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0044 - Wir kämpften nach drei Seiten

0044 - Wir kämpften nach drei Seiten

Titel: 0044 - Wir kämpften nach drei Seiten
Autoren: Delfried Kaufmann
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eine neue an. Unruhig stampfte er immer wieder vor dem Kühler des Wagens herum.
    Ole Baw saß im Fond, hatte den Kopf nach hinten gelegt und schnarchte lauthals mit weit offenem Mund. Grew, der der beste Fahrer des Quartetts war, hatte Arme und Kopf über das Steuer gelegt und schien ebenfalls zu schlafen. Lediglich Arelli starrte aus seinen dunklen Italieneraugen in die Dämmerung.
    Greco wartete noch eine Viertelstunde, dann weckte er Them Grew.
    »Hell genug, Them?«, fragte er besorgt.
    Grew sah hinaus. »Denke schon«, antwortete er und startete den Motor. Greco quetschte sich neben Arelli auf 6 den Vordersitz. Baws Schnarchen brach erst ab, als der Wagen anruckte.
    »Was ist denn?«, grunzte er und schluckte schmatzend.
    Grew lachte. Sicher fand er die steinfreie Stelle zwischen den Geröllblöcken, die kaum breiter als der Radstand war, trieb den Ford-Kombi vorwärts, ließ ihn weich über eine Bodenwelle gleiten, um ihn sofort darauf scharf herumzunehmen, damit die Vorderräder, die eingewachsene, brettglatte Steinplatte zu fassen bekamen, die sich wie der Buckel eines Nilpferds wölbte.
    Nach dem Scheitel des Buckels kam das gefährlichste Stück, ein steil abstürzender Pfad, aus dem die Felssplitter wie Drachenzähne hervorschauten. Grew wusste genau, welchen Splitter er vermeiden musste, und welchen er überfahren konnte, ohne fürchten zu müssen, dass der harte Stein ihm die Kardanwelle wegriss.
    Einmal kam der Wagen ins Rutschen. Greco brach der Schweiß aus, aber Grew meisterte die Situation mit ein paar Bewegungen des Steuerrades und einem Spielen mit Gaspedal und Bremse.
    Als sie den Uferstreifen erreichten, griff Greco erleichtert nach seiner Zigarettenschachtel .
    Grew drehte den Wagen und stellte ihn am Fuß der Landzunge ab. Dann zündete auch er sich eine Zigarette an. Ole Baw stieg aus, reckte die steifen Glieder seines Riesenkörpers und trottete Greco nach, der auf die Spitze der Landzunge zumarschierte. Arelli schloss sich, schweigsam wie immer, an.
    Über dem Meer, das mit langen weichen Wogen ans Ufer schlug, lag eine dichte Dunstschicht. Greco trug einen Feldstecher bei sich und suchte die See ab.
    »Ich glaube, das sind sie«, sagte er, als er die Umrisse eines Schoners entdeckte. »Scheint also glattzugehen.«
    »Warum soll es nicht glattgehen?«, knurrte Baw. »Es ist noch immer glattgegangen.«
    »Quatsch nicht«, antwortete Greco scharf. »Gib lieber das Zeichen.«
    Baw kniete nieder, nahm eine gewöhnliche Neujahrsrakete aus der Tasche, steckte den Stiel zwischen zwei Steine und hielt ein Streichholz an die Zündschnur. Die Rakete zischte hoch und zerplatzte zu einem roten Regen von Sternen.
    Greco wartete, das Glas vor den Augen, auf die Antwort, aber sie kam nicht.
    »Nanu«, sagte er leise. Er wurde unruhig. Er sah, dass sich ein Boot vom Schoner löste, und setzte das Glas ab.
    »Warum geben sie keine Antwort?«, fragte er Baw. Der Riese zuckte die Achseln.
    »Passt auf, Jungs!«, rief Greco. »Vielleicht ist es eine Falle!« Er riss das Glas wieder vor die Augen. Das Boot war rasch näher gekommen. Im Feldstecher konnte Greco die Gestalten der Besatzung sehen. Ein Teil seiner Sorgen entschwand, als er nur drei Männer an Bord feststellte.
    Ziemlich pünktlich um fünf Uhr stoppte das Boot vor der Landzunge, dem Fast-Point. Sanft wurde es von den Wellen an die Küste herangetragen.
    »Warum habt ihr kein Antwortsignal gegeben?«, rief Greco, als das Boot auf Rufweite heran war.
    »Keine Ahnung!«, brüllte der Mann zurück, der das Steuer führte. »Bin nicht der Kapitän.«
    Er nahm eine Leinenrolle vom Boden hoch und warf sie auf das Ufer. Baw und Arelli zogen den Kahn näher heran, soweit es der sanft abfallende Strand gestattete.
    »Sag dem Kapitän, dass er sich nächstens an alte Abmachungen halten soll, wenn er nicht will, dass wir seine Leute mit Kugeln empfangen.« Greco war wütend.
    »Guten Tag«, antworte der Bootsführer und sprang über Bord. Er trug hohe Seestiefel. Einer seiner Leute reichte ihm eine mittelgroße Kiste über den Dollbord. Der Mann nahm sie vor die Brust, watete ans Ufer und stellte sie vor Julian Grecos Füßen ab.
    »Fünf Stück davon«, sagte er, drehte sich um und holte die zweite Kiste.
    »Ein neues Gesicht!«, sagte Greco, als der Bootsführer die zweite Kiste vor seine Füße stellte.
    Der Mann holte schweigend die dritte.
    »Wie heißt euer Schiff?«, fragte Julian.
    Wortlos drehte sich der Bootsführer um und stapfte wieder zum Boot
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