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0038 - Die Horror-Reiter

0038 - Die Horror-Reiter

Titel: 0038 - Die Horror-Reiter
Autoren: Jason Dark
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nicht wegzudiskutieren. Ich habe mir nur nie vorstellen können, wie es sich darstellt, bis ich vor drei Tagen damit konfrontiert worden bin. Jemand brachte mir einen alten Freund. Pater Emilio Zagallo. Wir haben zusammen studiert, uns hin und wieder geschrieben, doch dann ist der Pater in ein Kloster gegangen und hat dort gearbeitet. Das Kloster liegt in den Pyrenäen, auf einem Berggipfel, ziemlich einsam und von der Welt völlig abgetrennt. Ebenso leben die Mönche. Sogar begraben werden sie dort oben. Man weiß nicht, was hinter den Mauern geschieht. Ich möchte darüber auch keinen Kommentar abgeben. Nun ist es meinem Freund Emilio Zagallo gelungen, aus diesem Kloster zu fliehen. Aber er ist ein anderer Mensch. Als er hier ankam, war er fertig.«
    Ich runzelte die Stirn. »Wieso?«
    Der Pfarrer stand auf. »Kommen Sie mit, Mr. Sinclair, ich will Sie zu ihm fuhren.« Der Pfarrer ging zur Tür.
    Kurz davor wandte er noch einmal den Kopf. »Aber erschrecken Sie nicht. Er – er sieht wirklich nicht gut aus.«
    »Ich werde mich zusammenreißen.« Über eine Holztreppe stiegen wir in die erste Etage. Die Stufen knarrten.
    Oben mußte ich den Kopf einziehen.
    Der Pfarrer lächelte. »Ja, ja, wenn man groß ist, hat das auch manchmal seine Nachteile.«
    »Sie sagen es.«
    Vor einer schmalen Tür blieben wir stehen. Sie war graugrün lackiert. Bevor der Pfarrer die Tür öffnete, bemerkte ich den eigentümlichen Geruch. Ich konnte ihn nicht genau identifizieren, glaubte aber, so etwas wie Schwefel oder Moder zu schmecken.
    Meine Nackenhaare stellten sich auf. Unwillkürlich tastete ich nach meiner mit Silberkugeln geladenen Beretta. Sie steckte wie immer im Schulterholster. Pfarrer Hackmann hatte meinen Griff bemerkt.
    Er lächelte. »Sie brauchen keine Angst zu haben, Mr. Sinclair. Pater Emilio tut Ihnen nichts, nichts mehr«, fügte er bedeutungsvoll hinzu.
    Zweimal drehte er den Schlüssel herum. Dann stieß er die Tür auf. Ich ließ ihn vorgehen.
    Rechts an der Wand befand sich der Lichtschalter. Der Pfarrer drehte ihn herum. Die Lampe an der Decke gab einen milchig trüben Schein ab. Er leuchtete auch das alte Metallbett aus, auf dem Emilio Zagallo lag.
    »Treten Sie näher«, flüsterte der Pfarrer und winkte mir zu. Auf Zehenspitzen ging ich ins Zimmer. Erst jetzt sah ich, daß der Mann auf dem Bett gefesselt war. Arme und Beine waren mit Stricken an die jeweiligen Pfosten gebunden.
    »Es mußte sein«, flüsterte der Pfarrer, als er meinen verwunderten Blick bemerkte.
    Dann stand ich neben dem Bett. Father Hackmann war etwas zur Seite getreten, so daß ich freies Sichtfeld auf Pater Emilio hatte. Im nächsten Augenblick erschrak ich bis ins Mark!
    ***
    Der Mann sah fürchterlich aus. Er mochte ungefähr so alt sein wie Father Hackmann, hatte das gleiche schlohweiße Haar wie er, doch damit endeten die Gemeinsamkeiten. Das Gesicht war es, das mir einen Schock versetzte. Die Haut auf der rechten Hälfte sah aus, als wäre sie mit Säure übergossen worden. Sie bestand nur aus einer zusammengedrückten, verschrumpelten Masse, die sich vom Kinn bis hoch zum Stirnansatz zog. Auch das Auge war in Mitleidenschaft gezogen worden. Es hatte keine Pupille mehr, sondern wirkte wie eine gläserne, übergroße Murmel. Die Hälfte der Nase war überhaupt nicht mehr vorhanden, und wo normalerweise bei einem Menschen die Lippen sitzen, befand sich ein Loch.
    Ich riß mich zusammen und beugte mich weiter über ihn. Die linke Gesichtshälfte sah völlig normal aus. Zwar hatte das Alter dort auch seine Spuren hinterlassen, aber mit siebzig Jahren zeigte die Haut nun nicht mehr die Frische der Jugend. Der Mann war nicht tot. Er atmete schwer und seufzend. Sein gesundes Auge mußte uns sehen, doch es zeigte keine Reaktion.
    Ich stellte mich wieder aufrecht hin. Sekundenlang schaute ich den Pfarrer an. Niemand von uns sprach.
    »Was ist mit ihm geschehen?« fragte ich und unterbrach das Schweigen.
    Mit einer resignierend anmutenden Geste strich sich der Pfarrer über sein Gesicht. »Das ist eine lange Geschichte«, murmelte er. »Ich kenne sie auch nicht genau. Mir sind nur Bruchstücke davon bekannt. Eben das, was ich von ihm gehört habe.«
    »Und das war nicht sehr erfreulich?« vermute ich.
    »Nein, Mr. Sinclair. Ganz und gar nicht.«
    »Was ist mit seinem Gesicht passiert?« wollte ich wissen.
    »Es ist ja nicht nur das Gesicht«, erwiderte der Pfarrer, »sondern die gesamte Körperhälfte. Ich meine, daß es die Rache der
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