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0047 - Unser Staatsfeind Nummer 1

0047 - Unser Staatsfeind Nummer 1

Titel: 0047 - Unser Staatsfeind Nummer 1
Autoren: Unser Staatsfeind Nummer 1
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Aber wir waren nun mal G-men, und zu deren Handwerk gehört nicht nur alles, was sich in Filmen so schön spannend über die Leinwand bringen läßt. Dazu gehört vor allen Dingen eine unvorstellbare Menge von ganz gewöhnlicher, recht langweiliger Kleinarbeit.
    ***
    Wir hinterließen in der Zentrale Bescheid, daß wir in der Kantine wären. Vorsichtshalber heftete ich auch noch einen Zettel mit einem dementsprechenden Hinweis mit einer Heftzwecke an meine Officetür.
    Dann fuhren wir mit dem Lift hinauf in die Kantine und ließen uns ein paar Würstchen heiß machen und starken Kaffee aufbrühen. Als wir unsere Mahlzeit vertilgt hatten und gerade beim Kaffee und der Verdauungszigarette saßen, kam Bill.
    Er ist ein Hüne von einem Mann mit einem Charakterkopf, um den sich eigentlich Hollywood bewerben müßte. Außerdem hat er die prächtigste weiße Löwenmähne, die man sich denken kann.
    »Na, ihr beiden«, raunzte er, während er sich an unseren Tisch setzte. »Habt ihr mal wieder eine tolle Sache am Wickel?«
    »Ich wollte, wir hätten sie schon am Wickel«, sagte ich. »Vorläufig haben wir noch nicht mehr als die tolle Sache.«
    »Na, dann packt mal aus.«
    Phil erzählte die ganze Sache vom Nachmittag. Von dem Anruf, von unserer Hetzjagd durch die City, dem grausigen Fund und der Aussage des Zeitungsboys. Als er fertig war, rief ich erschrocken: »Ach, du lieber Himmel! Phil! Wir haben ja ganz die beiden Fahrer vergessen, die ich in meiner Wut festnehmen und zu uns schicken ließ!«
    Phil schlug sich an die Stirn.
    »Das wär was geworden, wenn es dir nicht noch eingefallen wäre!« rief er. »Du kennst ja unsere Gerichte! Freiheitsberaubung, willkürliche Festnahme ohne Haftbefehl und so weiter. Auweh!«
    Ich mußte ihm recht geben. Auf der anderen Seite konnte den beiden Sündern die Einsamkeit einer soliden Zelle für ein paar Stunden nicht schaden. Sie hatten auf diese Weise Gelegenheit, einmal über ihr rücksichtsloses Verhalten im Verkehr nachzudenken.
    »Kommt«, sagte ich und stand auf. »Knöpfen wir uns erst mal die beiden Burschen vor, damit die Sache erledigt wird.«
    Wir gingen wieder hinunter in mein Office. Ich rief unsere kleine Gefängnisabteilung an. Wie in jeder großen Polizeistation waren natürlich auch bei uns ein paar Zellen vorhanden, in denen wir in der Regel Leute unterbrachten, die auf Grund eines Haftbefehls verhaftet worden waren, die wir aber noch zu weiteren Verhören brauchten.
    Die beiden Fahrer waren tatsächlich von der Stadtpolizei eingeliefert worden. Da man sich auf mich berufen hatte, waren sie auch sofort vom Chef unserer Gefangenenabteilung in Einzelzellen gesteckt worden.
    Ich ließ die beiden zusammen herauf bringen.
    Der stupide Sonntagsfahrer, den ein Streifenwagen hatte stoppen müssen, war sehr kleinlaut und wirkte außerdem sehr verschüchtert. Die Zelle hatte bereits ihre Wirkung getan.
    Ganz anders sah es mit dem Möbelfahrer aus. Er wuchtete wie ein Stier in unser Office und fing gleich an zu brüllen. Wir sagten überhaupt nichts und ließen ihn brüllen.
    Da wir uns überhaupt nicht um ihn kümmerten, sondern gelangweilt unsere Zigaretten rauchten und dabei überallhin, nur nicht zu ihm blickten, wurde er noch aufgebrachter. Schließlich kippte seine Aufregung einfach um in unsichere Nervosität, weil wir durch nichts zu erschüttern waren.
    Nach einer letzten Brüllerei schwieg er endlich. Wir rauchten trotzdem noch unsere Zigaretten zu Ende, bevor ich den ersten Ton sagte.
    Ich stand auf und musterte die beiden Burschen so gründlich, als wollte ich sie sezieren. Der Sonntagsfahrer sank förmlich in sich zusammen. Der Möbelkutscher wollte wieder aufbegehren. Er holte tief Luft und war im Begriff, eine neue Schimpfkanonade loszulassen, da kam ich ihm mit der Frage zuvor: »Wie alt sind Sie?«
    Er klappte seinen Unterkiefer auf wie ein hungriges Nilpferd. So verdattert hat mich selten einer angesehen.
    »Sechsunddreißig Jahre«, brachte er schließlich hervor.
    »Und Sie?« fragte ich den Sonntagsfahrer.
    »Zweiundvierzig, Mr. Inspektor, eh, Sir, Kommissar«, stammelte der Gute erschrocken.
    »Zweiundvierzig und sechsunddreißig«, wiederholte ich langsam. »In dem Alter sollte man langsam erwachsen sein, meine ich. Und ein Erwachsener, noch dazu ein Autofahrer, sollte wissen, wie gefährlich heute der Großstadtverkehr ist. Außerdem sollte jeder' Erwachsene, meine ich, auch wissen, daß Krankenwagen, Feuerwehr und Polizei auf allen Straßen absolutes
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