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0044 - Wir kämpften nach drei Seiten

0044 - Wir kämpften nach drei Seiten

Titel: 0044 - Wir kämpften nach drei Seiten
Autoren: Delfried Kaufmann
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Koksgeschäft ist, daß man erst etwas davon merkt, wenn es längst läuft. Erst wenn die Folgen des Rauschgiftgenusses sich häufen, wenn Leute sich und ihre Familien ruinieren, um das Geld für den unentbehrlich gewordenen »Schnee« aufzubringen, wenn mehr und mehr Menschen dabei gefaßt werden, wie sie versuchen, mit gefälschten Rezepten bei den Apotheken an Mittel zu kommen, die Rauschgift enthalten, wenn die Zahl der in die Hospitäler und Entziehungsanstalten eingelieferten Süchtigen steil anschwillt, dann erst wissen wir, daß ein neuer Ring organisiert worden ist.
    Selbstverständlich können wir die Kleinen, die Endverteiler, oft fassen, und wir fassen sie: hier einen Barmixer, dort einen Eckensteher, dann wieder einen Zeitungshändler…
    Der Kampf gegen das Rauschgift fordert besondere Methoden. Es hilft wenig, die Kleinverteiler hochzunehmen. Ein anderer tritt an die Stelle des Festgenommenen. Ein Zwischenhändler ist schon interessanter. Wenn man ihn zum Sprechen bringen kann, so erhält man die Adressen der Leute, die er beliefert hat, und man kann einen ganzen Bezirk ausheben. Aber auch der Zwischenhändler kennt seinen Lieferanten nicht. Er erhält seine Ware in Paketen ohne Absender oder durch einen Boten, dessen Namen er nicht weiß.
    Sinnvoll ist der Kampf nur dann gewesen, wenn es gelingt, den Kopf, die Spinne im Zentrum des Netzes, zu greifen. Mit einem Schlag fallen dann auch die Kleinverteiler, die Zwischen- und Großhändler aus. Und selbst, wenn sie nicht gefaßt werden können, so müssen sie doch das Geschäft aus Mangel an Ware auf geben.
    Wir, das FBI, wußten seit Monaten, daß sich im Staat und in der Stadt New York ein neuer Rauschgiftring organisiert hatte, der sich speziell mit dem Vertrieb und dem Schmuggel von Kokain befaßte. Die Statistiken bewiesen es. Fast täglich lieferten die Cops Männer und Frauen in die Spitäler ein, die sie im Rauschzustand von den Straßen gelesen hatten. Fünf Männer ohne Vorstrafen, aber jetzt auch ohne Geld, wurden dabei gefaßt, wie sie in Apotheken einzubrechen versuchten. Sie hatten kein Geld mehr, um Kokain zu kaufen. So versuchten sie, auf andere Weise daran zu gelangen.
    Der Chef des Medizinischen Instituts für die Bekämpfung der Suchtgefahren rief unseren Chef an. Er nannte die Zahlen der Statistiken. Anstieg der Rauschgiftsucht, Anstieg der Verzweiflung, Selbstmorde, Anstieg der Prostitution. Und immer wieder: Kokain, Koks, Sclanee.
    Mr. High rief Phil und mich. Er gab uns alle Mittel, die wir brauchten, stellte alle Männer, die wir anforderten, zu unserer Verfügung.
    Wir machten uns auf die Beine, und nach vier Monaten wußten wir ’ne Menge. Wir hatten eine Anzahl Leute verhaften lassen, aber wir ließen auch viele in Freiheit. Dann zeichnete sich eins mit Sicherheit ab: Der Wall von Vorsichtsmaßnahmen, den das Haupt der Organisation um sich gezogen hatte, war nicht zu durchdringen. Es konnte noch Jahre dauern, bis wir den Faden fanden, an dem wir uns bis zu ihm hintasten konnten. Die Spinne saß in der Mitte des Netzes, aber die Fäden waren so gesponnen, daß sie sofort rissen, wenn eine gefährliche Hand daran rührte.
    Phil und ich beschlossen, die Spinne aus dem Netz zu locken.
    ***
    Fast-Point stand auf keiner Landkarte verzeichnet. Es war die Tarnbezeichnung, die sich im Telefonverkehr zwischen dem Chef und Julian Greco eingebürgert hatte, wenn sie eine bestimmte Landzunge vierzig Meilen nördlich von New York meinten. Die Landzunge ragte ungefähr vierhundert Yards in den Atlantik hinein und lag vier Meilen von der State Road 225 entfernt. Nur wer die Gegend sehr gut kannte, fand sich in dem Felsgeröll zwischen Küste und Straße so gut zurecht, dass er überhaupt auf den Gedanken kommen konnte, mit dem Wagen bis ans Ufer zu fahren. Sobald man die ersten Felsklippen überwunden hatte, deckten sie den Besucher dieser wüsten Gegend gegen jede Sicht von der Straße her ab. Greco und seine Leute parkten um vier Uhr morgens am Rande der State Road. Julian stapfte unruhig durch die nasse Kühle des beginnenden Tages und sah zum Himmel. Es war noch nicht hell genug, um die Fahrt durch die Klippen zu riskieren, bei der immer ein Achsenbruch drin war. Andererseits musste er die Zeit einhalten. Die Leute, die von der See kamen, hielten sich nicht gerne unnötig lange in der Dreimeilenzone auf, wo jedes auftauchende Zollboot ihre Schmugglerlaufbahn beenden konnte.
    Greco warf seine Zigarette fort und steckte sich sofort wieder
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