Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
004 - Die Ausgestoßenen

004 - Die Ausgestoßenen

Titel: 004 - Die Ausgestoßenen
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
erkundigte sich Aruula, die seinen zweifelnden Gesichtsausdruck auf ihre Fahrkünste bezog.
    Matt sah überrascht auf, bevor er den Kopf schüttelte.
    »Ich habe nur überlegt, wie lange wir noch mit unserem Kraftstoff auskommen«, erklärte er.
    »Du meinst Nahrung für Wagen?« Die junge Frau wandte sich neugierig um. Unbewusst verzog sie dabei das Lenkrad, so dass sie von dem Festgewalzten Teil des Weges abkam. Sofort sackte das rechte Vorderrad in ein derart tiefes Schlagloch, dass das Fahrgestell auf den Boden aufschlug. Die Erschütterung war so stark, dass Matts Unterkiefer nach oben schlug. Das Klappern der Zähne wurde nur noch von den aneinander schlagenden Reservekanistern übertönt, die hinter ihm ins Rutschen kamen.
    »Vor allem rede ich von der leicht entzündlichen Flüssigkeit, die uns bald um die Ohren fliegt, wenn du dich nicht auf die Straße konzentrierst!« antwortete er gereizt.
    Aruula sah erschrocken nach vorne, während sich ihre Hände so stark ums Lenkrad krampften, dass die Adern an ihren durchtrainierten Oberarmen hervortraten.
    »Ist nicht meine Schuld, wenn Wagen nicht mitdenkt«, brummte sie eingeschnappt. Im Inneren schmerzte es sie jedoch, dass sie Maddrax Erwartungen nicht erfüllen konnte. Sie bewunderte den Fremden für sein Wissen um die Geheimnisse der Vergangenheit.
    Inzwischen hatte sie akzeptiert, dass er kein Gott war, sondern nur ein Mensch. Trotzdem spürte sie immer wieder seine Überlegenheit, die ihr schmerzlich aufzeigte, wie begrenzt ihr eigener Horizont verlief.
    Verbissen starrte sie auf die Sandpiste vor sich, die im Lauf der Jahre von unzähligen Fuhrwerken durch das hohe Steppengras gewalzt worden war. Sie wollte sich keinen weiteren Fehler erlauben, deshalb umfuhr sie nun selbst die kleinste Unebenheit.
    Matt taten seine scharfen Wort inzwischen leid. Er hatte sich doch gerade erst vorgenommen, geduldiger mit Aruula zu sein!
    »Wenn die Kanister zu fest aneinanderschlagen, könnte ein Leck entstehen«, erklärte er seine Zurechtweisung mit beschwichtigenden Worten. »Und ausgelaufenes Benzin ist sehr gefährlich. Wenn es sich entzündet, brennt der ganze Wagen aus.«
    Aruula nickte, ohne den Blick von der Strecke zu nehmen, während Matt die unterschiedlichsten Gründe aufführte, aus denen es zu einer Explosion kommen konnte. Die mental begabte Barbarin spürte, dass sein Redefluss eine indirekte Bitte um Verzeihung war, deshalb hörte sie ihm lächelnd zu, obwohl sie nur die Hälfte seiner Erklärungen verstand.
    ***
    Während sie sich äußerlich völlig auf die rasante Fahrt konzentrierte, lauschte sie mit ihrem inneren Sinn vorsichtig in Matts Gedanken, so dass sich seine Kommentare zu flüchtigen Bildern formten. Aruula genoss die fremde Welt, die ihr so geboten wurde, ohne dass Maddrax etwas von ihren heimlichen Beobachtungen bemerkte. Die Barbarin war so vertraut mit ihren natürlichen Fähigkeiten, dass sie sich etwas entspannte.
    Eine Weile folgte sie einfach dem Weg nach Norden, doch plötzlich wurden ihre offenen Sinne von etwas Lautem, Verzweifeltem überschwemmt.
    HILFE!
    Der Ruf war so laut, dass sich die Botschaft wie ein glühendes Eisen in ihren Kopf brannte.
    Verwirrt suchte Aruula die Umgebung ab, doch sie konnte nicht erkennen, woher der Schrei gekommen war.
    Gott des Steins, hilf mir! Sie wollen mich töten!
    Die Worte dröhnten so laut in ihrem Kopf, dass Aruula fürchtete, er würde ihr platzen.
    Bildfetzen schossen mit solcher Gewalt durch ihren Verstand, dass sie die vor ihr liegende Straße nicht mehr richtig sehen konnte.
    Nie zuvor hatte sie fremde Gedanken so laut und deutlich gehört!
    Der Kontakt war so stark, dass sie Übelkeit in sich aufsteigen spürte. Instinktiv nahm sie den Fuß vom Gas und trat das Bremspedal bis zum Anschlag durch.
    Matt wurde von der Vollbremsung derart überrascht, dass er sich nicht mehr rechtzeitig abstützen konnte. Er flog über das Armaturenbrett hinweg und krachte gegen die hochgestellte Windschutzscheibe, die unter seinem Gewicht nach vorne klappte. Zum Glück hielt das Plexiglas dem Aufprall auf der Motorhaube stand.
    Stöhnend schob sich Matt zurück in den Sitz. Mühsam schluckte er einen Fluch hinunter und knurrte: »Was ist los? Willst du mich umbringen?«
    Seine Worte hallten laut über die sie umgebende Steppe, denn nachdem Aruula den Motor abgewürgt hatte, war es totenstill geworden.
    Statt ihm zu antworten, sank Aruula im Fahrersitz zusammen und nahm den Kopf zwischen die Knie. Matt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher