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0043 - Die Geister-Lady

0043 - Die Geister-Lady

Titel: 0043 - Die Geister-Lady
Autoren: A.F. Morland
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Waffe befanden, auf die hell leuchtende Erscheinung.
    Die weiße Frau stieß ein grelles Gelächter aus.
    »Einen Geist will er töten. Er ist verrückt. Vollkommen verrückt!«, lachte Anja Plotkinowa schrill. Sie schwebte langsam auf ihr letztes Opfer zu.
    »Weg!«, brüllte Kyrill Plotkin verzweifelt. »Zurück! Lass mich in Ruhe! Hörst du? Komm nicht näher, sonst…«
    »Sonst?«, fragte Anja Plotkinowa kichernd. »Was willst du mir denn antun? Es gibt nichts, was mir Micha Plotkin nicht bereits zugefügt hätte, Kyrill! Bedank dich bei ihm für das, was dir nun geschieht!«
    Mit einem giftigen Zischen fuhr der Spuk dem verstörten Mann an die Kehle. Eiskalte, milchweiße Hände legten sich um Plotkins Hals.
    Er röchelte, warf sich hin und her. Sein Gesicht war vom Schmerz verzerrt. Die Panik brachte sein Herz beinahe zum Bersten. Er wollte um Hilfe schreien, doch kein Ton kam aus seinem weit aufgerissenen Mund. Die Lippen bebten und zuckten. Wie die Backen eines Schraubstocks drückten die Hände des gnadenlosen Spuks zu.
    Zamorra keuchte heran.
    Egal, was Kyrill Plotkin für ein Mensch war, er durfte nicht auf diese Weise umkommen. Egal, wie es später weitergehen sollte, der KGB-Mann durfte nicht sterben. Anja Plotkinowa hatte kein Recht, ihn zu töten. Sie war ein Spuk. Und Zamorras Lebensaufgabe bestand darin, solchen Ausgeburten der Hölle den Garaus zu machen.
    Er warf sich auf die weiße Frau. Seine Hände schnellten vor. Er versuchte sie zu packen, doch er griff durch sie hindurch. Sie war ein körperloses Wesen. Er vermochte sie nicht zu fassen. Himmel, wenn er bloß nicht sein Amulett zu Hause gelassen hätte. Mit dem silbernen Talisman hätte er sie auf der Stelle vernichten können, doch das Erbe Leonardo de Montagnes befand sich auf dem Schloss, im Tausende Kilometer entfernten Frankreich…
    Kyrill Plotkin wehrte sich verzweifelt.
    »Lass ihn los, Anja!«, schrie Zamorra, zornig wegen seiner Ohnmacht. »Du darfst ihn nicht töten!«
    »So!«, höhnte die Spukgestalt. »Darf ich nicht! Ich tu’s aber! Und niemand kann mich daran hindern! Er gehört mir. Er ist ein Plotkin! Er muss sterben! Er wird sterben! Er stirbt schon!«
    Die Bewegungen des KGB-Mannes wurden eckig. Augenblicke später hingen seine Arme schlaff herab. Immer noch drückte der grausame Geist die Kehle zu. Anja Plotkinowa stieß ein schaurigschrilles Gelächter aus, als sie Plotkin losließ. Der Tote fiel wie ein Stein zu Boden.
    Anja drehte sich kichernd im Kreis. Sie lachte und stampfte mit ihren glühenden Schuhen auf den Boden.
    »Es ist vollbracht! Es ist vollbracht! Es ist vollbracht!«, kreischte sie immer wieder. Und sie hörte nicht auf, sich zu drehen. Immer schneller drehte sie sich. Bis sie nur noch ein weißer, kegelförmiger Kreisel war, der sich ganz langsam in den hart gefrorenen Boden hineinschraubte. Augenblicke später erlosch das Licht der weißen Frau für immer. Der Fluch, den sie vor hundert Jahren ausgestoßen hatte, hatte sich in dieser froststarrenden Nacht erfüllt.
    ***
    Fedja Lipski reichte Zamorra und seinen »Sekretär« an Freunde weiter. Über mehrere Stationen gelangten sie nach Leningrad. Dort wartete ein Schiff auf sie. Es brachte sie aus dem finnischen Meerbusen nach Stockholm, und von da ging es mit einer Düsenmaschine nach London weiter. Jessica weinte vor Glück, als sie ihren Semjon in die Arme schließen durfte. Und auch dem Jungen standen die Tränen in den Augen.
    »Ich wusste, dass du es schaffst«, sagte Bill Fleming begeistert.
    »Es war der schwierigste Job, den ich jemals zu tun hatte«, seufzte Zamorra abgespannt. Noch am selben Tag flog er nach Frankreich weiter. Zwei Wochen danach wurden er und seine Sekretärin zur Hochzeit von Mr. Steven Murray und Miss Jessica Martin eingeladen. Und niemand wusste besser als Professor Zamorra, wer dieser Mr. Steven Murray noch vor vierzehn Tagen gewesen war…
    ENDE
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