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0039 - Turm der Verlorenen

0039 - Turm der Verlorenen

Titel: 0039 - Turm der Verlorenen
Autoren: Michael Kubiak
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ganze Angelegenheit vergessen. Mordius war sein Gegner, und er hatte ihn persönlich herausgefordert. Das Erbe seiner Vorväter verlangte von ihm, dass er der Herausforderung nachkam und sich dem Ungeheuer stellte. Ihm konnten in diesem Kampf nur Glück, seine Umsicht und ein gnädiger Schutzengel helfen.
    Zamorra deutete den Traum und die anschließende Entdeckung in der Bibliothek genau richtig. Es waren Hinweise, denen er zu folgen hatte. Dazu kam noch die eindeutige Botschaft, die Mordius ihm persönlich übermittelt hatte.
    Zamorra musste die Reise antreten, auch wenn es wahrscheinlich eine Reise ohne Wiederkehr werden könnte. Nur gut, dass Nicole nicht in der Nähe war. Sie hätte ihm entweder verboten, zu fahren, oder sie hätte sich nicht davon abbringen lassen, ihn zu begleiten.
    Zamorra wusste nur zu gut, dass er ihr das hätte nicht abschlagen können, doch gleichzeitig wäre er sich auch über die Gefahren im Klaren gewesen, die im fremden Land auf sie lauerten.
    So hatte er den Gefahren allein zu trotzen und brauchte sich nicht auch noch um die Sicherheit eines Begleiters zu kümmern.
    Zamorras Entschluss stand fest. Er würde die Reise machen und sein Bestes versuchen. Doch zuvor war noch einiges zu erledigen.
    Er ging hinüber zum Schreibtisch und suchte einen Bogen Papier aus einer Schublade. Dann setzte er sich in den Arbeitssessel und begann zu schreiben. Es war eine Nachricht an Nicole Duval, in der er ihr mitteilte, was er vorhatte und warum er wahrscheinlich nicht im Schloss wäre, wenn sie ankommen würde.
    Über sein genaues Ziel ließ er allerdings nichts verlauten, denn er kannte den Unternehmungsgeist seiner Sekretärin. Sie wäre ihm bestimmt nachgefahren, in dem Glauben, er brauche ihre Hilfe und Unterstützung.
    Abschließend beteuerte er seiner Freundin noch einmal seine Liebe und schloss den Brief mit dem Hinweis, dass sein Testament bei einem Notar in Paris hinterlegt war und dass Nicole von ihm erfahren könnte, was mit seinem Nachlass zu geschehen habe.
    Zamorra war fest davon überzeugt, dass diese Fahrt ins Ungewisse sein letzter Kampf gegen einen Sendboten aus der Welt der Dämonen sein sollte. Er kam sich vor wie ein Japaner vor dem Harakiri. Etwas anderes war es auch nicht. Ein Selbstmordunternehmen mit verschwindend geringer Chance, dem Tod von der Schippe zu springen.
    Zamorra erhob sich wieder und trat an den Wandschrank, in dem er das Erbe seiner Vorväter aufbewahrte.
    Er öffnete die Schranktür und holte eine kleine Schatulle hervor.
    Er ließ sie aufschnappen und betrachtete lange das matt schimmernde Amulett auf dem roten Samt.
    Wie oft hatte es ihm schon in den aussichtslosesten Situationen geholfen. Wie oft hatte es ihm schon im wahrsten Sinne des Wortes das Leben gerettet. Würde es ihm auch dieses Mal die gleichen Dienste erweisen?
    Nur mit Mühe riss der Professor seinen Blick von dem silbernen Talisman los. Er klappte das Kästchen zu und stellte es auf den Schreibtisch.
    Nein, er würde den Glücksbringer auf keinen Fall mitnehmen. Es war zu wahrscheinlich, dass es in die falschen Hände fiel, wenn er sich durch die Karpaten kämpfte. Er wollte es Nicole schenken, einerseits als Andenken an ihn und andererseits als Schutz vor den Mächten des Bösen.
    Zamorra faltete den Brief und schob ihn in ein gefüttertes Kuvert.
    Er erhitzte über einer Kerzenflamme etwas Siegelwachs und ließ es auf den Brief tropfen. Dann nahm er den Siegelstempel und drückte die Konturen des Familiensiegels derer von Montagne in die weiche Masse.
    Dann betrachtete Zamorra noch für einige Sekunden sinnend den Brief, stellte ihn dann aufrecht gegen die Schreibtischlampe. So würde Nicole ihn unter Garantie nicht übersehen. Die Schatulle mit dem Amulett stellte er daneben. Nicole würde seine Beweggründe zwar nicht begreifen, doch war sie zumindest in Sicherheit. Zamorra war überzeugt, dass sie das eines Tages bestimmt verstehen würde.
    Dann griff der Professor zum Telefon. Er wählte die Nummer eines Reisebüros am Flughafen Orly, das die ganze Nacht geöffnet hatte. Telefonisch buchte er einen Flug nach Bukarest.
    »Sollen wir Ihnen auch ein Hotelzimmer reservieren?«, fragte die angenehme Stimme der Angestellten des Reisekontors. »Oder halten Sie sich nicht in Bukarest auf, Monsieur?«
    Zamorra stutzte einen Moment. Dann sagte er: »Nein, Mademoiselle, ich werde weiterreisen. Ich gedenke nicht in Bukarest zu bleiben. Ich danke Ihnen für Ihre Bemühungen. Ich komme mir dann
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