Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
004 - Die Ausgestoßenen

004 - Die Ausgestoßenen

Titel: 004 - Die Ausgestoßenen
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
dachte im ersten Moment, dass die Barbarin weinen würde.
    »Hey, so war das nicht gemeint«, beschwichtigte er im sanften Ton. Dann erkannte er, dass die Barbarin nur eine Position eingenommen hatte, in der sie ihre telepathischen Fähigkeiten besser nutzen konnte. »Hörst du irgendwas?« erkundigte er sich neugierig.
    Die Barbarin konnte seine Frage nicht verstehen, denn sie war längst in eine Trance abgetaucht. Der Kontakt mit den fremden Gedanken bereitete ihr Schmerzen, doch nachdem sie sich, auf die ungewöhnlich starke Intensität eingestellt hatte, formten sich die wirren Bildfetzen zu einer klaren Szene.
    Plötzlich spürte sie kindliche Furcht, in sich aufsteigen. Ihre Knie begannen zu zittern, während sie in deformierte Gesichter sah, die hasserfüllt auf sie niederblickten. Eine Art Halbaffe schwang eine gebogene Stange in den haarigen Händen und prügelte damit auf sie ein!
    Obwohl Aruula nur die Emotionen eines Fremden erlebte, spürte sie den folgenden Schlag, als wenn ihre eigenen Rippen getroffen würden. Anschließend hämmerte ihr etwas auf Oberarm und Kopf, dann brach die Verbindung ab.
    Mit schweißnasser Stirn fuhr Aruula in die Höhe. Entsetzen würgte sie, als sie daran dachte, was dem Opfer gerade angetan wurde.
    »Was ist los?« riss Matt sie aus ihren Gedanken.
    »Wir müssen helfen!« antwortete sie abgehackt. »Dort drüben!« Dabei deutete sie auf eine Grasbewachsene Anhöhe, die nur einen Speerwurf entfernt von der Landstraße verlief. Die Todesangst des Fremden war wie ein unsichtbares Signal, das ihr den Weg zum Schauplatz des Angriffs wies.
    »Okay, vielleicht sollte ich jetzt das Steuer übernehmen«, bot Matt an, doch Aruula hatte schon den Zündschlüssel herumgedreht und den ersten Gang eingelegt.
    Jetzt, wo sie mit den Gedanken bei dem hilflosen Opfer war, liefen ihre Hand- bewegungen ganz automatisch ab. Ehe sich Matt versah, riss sie das Lenkrad herum und raste mit durchdrehenden Reifen los. Holpernd pflügte sie durch das kniehohe Gras und schaltete mit traumwandlerischer Sicherheit immer höher. Ein mulmiges Gefühl stieg in Matt auf, als er sah, mit welcher Geschwindigkeit das Fahrzeug die Anhöhe empor jagte.
    »Nicht so schnell!« brüllte er Aruula zu. »Auf der anderen Seite geht es auch wieder abwärts!« Da schoss der Jeep auch schon über die Hügelkuppe hinweg!
    Die durchdrehenden Räder schwebten einige Sekunden lang in der Luft, bevor sie in das Grasmeer eintauchten und krachend auf dem Boden schlugen.
    Matt hatte alle Mühe, sich im Sitz zu halten, während er von der ächzenden Federung wieder in die Höhe geschleudert wurde.
    Er wollte sich gerade über Aruulas halsbrecherische Fahrweise auslassen, als er sah, warum sie es so eilig hatte.
    In knapp zwanzig Metern Entfernung prügelten mehrere brutale Kerle auf einen am Boden liegenden Jungen ein, der sich wie ein Embryo zusammengerollt hatte, um sich gegen die Schläge zu schützen.
    Während der Jeep auf die Gruppe zuraste, erkannte Matt, dass es sich bei den grobschlächtigen Männern nicht um gewöhnliche Menschen handelte.
    Ihre gesamte Physiognomie wirkte seltsam deformiert, oder besser gesagt: degeneriert. Ja, bei genauerer Betrachtung ähnelten diese Männer den Abbildungen von Steinzeitmenschen, wie sie Matt aus diversen Büchern kannte!
    Was an sich unmöglich war! Selbst wenn die Menschheit durch den Meteoriteneinschlag in ihrer Zivilisation zurückgeworfen worden war - die Evolution selbst hatte die Katastrophe bestimmt nicht umkehren können.
    Was Matt beim Anblick dieser
    »Neandertaler« außerdem störte, waren die zerfetzten Kleidungsstücke, die sie trugen.
    Doch er hatte keine Zeit mehr, den Gedanken weiter zu verfolgen. Ohne die Geschwindigkeit zu verringern, raste Aruula weiter auf die Steinzeitmenschen zu. Sie wollte dem hilflosen Jungen so rasch wie möglich beistehen, deshalb trat sie erst im letzten Moment auf die Bremse.
    Die Affenmenschen hatten inzwischen von ihrem Opfer abgelassen und starrten erschrocken auf das dröhnende Ungetüm, das wie ein Raubtier auf sie zugeschossen kam.
    Die Bremsscheiben des Jeeps protestierten kreischend gegen Aruulas Vollbremsung. Die Räder blockierten und rutschten über das Gras hinweg. Genau auf zwei Affenmenschen zu! Augenblicke später wurden sie mit stählerner Wucht erfasst und über die Motorhaube durch die Luft gewirbelt. Brechende Knochen übertönten das Geräusch des absterbenden Motors.
    Matt verspürte einen Moment lang Mitleid mit den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher