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0039 - Turm der Verlorenen

0039 - Turm der Verlorenen

Titel: 0039 - Turm der Verlorenen
Autoren: Michael Kubiak
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nicht auf Anhieb erklären konnte.
    Bis Leben in die Gruppe kam. Die beiden Wesen breiteten die Flügel aus und schickten sich an, sich in den Nachthimmel zu erheben.
    Sie taten es auch, jedoch nicht allein. Festgeklammert an ihre Füße hing Mordius zwischen ihnen und ließ sich von ihnen davontragen.
    Die unheimliche Gruppe beschrieb einen weiten Bogen um das Schloss, dann gingen die beiden Flugwesen in einen rasanten Sturzflug über, den sie abbremsten, als sie sich mit Zamorra auf gleicher Höhe befanden.
    Und diesmal lag in Mordius’ Stimme ein unstillbarer Hass. »Hör genau zu, Zamorra. Wie du siehst, ist es mir gelungen, mich erneut zu befreien. Diesmal allerdings nicht allein aus eigener Kraft. Ich habe nämlich einen mächtigen Verbündeten bekommen. Ich will dir noch eine Chance geben, deinen Mut im Kampf gegen mich zu beweisen. Doch diesmal bestimme ich die Spielregeln. Und du musst sie genau befolgen. Du wirst nicht die Kraft haben, dich dagegen zu wehren. Denn ich herrsche auch über deine Gedanken, wann immer ich es will. Geh zur Karte an der Wand und merke dir genau den Ort, in dem der Dolch steckt. Dort sollst du hinkommen. Und wenn du ankommst, dann werde ich mit Sicherheit schon da sein. Also sieh dich vor, denn ich werde jederzeit zuschlagen können. Und du wirst nicht wissen, wann das sein wird. Und nun viel Glück, du Meister des Übersinnlichen. Man sollte mit diesen Dingen nicht spa- ßen. So selten diese Erscheinungen auf eurer Welt auch sind, man sollte nicht über das lachen, was man nicht begreift. Du bist der letzte von denen, der uns, den Dämonen, noch gefährlich werden könnte. Dich müssen wir noch bezwingen, dann ist der Weg für uns frei! Frei! Frei!«
    Lange noch hallte der wilde Wutschrei des Untoten zwischen den Mauern des Schlosses wider. Zamorra hatte unbeweglich zugehört und war nicht in der Lage gewesen, etwas zu erwidern. Mordius hatte wirklich sein Denken gelähmt, und nur die Anweisung hatte sich in seinem Gedächtnis festgesetzt.
    Schwerfällig, wie in Trance, wandte er sich um und ging zurück in das Gebäude. Ohne sich noch lange aufzuhalten, schritt er durch den Gang und betrat erneut die Bibliothek.
    Vor der Karte blieb er stehen. Unverwandt starrte er auf den Dolch, als wolle er sich diesen Anblick für den Rest seines Lebens einprägen.
    Hier war es, das Zeichen eines Gesandten aus einer Welt, die nicht zu finden, geschweige denn zu beschreiben war. Einer Welt, für die Begriffe wie Zeit und Raum keine Geltung haben.
    Es war das Zeichen von Mordius, und es sollte ihm zugleich als Drohung und als Warnung dienen. Doch es war auch eine Herausforderung.
    Zamorra war bereit, sie anzunehmen.
    Und während von draußen noch einmal ein hohles Gelächter über die Landschaft tanzte, trat Zamorra an das offene Fenster und schaute hinaus in die Nacht.
    Hoch über ihm kreisten die beiden Flugungeheuer und zwischen ihnen, festgeklammert an ihre Klauen, der Untote, der das Geheimnis des ewigen Lebens entdeckt hatte.
    Sein Weg führte quer über Europa in Richtung Osten.
    Das Ziel war ein kleines Dorf in den Karpaten…
    ***
    In dieser Nacht bekam Zamorra kein Auge mehr zu. Er saß lange in seiner Bibliothek und dachte darüber nach, was er nun zu tun hatte.
    Die einzige, mit der er die Angelegenheit hätte besprechen können, Nicole Duval, seine Freundin und Assistentin, war weit weg in Paris, wo sie sich mit ihren Eltern treffen wollte, um einen gemeinsamen Urlaub zu verleben.
    Zamorra kam sich im Moment sogar ziemlich einsam vor. Nur zu gern hätte er die schrecklichen Erlebnisse der Nacht mit jemandem beredet, doch er musste zugeben, dass es vielleicht besser war, wenn er alles für sich behielt.
    Jetzt musste er erst einmal eine Entscheidung treffen, die ihm keiner abnehmen konnte.
    Er hatte sich berufen gefühlt, den Kampf gegen Mordius, das Genie des Satans, aufzunehmen, und er hatte keinen bleibenden Erfolg gehabt. Zwar war es ihm gelungen, Mordius für einige Zeit mattzusetzen, doch ein Triumph war ihm nicht beschieden gewesen. Mordius, dieser Satan in Menschengestalt, lief noch immer frei herum und stellte für die Menschheit eine permanente Bedrohung dar. Zamorra wagte sich gar nicht auszumalen, was geschehen würde, wenn Mordius frei planen und handeln könnte.
    Unwillkürlich schüttelte Zamorra den Kopf, als hätte ihm jemand eine Frage gestellt, die er entschieden verneinen musste. So ging es nicht.
    Er durfte die Verantwortung nicht von sich abwälzen und die
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