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0036 - Wir spielten hinter den Kulissen

0036 - Wir spielten hinter den Kulissen

Titel: 0036 - Wir spielten hinter den Kulissen
Autoren: Wir spielten hinter den Kulissen
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das war mir gleichgültig. Vor uns selbst waren wir die Schuldigen gewesen.
    Wir hätten dieses gewagte Spiel eben doch ohne fremde Personen spielen müssen!
    Wir hätten zumindest ihre Handtasche vorher irgendwie nach Waffen durchsuchen müssen!
    Ich zwang mich zur Ruhe.
    »Was wollen Sie, Mrs. Barris?«, fragte ich.
    Meine Stimme klang heiser.
    »Verlassen Sie sofort mein Haus!«
    Sie zischte es wie eine Schlange. Diese Frau war am Ende mit ihren Nerven. Dass sie überhaupt noch stehen konnte und nicht zusammenbrach, zeugte von außerordentlichen Kräften.
    Nun gut, so billig hatte ich gar nicht gehofft, davonkommen zu können. Obgleich Gorry den Kopf schütteln wollte, stimmte ich sofort zu.
    »Okay, Mrs. Barris, wir gehen. Kommen Sie, Doc. Gorry, Phil, los doch! Kommt!«
    »Und Miss Mara?«, fragte Phil.
    »Na, die soll doch wohl mitgehen?«, fragte ich.
    »Miss Mara bleibt hier!«, lachte die Wahnsinnige. »Sie ist daran schuld, dass mein Mann sterben musste! Sie hat mir vom ersten Tag an, den wir verheiratet waren, die Nächte vergiftet! Immer musste ich an sie denken! Jedes Mal, wenn er zu einer Sitzung oder einer Konferenz ging, musste ich denken, er geht zu ihr! Sie soll büßen!«
    Mein Gott, was für eine Eifersucht kann ein Mensch empfinden!
    »Das kommt nicht infrage!«, entschied Gorry. »Ohne Miss Mara verlasse ich nicht das Haus!«
    »Wie Sie wollen!«
    Ihr Zeigefinger krümmte sich langsam um den Abzug.
    »Halt!«, schrie ich. »Wir gehen!«
    »Sie sind ja wahnsinnig, Cotton!«, brüllte Gorry am Rande der Beherrschung. »Wir können doch nicht Miss Mara in den Händen dieser Verrückten lassen!«
    Ich atmete langsam und tief aus.
    »Sondern?«, fragte ich.
    Dabei kniff ich das rechte Auge zu. Hoffentlich merkte es Gorry!
    »Aber wir können sie doch nicht hier lassen!«, wütete er weiter.
    Phil stand langsam auf.
    »Ich für meinen Teil gehe«, sagte er.
    Er verschwand durch die Portiere.
    »Doc, gehen Sie ihm nach!«
    Der Arzt nickte. Aber er zitterte in den Knien, als er langsam aufstand und den Salon wankend verließ.
    Noch immer ruhte die Mündung in Miss Maras Genick. Sie bebte am ganzen Körper.
    »Nein!«, schrie sie so gellend, dass ich meinte, das Glas in den Schränken klirrte. »Ihr könnt mich doch nicht verlassen! Hilfe! Hilfe! Lasst mich nicht allein!«
    Gorry wischte sich den Schweiß von der Stirn. Man hörte unser Atmen in der Stille.
    »Kommen Sie, Gorry!«, mahnte ich leise.
    Er blickte zu mir herüber, hilflos, wie ein angeschossenes Reh, mit diesem Blick, der einem durch und durch geht.
    Endlich verstand er.
    »Also gut«, seufzte er und erhob sich. Ihm schienen tonnenschwere Lasten auf den Schultern zu liegen.
    »Nein!!!!«, schrie Miss Mara in Todesangst.
    Gorry wollte etwas sagen. Ich hakte ihn unter und schleppte ihn hinaus. Wir sahen uns nicht um. Wie wir überhaupt die Freitreppe hinunterkamen, wird mir ein Rätsel sein.
    »Es ist die einzige Chance, Miss Mara überhaupt je lebend da herauszuholen. Nehmen Sie Vernunft an, Gorry! Wenn wir nicht gegangen wären, hätte sie die Schauspielerin vor unseren Augen abgeknallt!«, redete ich ihm zu.
    Wir standen im Garten. Rings um das Haus standen uniformierte Männer der Staatspolizei. Ein eifriger Streifenführer drängte sich zu uns heran und fragte mutig: »Sollen wir die Bude stürmen?«
    »Mensch, sind Sie wahnsinnig!«, schrie Gorry den ahnungslosen Cop an. »Wenn einer Ihrer Leute ein unnötiges Geräusch macht, hänge ich Sie eigenhändig an den nächsten Baum!«
    Der arme Kerl erschrak und verzog sich ängstlich.
    »Was nun, Cotton?«, fragte Gorry.
    Ich ließ die Schultern sinken.
    »Wenn ich das nur wüsste!«
    Er starrte mich entsetzt an.
    »Ich denke, Sie haben einen Plan?«, hauchte er tonlos.
    »Ich habe gar nichts, mein Lieber. Ich bin nämlich auch nur ein Mensch und kein Supermann und kein Wunder!«
    »Aber Cotton! Dann hätten wir doch niemals die Frau da drinlassen dürfen!«
    »Verdammt, Gorry, entschuldigen Sie schon, aber Sie gehen mir auf die Nerven! Was hätten wir denn tun sollen? Sie haben doch auch gesehen, dass sie schon den Finger um den Abzug krümmte, als wir uns weigerten, ihrer Forderung zu gehorchen! Es war doch die einzige Chance, Miss Maras Leben wenigstens für den Augenblick zu retten!«
    »Ja«, lachte er bitter. »Für den Augenblick! Und jetzt?«
    »Jetzt werden wir endlich mal ruhig werden und vernünftig nachdenken müssen! Gorry, mit unserem aufgeregten Herumgebrüll erreichen wir gar
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