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0047 - Die Geisterfürstin

0047 - Die Geisterfürstin

Titel: 0047 - Die Geisterfürstin
Autoren: Franc Helgath
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wieder zum Erwachen.
    »Ffff«, machte sie. »Wo sind wir?«
    »Zu Hause«, antwortete Professor Zamorra mit einer unüberhörbaren Spur Zärtlichkeit in der Stimme.
    Er hielt Nicoles Kopf, der um ein Haar in der Vergangenheit geblieben wäre.
    Auch Bill sprang herab.
    »Hab ich das jetzt alles nur geträumt?«
    »Du kannst ja mal den Ol’ Man River auf deiner Flöte blasen«, grinste Zamorra schwach.
    Bill sah staunend auf das Instrument in der Hand.
    »Dann stimmt das andere auch alles? Das mit dem Dämon, und dass er in achttausend Jahren wiederkommt?«
    »Wir haben jetzt in achttausend Jahren«, gab Zamorra zurück.
    »Die erste Kostprobe Suukaatans hast du doch schon miterlebt. Im HORRAZAR.«
    »Ach ja«, erinnerte sich Bill. Er fühlte sich immer noch ein bisschen wie bei einem Alkoholkater. Er schüttelte den Kopf, als würde er dieses Gefühl so schneller los. Anscheinend half es.
    »Hilf mir mal bei Nicole«, sagte Zamorra.
    »Nein, danke«, meinte das Mädchen. »Ich bin schon wieder klar. Es reicht, wenn du mir auf die Beine hilfst. Stehen kann ich schon wieder.«
    Nicole sah an sich herunter.
    »Das Kleid werde ich umarbeiten lassen. Findet ihr nicht, dass es ein wenig zu sehr nach Totenhemd aussieht?«
    Auch Nicole war wieder die alte.
    Zamorra schmunzelte.
    »Ich würde es als Souvenir behalten. Doch halt mal still.« Er fasste ihr ins Haar und zupfte die Nadeln heraus, mit denen es festgesteckt war. »Und das solltest du auch behalten. Sie sind aus purem Gold, wenn ich mich nicht irre.«
    Nicole nahm sie in ihre zierlichen Hände.
    »Tatsächlich«, sagte sie. »Wie es aussieht, hat dieser Ausflug doch einen Sinn für mich gehabt. Und du wolltest mich nicht mitkommen lassen.« Sie drohte ihm lächelnd.
    Noch einige Zeitlang flachsten sie miteinander, vielleicht um auf diese Weise die unerträgliche Spannung schneller loszuwerden, unter der sie noch vor kurzem gestanden hatten. Zamorra löschte die Fackeln – sie waren nur unwesentlich heruntergebrannt – und schaltete die Taschenlampe ein, in deren Lichtkegel sie sich wieder durch den Irrgarten der Gänge und Flure auf den Weg nach oben machten.
    In der Halle begegneten sie dem Diener Raffael Bois. Die treue Haut zog das Gesicht in erstaunte Falten, als er die drei in ihrem Aufzug sah. Bill und Zamorra waren alles andere als sauber. Bill hatte sogar noch Wüstensand in den Haaren. An Ellenbogen und Knien war er aufgeschürft. Aber noch erstaunter war Raffael, als Zamorra ihn nach dem Tag und der Zeit fragte.
    »Wie bitte?«
    »Welchen Tag haben wir heute? Und wie viel Uhr ist es?«
    »Aber Monsieur…«
    »Nun sag’s schon. Oder hast du heute nicht auf den Kalender geblickt und deine Uhr verloren?«
    Raffael Bois zog umständlich seine Taschenuhr aus der Lakaienweste. Er war von seinem Herrn zwar einiges gewöhnt, doch diese Fragen erschienen ihm nun doch ein wenig seltsam.
    »Es ist der 23. August und 14 Uhr 35.«
    »Danke, Raffael«, sagte Zamorra. Alle drei wussten, dass sie effektiv nicht länger als zehn Minuten »unterwegs« gewesen sein konnten.
    »Dann werde ich mich jetzt duschen und in die Falle hauen«, eröffnete Bill.
    »Aber Mister Fleming!«, entrüstete sich Raffael Bois. »Sie haben doch bis heute Mittag geruht!«
    »Eben«, antwortete Bill und grinste.
    »Und dann sag’ in der Küche Bescheid«, ergänzte Zamorra. »Wir haben alle einen Bärenhunger.«
    Raffael Bois konnte nur mehr den Kopf schütteln. Seine weißen Haare flatterten immer noch, als er schon über die Schwelle zur Küche schlurfte.
    ***
    Am nächsten Tag waren sie schon sehr früh aufgestanden. Professor Zamorra hatte von allen lückenlose Berichte erhalten, aus denen er sich ein Gesamtbild von allem machen konnte, was sich in Naondas Zeit ereignet hatte.
    Danach stand sein weiteres Vorgehen fest.
    Deshalb waren sie heute nach Paris zurückgefahren.
    Vor einer Telefonzelle ließ Professor Zamorra Nicole anhalten. Er steckte ein paar Centimes in den Münzschlitz und wählte. Es dauerte einige Zeit, bis er mit Kommissar Clermont verbunden war.
    »Hallo, Monsieur le Professeur«, sagte er erfreut. Heute klang seine Stimme ausgeruhter. »Ich habe schon versucht, Sie im Laufe des Vormittags telefonisch zu erreichen. Aber man sagte mir, sie wären abgereist. Von wo aus rufen Sie jetzt an?«
    »Ich bin in Paris und…«
    Kommissar Clermont ließ ihn nicht ausreden.
    »Und haben Sie inzwischen etwas herausgefunden?«, kam seine Frage so überhastet, dass sie kaum zu
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