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0037 - Panik in Tokio

0037 - Panik in Tokio

Titel: 0037 - Panik in Tokio
Autoren: Walter Appel
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Skelette, Untote und dämonische Kreaturen schoß. Die Schatten waren harmlos, sie hatten vor uns mehr Angst als umgekehrt.
    Es war der silberne Shinto-Schrein mit Dogens Gebeinen, seine magische Aura, die uns Professor Hakatos Horrorgestalten vom Hals hielt. Vielleicht leitete uns auch der Geist Eisai Kaorus oder Dogens, jedenfalls standen wir irgendwann keuchend und in Schweiß gebadet auf dem Felsplateau unterhalb des gezackten Vulkankraters.
    Wir hatten es bis hierher geschafft. Wir liefen zu den Felsbrocken hin, hinter denen wir die zerlegten Drachengleiter versteckt hatten, und begannen in aller Eile, sie zusammenzubauen. Wir ahnten, daß wir noch nicht in Sicherheit waren.
    Da kam auch schon Professor Hakato. Eine Geheimtür in der Felswand öffnete sich und der glatzköpfige, dämonische Professor mit dem mit Todessymbolen bedruckten schwarzen Kimono stürzte mit Schaum vor dem Mund hervor. Skelette und Untote mit Samuraischwertern und Naginatas und brüllende Untote folgten ihm.
    Hakato hielt eine Maschinenpistole in den Händen. Jetzt, da seine magische Macht schwer angeschlagen war, nahm er zu anderen Mitteln Zuflucht. Die MPi bellte, und Kugeln flogen uns um die Ohren. Wir duckten uns eilig in Deckung.
    Wenn wir mit den Drachengleitern von der Steilwand hinab ins Meer schwebten, würde uns Professor Hakato glatt durchsieben. Er eilte einige Schritte weiter und stand jetzt genau am Ufer jenes brodelnden Sees auf der Felsplattform, von dem etwas Dampf aufstieg.
    Die Nacht war heller geworden, die Sterne begannen zu verblassen. Hakato trieb seine Horrorgestalten, die wegen des magischen Shinto-Schreins nicht so recht an uns wollten, mit Flüchen, Verwünschungen und Beschwörungen an. Er legte abermals die Maschinenpistole an.
    Ich wollte aus der Deckung der Felsen zurückfeuern. Doch Hakato war auf der Hut. Urplötzlich verhüllte ihn eine schwarze Wand, er bot kein Ziel mehr. Resigniert senkte ich die Pistole. Es sah nicht mehr so aus, als würden wir hier wegkommen.
    Die Maschinenpistole ratterte aus der Dunkelheit. Ich sah nicht mal das Mündungsfeuer.
    Da sprach eine Stimme in meinem Geist, die Stimme Eisai Kaorus.
    »Der Geist beherrscht die Waffe und lenkt auch deine Kugel. Denk an das, was ich dir an Bord der ›Wako‹ gesagt habe, John Sinclari. Du mußt Hakato niederstrecken, er darf den Shinto-Schrein nicht wieder an sich bringen.«
    Das Blut brauste in meinen Ohren. Ich schloß die Augen, zielte und bemühte mich, ganz ruhig zu sein. Mein letztes Magazin steckte in der Beretta, mehr als ein oder zwei Patronen konnte es nicht enthalten. Wenn ich sie umsonst verfeuerte, war alles verloren.
    Plötzlich erfüllte mich eine tiefe Ruhe. Ein sanfter Hauch streifte mich. Ja, ich würde treffen, es gab keinen Fehlschuß. Ich sah das Ziel vor meinem geistigen Auge.
    Die Beretta krachte zweimal. Mir war nicht bewußt, daß ich abgedrückt hatte.
    Aber ein Schrei ertönte hinter der dunklen Wand, kurz darauf ein Aufklatschen. Im nächsten Augenblick schoß ein Dampf hervor, und ein gewaltiges Zischen ertönte.
    Der Geysir brach aus, eine Säule kochenden Wassers stieg an die zwölf Meter hoch. Sie schleuderte Professor Ota Hakato mit empor, sein Körper im klatschnassen Kimono tanzte auf der Wassersäule wie ein Tennisball auf der Fontäne eines Springbrunnens.
    Die Finsternis wich, und Suko und ich sahen Hakatos Horrorkreaturen scheu zurückweichen. Ob meine Silberkugeln den dämonischen Professor getötet hatten oder ob der kochende Geysir ihm den Rest gab, war nicht festzustellen.
    »Leb wohl, John Sinclari«, wisperte Eisai Kaorus Stimme ganz schwach in meinem Gehirn. »Kamikaze kommt. In Tokio hat sich der Rote Dämon zu Dampf verflüchtigt, nur eine Handvoll Menschen ist ums Leben gekommen. Sayonara.«
    Der Geysir sank in sich zusammen. Professor Hakato trieb tot auf dem Wasser. Mit rasender Schnelle verfinsterte sich der Himmel. Ein stürmischer Wind trieb die letzten Dampfwolken vom Kratersee.
    Die gewaltige Stimme des Taifun-Dämons Kamikaze drang aus den schwarzen Sturmwolken: »Da bin ich, ihr beiden Würmer. Ich bringe euch mitsamt dem Shinto-Schrein ins Segelboot hinab. Dann seht zu, daß ihr mir aus dem Weg kommt und daß die Inselbewohner evakuiert werden, damit ich richtig loslegen kann. Ich wühle das Meer auf, erschüttere die Insel in ihren Grundfesten und sorge dafür, daß der Sumisu-Vulkan ausbricht. So wahr ich der große Kamikaze bin, in Hakatos Höhlenlabyrinth bleibt nichts heil.
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