvollen Buchs, ohne ihn zu durchdringen.
    Die Männer jedoch, die die Dolche noch immer festhielten, brüllten auf. Mit verzerrten Gesichtern taumelten sie zurück. Arme und Beine zuckten unkontrolliert. Sie krümmten sich in Krämpfen, stürzten zu Boden und rührten sich nicht mehr. Übrig blieb nur die Frau an der Tür, die Angela den Fluchtweg versperrte. Sie duckte sich wie eine Raubkatze, die sich auf ihr Opfer stürzen will. Gefährlich blinkte die Dolchklinge, als sie auf Angela zu schlich.
    Die junge Frau blieb wie eine Statue stehen.
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