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0040 - Die Nebelgeister

0040 - Die Nebelgeister

Titel: 0040 - Die Nebelgeister
Autoren: Mario Werder
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bekommen, Ihr Zimmer zu verlassen!«
    »Auch du wirst uns bald ganz gehören!«, zischte sie und kam auf die Zimmertür zu. Die Blicke der Schülerin trafen Madeleine Rimbaud.
    »Du wirst uns nicht entgehen können! Du hast das Elixier vernichtet!« Dann straffte sich die Gestalt des jungen Mädchens. Sie schien einige Zentimeter zu wachsen. Das Gesicht nahm einen fremden, fast männlichen Ausdruck an.
    Als sie dann den Mund öffnete, sprach sie mit einer Baritonstimme. »Wir werden dich verfolgen, solange du lebst! Wir werden dich erreichen, es gibt kein Entkommen für dich. Das Elixier, das wir in langer, mühsamer Arbeit gebraut haben, hast du vernichtet. Dafür gibt es nur eine Strafe: einen langsamen, grausamen Tod! Aber dein Tod wird dazu dienen, neues Elixier herzustellen. Du wirst es sein, die mit ihrem Körper und ihrem Geist dem neuen Mittel Leben verleiht und Macht gibt. Bis zum Ende aller Zeiten, bis an das Ende der Welt werden wir dich verfolgen, und eines Tages haben dich unsere Diener in den Klauen, und du kommst hierher zurück, um uns zu dienen! Bereite dich darauf vor, dass du diejenige bist, die uns die neue Macht verleiht. Du wirst geopfert und wirst den Zweck erfüllen, den du eben vernichtet hast!«
    Madeleine starrte aus weit aufgerissenen Augen auf die junge Schülerin, die jetzt wieder zusammenzuschrumpfen schien, ihre alten Gesichtszüge annahm und durch die Tür schritt.
    Dann hatte sie sich wieder gefasst und drehte sich um. Sie wollte Miriam festhalten, das Mädchen auf keinen Fall in sein Verderben rennen lassen. Aber ihre Hände glitten an der Kleidung ab, sie fanden keinen Halt! Unaufhaltsam näherte die Schülerin sich der Treppe, schritt in die Halle und ging in Richtung Pforte.
    Madeleine riss sich aus ihrer Erstarrung und schaute sich gehetzt um. Dr. Johnson stand regungslos hinter ihr. Auf seinem Gesicht lag ein entrückter Ausdruck. Der Mann war nicht ansprechbar!
    Dann fiel der Blick der jungen Französin auf Elinor Douglas, die Hauswirtschaftslehrerin.
    Die Frau hatte eine undurchdringliche Miene aufgesetzt. Nur wenig Entsetzen war darin zu erkennen. Auch sie sah der Schülerin nach, machte jedoch keine Anstalten, dem jungen Mädchen zu folgen.
    Madeleine gab sich einen weiteren Ruck und rannte zur Treppe.
    Innerhalb weniger Sekunden war sie ebenfalls im Park und suchte nach Miriam Langdon.
    Plötzlich hörte Madeleine hinter sich ein Knacken. Die Französin fuhr herum und sah einen Schatten durch die Ziersträucher gleiten.
    Sofort machte sie kehrt und rannte in die bewusste Richtung.
    Leises Poltern verriet ihr den Weg. Madeleine brach ohne jede Vorsicht durch die Büsche und stand auf einem kleinen Platz, der einen überdachten Brunnen aufwies.
    Soeben schwang sich eine Gestalt über die Einfassung. Nur noch der Oberkörper war zu sehen. Dann war die Französin herangekommen.
    Wie erstarrt blieb sie vor der gemauerten Brunneneinfassung stehen. Miriam Langdons Gesicht hatte sich wieder zu einer hasserfüllten Fratze verzerrt. Das Mädchen schien in der Luft, mitten im Schacht zu schweben. Als der Mund der jungen Schülerin sich öffnete, sprang Madeleine einen Schritt zurück.
    Miriam hob den Arm. Ihre ausgestreckten Finger wiesen auf Madeleine Rimbaud.
    Weiter geschah nichts, aber die Französin hatte den Eindruck, dass sie von etwas Fremdem, das Grausamkeit und Gier ausstrahlte, berührt würde. Sie drehte sich auf der Stelle, konnte aber nichts entdecken.
    Miriam Langdon sank langsam tiefer. Jetzt hatte sie die Höhe der Einfassungsmauer des Brunnens erreicht und zog den Arm wieder an den Körper. Dann verschwand sie ganz, nachdem sie einen letzten, hasserfüllten Blick auf Madeleine geworfen hatte.
    Die junge Lehrerin war wie gelähmt. Dann nahm sie ihre ganze Kraft zusammen und löste sich aus diesem Bann. Zögernd machte sie einen Schritt auf den Brunnen zu.
    Dann hatte sie die Lähmung überwunden und ging schneller. Als sie sich über die Einfassung beugte, sah sie weit unten einen hellen Schatten, der aber schnell verblasste. Dann fauchte ein Windstoß nach oben.
    Madeleine wich angewidert zurück, als der faulige, nach Moder und Verwesung stinkende Strahl in ihre Nase drang.
    Danach wurde es wieder still. Aber es war eine seltsame Stille, beinahe körperlich spürbar.
    Madeleine ging langsam durch den Garten in Richtung Internat zurück. Sie hob den Arm und sah auf die Uhr. Wieder war es kurz vor eins!
    Langsam wanderte der Zeiger weiter, und als er ein Uhr
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