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0046 - Wir deckten seine Karten auf

0046 - Wir deckten seine Karten auf

Titel: 0046 - Wir deckten seine Karten auf
Autoren: Wir deckten seine Karten auf
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Mann trug eine ausgebeulte Manchesterhose und einen Sweater, der mit Stopfflicken übersät war.
    »Was wollense?«, fragte mich der Mann mürrisch und gähnte.
    »Ich suche Blackie«, erwiderte ich, »er hat mich hierher bestellt.«
    »Wer?«, fragte er noch einmal.
    »Blackie. Nuschele ich, Alterchen?«
    »Blackie, ich weiß aber nicht, ob er da ist.«
    »Das werde ich ja gleich festgestellt haben«, sagte ich. »Wo wohnt er in diesem Palast?«
    »Wer sind Sie denn eigentlich?«, fragte er mich und musterte misstrauisch meinen Anzug.
    »Ich besitze eine Schreibmaschine und klappere manchmal darauf herum, um die täglichen Brötchen zu verdienen«, erwiderte ich lächelnd.
    »Loht sich denn das?«, fragte er mich verschmitzt.
    »Manchmal lohnt es sich, wenn man die richtigen Informationen bekommt«, antwortete ich. »Also, wo steckt Blackie? Ich habe wenig Zeit.«
    »Blackie ist gestern ausgezogen«, sagte der Alte und ließ sich langsam auf seinen Stuhl niedersinken. »Da haben Sie Pech gehabt, Herr.«
    »Und wohin ist er gegangen?«
    »Weiß ich doch nicht«, sagte der Totenkopf. »Ich stelle nie Fragen, dann kann mir nämlich auch nichts passieren.«
    »Welches Zimmer hat er hier im Haus bewohnt?«
    »Da sitzt längst ein anderer drin«, war die abweisende Antwort. »Blackie hat ja auch seine ganzen Sachen mitgenommen. Viel war’s ja nicht, ein Pappkoffer.«
    »Ging er allein?«
    »Nee, er hatte den Koffer doch bei sich«, sagte der Alte, und ich ahnte, dass er mich auf den Arm nehmen wollte. Ich ließ mir aber nichts anmerken.
    »Wo könnte er denn sein?«
    »Tja, wenn Sie mich fragen, dann sausense doch mal ’rüber in die Eckkneipe, da wissense es bestimmt. Da trinkt er nämlich immer. Kann ja sein, dass er schon wieder vor der Theke steht.«
    »In Ordnung«, sagte ich und verließ den langen, schmalen Korridor. Ich fühlte, dass er mir höhnisch nachstarrte aber ich wusste deshalb noch lange nicht, auf welcher Seite er stand. Hielt er zu Blackie? Hatte er sich von den Gangstern kaufen lassen?
    ***
    Ich schlenderte zur angegebenen Eckkneipe hinüber und warf einen verstohlenen Blick durch die blinde Scheibe. Der alte Totenkopf stand in der Haustür und schaute seinerseits zur Kneipe herüber. Dann verschwand er in der Tiefe des Hauses. Ich verließ sofort wieder die Kneipe, überquerte die Straße im Sichtschutz eines vorüb erfahrenden Lasters und hielt mich dicht an den Hauswänden. Nach knapp einer Minute stand ich schon wieder vor der Haustür, die aber diesmal geschlossen war, als ich die Klingel drückte, war nichts zu hören. Es sah so aus, als habe der Totenkopf aus gewissen Gründen kurzzeitig seinen Betrieb geschlossen.
    Kurz entschlossen betrat ich den nächsten erreichbaren Flur und durchschritt ihn, bis ich auf einem schmutzigen Hof stand, auf dem sich einige Katzen herumbalgten.
    Eine kleine Mauer trennte mich vom Grundstück der Pension. Nach einem schnellen Rundblick hechtete ich an der Mauer hoch, überkletterte sie und ließ mich auf der anderen Seite herunter.
    Die Hoftür hatte ich schnell mit meinem Spezialbesteck überwunden. Sie gab sang- und klanglos nach, nachdem ich ihr gut zugeredet hatte. Ich lauschte einen Moment in das Haus hinein und ging dann zur Treppe hinüber, neben der der Tisch stand.
    Von dem Totenkopf war keine Spur zu sehen, dafür aber hörte ich seine Stimme, die aus einer Telefonzelle drang. Ich entdeckte die Box in einem kleinen Zimmer, das wohl den Frühstücksraum der Pension darstellen sollte. Hier war der Gestank von verfaulten Kartoffeln nicht mehr so stark zu spüren, aber dafür roch es hier nach billigem Bohnerwachs.
    Der Alte konnte mich nicht sehen, auch dann nicht, als ich mich dicht neben die Tür stellte und horchte. Aber leider kam ich zu spät, denn ich hörte, dass er gerade den Hörer einhängte.
    Für mich wurde es höchste Zeit, mich nach einem Versteck umzusehen. Ich huschte sofort hinter eine verstaubte Portiere, und sofort darauf verließ der Totenkopf die Glasbox.
    Ohne Verdacht zu schöpfen, schritt er zur Treppe, überlegte sich dort irgendetwas und kletterte dann steifbeinig die Treppe hinauf. Ich wartete, bis er auf dem Flur der ersten Etage verschwunden war, und folgte ihm dann.
    ***
    Der Alte blieb vor der Tür stehen und klopfte kurz in einem bestimmten Rhythmus an. Von der Innenseite her wurde ein Riegel entfernt und ein Schlüssel zweimal im Schloss herumgedreht. Für Bruchteile von Sekunden sah ich das Gesicht eines Mannes, der im
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