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0040 - Die Nebelgeister

0040 - Die Nebelgeister

Titel: 0040 - Die Nebelgeister
Autoren: Mario Werder
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britischen Kanalinseln. Der Talisman kam bereits nach wenigen Sekunden wieder in Bewegung und schwang senkrecht nach oben. Langsam ließ der Professor den Arm vorgleiten. Als das massive Silberstück über Schottland stand, verhielt es sich ruhig.
    »Also Schottland«, sagte Zamorra und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er hatte sich angestrengt konzentriert und schien auch Erfolg gehabt zu haben. Nur was dort vorging, konnte er nicht klären.
    ***
    Madeleine Rimbaud hatte sich entschuldigt, aber da sie in den ersten Stunden keinen Unterricht gab, war ihr Gang in den Ort eine normale Sache. Erst als sie auf dem Postamt stand, konnte sie sich eines unbehaglichen Gefühls nicht erwehren.
    Der Beamte nahm den Brief, wog ihn und nannte den Betrag.
    »Wann geht die Post bei Ihnen weg? Es ist nämlich sehr wichtig!«
    »Um elf kommt der Wagen. Er wird beladen, dann macht der Fahrer seine Pause. Wenn alles normal verläuft, ist der Brief heute Abend gegen acht in Paris. Wahrscheinlich wird er kommenden Morgen zugestellt!«
    »Dann möchte ich bitte, dass er per Eilboten befördert wird. Es ist wichtig, dass er morgen früh seinen Empfänger erreicht!«
    Wieder blickte der schottische Postbeamte das Mädchen etwas entsetzt an. Dann gewann er seine Fassung zurück und sagte: »Wie Sie wünschen. Wissen Sie, ob diese Anschrift im Landzustellbereich liegt?«
    »Ja, ich muss die erhöhten Gebühren zahlen«, sagte Madeleine.
    Der Beamte nannte den Betrag, kassierte schweigend und klebte die Marken selbst auf. Dann ließ er den Brief unter Madeleines Augen in einen Sack fallen. Das Mädchen war zufrieden und verließ das Postamt der kleinen Stadt Brechin. Madeleine ging die paar Tritte hinunter und lief auf den Fußgängerüberweg zu. Sie wartete, bis kein einziges Fahrzeug mehr in Sicht war und setzte dann den rechten Fuß auf die Straße. Im gleichen Moment durchfuhr sie ein warnendes Gefühl. Die junge Französin drehte suchend den Kopf, konnte aber weit und breit kein Fahrzeug entdecken.
    Als sie die ersten beiden Schritte gemacht hatte, dröhnte der Motor eines schweren Wagens auf. Wie vom Himmel gefallen, raste eine große Limousine auf sie zu.
    Madeleine Rimbaud konnte sich nur durch einen gewaltigen Satz nach hinten retten. Sie stolperte an der Kante des Bürgersteiges und fiel hin. Da fühlte sie, wie sie aufgehoben wurde, und sah in das Gesicht eines älteren Mannes.
    Die Uniform entdeckte Madeleine erst später.
    Vorsichtig stellte der Mann sie auf die Füße und schüttelte bedauernd den Kopf. »Ich habe leider die Nummer nicht gesehen«, sagte er, »aber ich glaube, der Wagen hatte gar keine. Auf jeden Fall werde ich Anzeige erstatten. Es tut mir Leid, dass ich nicht vorher hier war. Aber der Wagen erschien so plötzlich, dass ich selbst überrascht war.«
    Jetzt erst bemerkte Madeleine, dass es sich um einen Polizisten handelte. Sie bedankte sich und sah sich ängstlich um.
    »Jetzt können sie sicher über die Straße«, lächelte der Mann, »es ist wirklich nichts zu sehen.«
    Zögernd tastete Madeleines Fuß sich vor. Als sie fast die andere Seite erreicht hatte, heulte ein Motor auf, und aus der entgegengesetzten Richtung raste eine schwere Maschine heran. Aber Madeleine war bereits auf dem Bürgersteig.
    Der Mann am Lenker riss das Vorderrad herum, prallte gegen die Bordsteinkante und verlor die Gewalt über das Motorrad.
    Er segelte in hohem Bogen davon und knallte mitten auf den Asphalt der Straße. Die Maschine heulte nochmals auf und verstummte dann.
    Entsetzt sah Madeleine auf den Mann, der immer noch auf der Straße lag. Der Polizist hatte ein wachsbleiches Gesicht bekommen und rannte auf den Gestürzten zu. Als er noch drei Meter entfernt war, geschah das Unfassbare. Langsam löste sich die Kleidung des Mannes auf. Zuerst verschwand der Sturzhelm, dann fiel die Lederjacke ab. Die Beinschoner folgten. Der Prozess hörte erst auf, als nur noch das blanke Skelett auf der Straße lag.
    Wie erstarrt stand der Polizist vor den Knochen. Er war Schotte und hielt sehr viel von Gespenstern und schaurigen Geschichten.
    Auch war er davon überzeugt, dass es übersinnliche Dinge gab.
    »Sie scheinen einige Dinge gegen sich aufgebracht zu haben«, sagte der Polizist mit ernstem Gesicht.
    Madeleine nickte nur, wagte es aber nicht, von den Vorgängen in der Schule zu berichten.
    Der Beamte wandte sich dem Motorrad zu und stieß einen Fluch aus.
    »Das ist Harry Brendons Maschine! Das verdammte Skelett muss sie
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