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004 - Die Ausgestoßenen

004 - Die Ausgestoßenen

Titel: 004 - Die Ausgestoßenen
Autoren: Bernd Frenz
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Sie wollte dem Jungen auf jeden Fall helfen. Allein schon um herauszufinden, ob seine ganze Familie lauschen konnte. Vielleicht gehörten diese Ausgestoßenen ja sogar zu ihrem eigenen Volk, aus dem sie als Kind verschleppt worden war.
    Gemeinsam gingen die drei zum Jeep zurück. Als sie den Wagen erreichten, schwang sich Matt schnell hinters Steuer. »Ich denke, die nächste Strecke übernehme ich wieder«, verkündete er. Aruulas Fahrkünste hatte er für die nächsten Tage genug genossen.
    ***
    »Sie kommen«, flüsterte Yolla entsetzt. »Der Grauhaarige hat uns vorhin doch entdeckt!« Bork wollte einen leisen Fluch ausstoßen, doch über seine zitternden Lippen drang nicht der geringste Ton. Die Angst schnürte dem Oberhaupt der Sippe im wahrsten Sinne die Kehle zu. Dabei wusste er nicht, was ihm mehr Furcht einflößte: dass nun die ganze Horde nahte oder dass einige Affenmenschen doch so etwas wie Intelligenz besaßen, was sie doppelt gefährlich machte.
    Als Bork seinen Blick in die Runde schweifen ließ, sah er in verbitterte Gesichter. Er wusste, dass ihn die anderen für ihre Misere verantwortlich machten. Schließlich war es seine Idee gewesen, sich von Bendrake und dem Stamm abzusetzen.
    Wie hatte er auch ahnen können, dass sie die Kontrolle über alles verlieren würden?
    Doch das war seinen Schwestern und ihren Ehemännern egal.
    Sie sahen nur, dass sie sich tief in einen Berg aus toten Käferleibern wühlen mussten, um den Affenmenschen zu entgehen, die ihnen seit heute Morgen auf den Fersen waren.
    Das Versteck bestand aus einem besonders großen Insektenkörper, der unter vielen kleineren Leibern begraben war, so dass nur wenig Tageslicht zu ihnen herab drang.
    »Sie kommen jetzt auch aus dieser Richtung«, zischte seine Frau zu ihnen hinab. Zila hatte Beobachtungsposten in einem weiter außen liegenden Leib bezogen, doch nun kletterte sie behende durch die hohlen Skelette zu ihnen hinab.
    »Wir müssen nach hinten raus, das ist unsere letzte Hoffnung«, verkündete sie mit entschlossener Stimme.
    Wie so oft, wenn Bork nicht mehr weiter wusste, übernahm sie die Führung der Sippe.
    Mit scharfen Worten trieb sie die lethargisch vor sich hindämmernden Männer und Frauen an: »Los, hoch mit euch. Wozu hat Arak denn diesen Fluchtweg erkundet?«
    »Um sich dadurch selbst aus dem Staub zu machen«, knurrte Doran bösartig. »Dein Sohn hat nämlich rechtzeitig erkannt, dass er besser nicht auf seinen Vater vertrauen sollte.«
    »Hüte deine Zunge«, zischte Bork warnend.
    Nicht weil ihn Dorans Worte sonderlich verletzten, sondern weil er verhindern musste, dass sich die Sippe vor Angst gegenseitig an die Kehle ging, anstatt gemeinsam zu handeln.
    »Mein Sohn hat große Gefahren auf sich genommen, um Hilfe für uns zu holen. Wir sollten uns seiner würdig erweisen, indem wir alles daran setzen, am Leben zu bleiben, bis er zurückkehrt. Flieht durch den Zehnfüßler nach draußen und versucht euch in einem anderen Leichenberg zu verstecken. Am besten teilen wir uns, so sind die Überlebenschancen der Einzelnen größer.«
    »Du willst dich wohl auch absetzen und uns als Futter für diese Bestien zurücklassen?« fauchte Yolla.
    Es schmerzte Bork, dass sich auch seine Schwester von ihm abwandte, doch er hatte keine Zeit, um sich verletzt zu zeigen.
    »In der Steppe hat keiner von uns eine Überlebenschance«, zischte er zurück. »Die Scimaro sind schneller als wir. Wir können uns nur weiter vor ihnen verstecken, bis sie die Suche aufgeben.«
    »Oder bis sie jeden von uns gefunden und getötet haben«, fügte Doran düster hinzu. Einen Moment sah es so aus, als wollte er seinem Schwager vor die Füße spucken, doch dann drehte er sich zu den anderen um, die bereits durch das Gewirr der Käferleiber kletterten.
    Bork blickte den Männern, Frauen und Kindern nach, die er enttäuscht hatte.
    »Wenn wir es bis zum Abend schaffen, können wir vielleicht in der Dunkelheit ungesehen verschwinden«, flüsterte er ihnen aufmunternd hinterher. Dabei war er fest davon überzeugt, dass keiner von ihnen den Nachmittag überleben würde.
    Ein schabendes Geräusch ließ ihn herum wirbeln.
    Entsetzt starrte Bork auf die dunklen Schemen, die hinter ihm in den Käferberg kletterten. Die plumpen Gestalten stießen ständig gegen die skelettierten Überreste, trotzdem arbeiteten sie sich zügig dem Versteck entgegen. Die Horde wurde von einem grauhaarigen Männchen angeführt, das intelligenter als seine Artgenossen war.
    Mit
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