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0037 - Panik in Tokio

0037 - Panik in Tokio

Titel: 0037 - Panik in Tokio
Autoren: Walter Appel
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sagte ich. »So hießen doch die japanischen Todesflieger des Zweiten Weltkrieges, die sich mit ihren mit Bomben beladenen Flugzeugen aufs Ziel stürzten. Tomoe ist doch wohl keine Bombenfliegerin?«
    Auf Sukos Frage schüttelte Tomoe den Kopf, daß die langen schwarzen Haare flogen. Ihre Antwort war knapp.
    »Wir sollen alles in Kürze erfahren«, sagte Suko. »Auch Näheres über Professor Hakato und den Roten Dämon.«
    »Das wird allmählich auch Zeit«, brummte ich. »Wenn ich etwas hasse, dann ist es Ungewißheit. Ich weiß gern, wofür ich meinen Kopf hinhalte und gegen wen.«
    »Solange du kein edles Körperteil hinhalten mußt, John.«
    »Schließ nur nicht immer von dir auf andere. Du als Karatekämpfer benutzt deinen Schädel hauptsächlich zum Zertrümmern von Dachziegeln. Doch ich benütze ihn für edlere Zwecke.«
    Wir fuhren durch die Geschäftsviertel mit Hochhäusern und einige Wohnbezirke. Mittlerweile war es Mitternacht, aber Tokio schlief nicht. Autos und Busse fuhren, U-Bahnstationen spien Menschen aus.
    Dann gelangten wir in einen Vorort, in dem noch mehr Leben herrschte. Toyotas, Datsuns und Hondas, aber auch amerikanische Straßenkreuzer rollten durch die Straßen. Vielfarbige Neonreklamen leuchteten. Musik drang aus Bars und Lokalen. Gruppen von Männern und auch einzelne Passanten, fast alle in westlicher Kleidung, marschierten auf den Bürgersteigen.
    »Das ist das Amüsierviertel«, übersetzte Suko, was Tomoe sagte. »Die traditionellen Geishahäuser sind leider sehr selten geworden, was Tomoe beklagt. Dafür haben sich Bars und Striplokale westlicher Prägung ausgebreitet.«
    »An soziologischen Erwägungen war ich nicht interessiert.«
    »Was wollen wir hier?«
    Wieder folgten Frage, Antwort und die Übersetzung für mich.
    »Tomoe will uns zu einem Geishahaus bringen, in dem wir alles erfahren sollen.«
    Es wurde Zeit, ich war redlich müde. Der lange Flug und die Klimaumstellung steckten mir noch in den Knochen. Tomoe bog in eine stillere Seitenstraße ab. Fast wäre sie dabei in eine Gruppe amerikanischer Matrosen hineingefahren, die in Sailorkluft und mit Käppi die ganze Straße für sich beanspruchten.
    Sie waren angetrunken und wollten uns nicht durchlassen. Ich kurbelte das Seitenfenster herunter.
    »Segelt mal aus dem Wind, Kameraden, damit wir unseren Kurs weiterverfolgen können. Wir wollen heute noch vor Anker gehen und nicht hier auf der Straße kreuzen.«
    »Ah, ein Landsmann!« hörte ich. »Bist du Amerikaner?«
    »Nein, Engländer.«
    »Ein Tommy, das kommt fast auf dasselbe heraus. Wenn du zu dem Geishahaus willst, das eine ganz besondere Attraktion sein soll, dann können wir dich nur warnen. Wir waren nämlich gerade dort. Whisky gab es überhaupt nicht. Bis der Tee mit viel Brimborium und einer Menge Umständlichkeiten serviert war, dauerte es eine Ewigkeit. Und als wir den Geishas an die Wäsche wollten, komplimentierten sie uns höflich, aber unmißverständlich hinaus.«
    »Künstlerpech, Freunde«, lachte ich. »Sucht euch einen anderen Hafen.«
    »Worauf du dich verlassen kannst.«
    Die acht blauen Jungs gaben die Straße frei, wir konnten weiterfahren. Sie hatten den Fehler begangen, ein Geishahaus, in dem die traditionelle Unterhaltung großgeschrieben wurde, mit einem Amüsierschuppen zu verwechseln. Daß eine Teezeremonie für einen Japaner eine kulturelle Handlung war, wußte ich. Für die Sailors war Tee nur eine Flüssigkeit, in die man möglichst viel Rum schütten mußte.
    Das Geishahaus war ein großes Gebäude mit zwei übereinander gestaffelten Pagodendächern. Es stand abseits von der Straße, eine immergrüne Hecke schirmte das Grundstück ab, auf dem auch noch drei kleinere Häuser errichtet waren. Tomoe Akira fuhr ihren Datsun auf den Parkplatz, und ich faltete meine langen Glieder heraus.
    Für japanische Verhältnisse war so ein Wagen geräumig. Allerdings betrug in Japan die Durchschnittsgröße bei Männern Einsdreiundsechzig oder etwas in dieser Richtung. Für mich mit meinen knapp Einsneunzig konnte so ein Gefährt nicht das Wahre sein.
    Auch Suko arbeitete sich aus dem Wagen.
    »Und jetzt?«
    Tomoe bat uns zu warten. Sie lief zum Geishahaus und betrat es durch die Hintertür. Sie blieb eine ganze Weile verschwunden, und wir überlegten uns schon, ob wir nicht auf eigene Faust etwas unternehmen sollten.
    Fast alle Fenster des Geishahauses waren erleuchtet. Eine fremdartige Musik war zu hören, dazu sangen Frauenstimmen im Falsett. Es klang
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