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0037 - Panik in Tokio

0037 - Panik in Tokio

Titel: 0037 - Panik in Tokio
Autoren: Walter Appel
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diese fielen auseinander und lösten sich auf. Auf einer der Bänke am Bahnsteig lag ein Stadtstreicher, so etwas gab es auch in Tokio.
    Der zerlumpte Mann war mit Zeitungen zugedeckt. Der Hals einer Schnapsflasche ragte aus der Tasche seines Mantels, den er sommers wie winters trug. Er setzte sich gerade auf, sein Herz hämmerte bis zum Hals, wie das vieler Menschen in Tokio.
    Yoshi Toyo sah nur noch Rot um sich herum. Er kratzte sich am Kopf. Dann griff er zur Fuselflasche. Ein tüchtiger Schluck würde die roten Nebel und das gräßliche Angstgefühl vertreiben, so dachte er. Doch er schaffte es nicht mehr, die Flasche an den Mund zu bringen.
    Sie fiel aus der Knochenhand des auf der Bank sitzenden Skeletts und zerschellte am Boden.
    Die Taxifahrerin Mariko Nasaka beförderte in ihrem gelben Datsun-Taxi zwei Fahrgäste vom Tokioter Hauptbahnhof nach Shibuya. Mariko Nasaka war übermüdet. Es fiel ihr schwer, die Augen offenzuhalten. Zunächst glaubte sie zu träumen, als plötzlich eine rote Masse die Straße verhüllte.
    Sie trat voll auf die Bremse. Der Datsun geriet ins Schleudern, streifte parkende Fahrzeuge und blieb schließlich quer mitten auf der Straße stehen. Todesangst würgte Mariko Nasaka, die beiden Fahrgäste, zwei Männer mittleren Alters, schrien aus Leibeskräften. Ein kompakter roter Nebel hüllte alles ein. Mariko Nasaka griff an ihre Kehle, als der Nebel in den Wagen eindrang.
    Im 14. Stock eines Hochhauses in der Osakastraße hinterm Yoyogi-Sportzentrum befand sich die Redaktion des Tagesblattes ›Hayo‹, was Morgen bedeutet. In den unteren Stockwerken liefen die Druckmaschinen, die Auslieferung würde in Kürze beginnen.
    Der Nachtredakteur gähnte. Er hatte sich die Zeit um die Ohren geschlagen und sehnte sich nach seinem Bett. Was sollte um diese Zeit auch schon passieren, wo jeder vernünftige Mensch schlief?
    Die indirekte Beleuchtung war hinter den Vorhangschienen der Fenster angebracht. Durch den Blendeffekt konnte der Redakteur Kiyama Gonin nicht sehen, was draußen vorging.
    Plötzlich spürte er ein völlig unerklärliches Angstgefühl. Er meinte, sterben zu müssen, ein Grauen, das er noch nie gekannt hatte, packte ihn. Es schnürte ihm den Atem ab.
    Gonin erhob sich mühsam hinterm Schreibtisch und wankte zum Fenster.
    Wollen mal frische Luft hereinlassen, dachte er, das kann nie schaden. Er begriff nicht, wie ihm geschah, als die rote Masse durch das halbgeöffnete Fenster quoll.
    Tanaka Tabiru war Dreher bei den Kawasaki-Werken und hatte Frühschicht. Das hieß, daß er bereits um vier Uhr morgens die Stechkarte in die Stempeluhr stecken und an seiner Arbeitsstelle erscheinen mußte. Noch halb im Schlaf verließ er seine Wohnung in einem der wenigen Wohnblöcke im Shibuya-Viertel, fuhr mit dem Lift nach unten und marschierte durch den Flur zur Haustür.
    Er war viel zu verschlafen, um die Ausstrahlung des Bösen richtig zu spüren. Er gähnte, daß es ihm fast den Unterkiefer ausrenkte, schaute auf die Armbanduhr und stellte fest, daß er sich sputen mußte, um rechtzeitig zur U-Bahnstation zu gelangen.
    Ach, dachte er, wenn ich doch nur nicht in die dämliche Fabrik zu gehen bräuchte!
    Sein Wunsch wurde ihm erfüllt, sowie er die Haustür öffnete.
    ***
    »Halt!« hallte Professor Hakatos Stimme. »Ich will sie vor mir sehen, bringt sie zu mir!«
    Die purpurrote Handfläche stoppte wenige Zentimeter vor meinem Gesicht. Je zwei Skelette hielten mich und Suko an den Armen fest. Das wäre nicht nötig gewesen, denn die Berührung der Untoten hatte uns beiden jede Kraft und jeden Widerstandswillen geraubt.
    Ein Untoter durchsuchte uns. Er nahm mir die Gnostischen Gemmen und die magische Kreide ab. Die Beretta und Sukos Silberdolch hatten Professor Hakatos Kreaturen schon in Besitz.
    Jetzt schleppten sie uns weg zu einer riesigen Felsenhöhle. Wir mußten willenlos mitstolpern. In der großen Höhle brachten sie uns über eine Brücke, die einen breiten Felsspalt überquerte, und eine steinerne Treppe hoch. Zwei Skelette führten mich, zwei Suko, der sich ebensowenig wehren konnte wie ich.
    Zwei weitere Skelette, zwei Untote und ein Dämonischer folgten.
    Die Untoten brachten unsere Ausrüstung mit. Professor Hakato erwartete uns in der Zentrale mit den Monitoren, dem Schaltpult und der runden Panzerglasscheibe in der Felswand, hinter der ein rotes Gebrodel zu sehen war.
    Das Gehirn und Lebenszentrum des Roten Dämons. Die Untoten legten mir und Suko wieder die Hände auf die
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