Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0035 - Im Land der Götter

0035 - Im Land der Götter

Titel: 0035 - Im Land der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
Vom Netzwerk:
Ungewöhnliches hatte ihn geweckt. Wenn es zu hören, zu sehen oder zu fühlen gewesen wäre, hätte Tako es ohne Zweifel bemerkt. Da war es wieder! Ein Gedankenimpuls unerhörter Angst. Noch einer, und noch einer aus einem anderen Gehirn. Ziemlich weit weg, schätzte Marshall. Vielleicht auf dem rechten Flügel des Hauses. Er weckte die beiden anderen.
    „Etwas geht vor", sagte er ernst. „Jemand dort drüben hat entsetzliche Angst ... mindestens zwei Leute. Wir wollen nachsehen!"
    Am vergangenen Tag hatten sie das Innere des Hauses kennengelernt. Die Anlage war symmetrisch und einfach. Auf dem Mittelgang schlichen sie sich durch die Finsternis bis zum rechten Flügel hinüber. Die Impulse, die Marshall empfing, wurden deutlicher.
    „In jenem Raum dort", flüsterte er und deutete auf die kaum erkennbaren Umrisse einer Tür, die ein paar Meter weiter vorn auf der rechten Seite des Ganges lag.
    An der Wand entlang schoben sie sich weiter. Durch die Tür hindurch kamen schabende Geräusche. Eine unterdrückte Stimme sagte etwas Hastiges, Zorniges.
    Marshall verstand die Gedanken: „Wenn wir nur schon fertig wären! Welcher Frevel! Die Götter werden uns bestrafen, trotz Hornbleds Fürbitte. Nur weg von hier."
    Marshall nickte befriedigt. Er sah durch einen Türspalt einen schmalen Lichtstreifen fallen, also war es hell drinnen im Zimmer. Marshall huschte an der Tür vorbei und winkte Tako, ihm zu folgen. Tama und Kitai blieben auf der anderen Seite. Mit einem wuchtigen Tritt beförderte Marshall die Tür nach drinnen. Ein entsetzter Schrei gellte auf, aber im gleichen Augenblick standen die vier mitten in dem kleinen Raum, den ein paar flackernde Talglichter erhellten. Zwei Männer waren damit beschäftigt gewesen, eine geräumige hölzerne Kiste auszuräumen und den Inhalt auf ein Gestell zu sortieren, das an der Rückwand des Raumes stand.
    „Haltet sie fest!" sagte Marshall. Dann inspizierte er zunächst das Gestell. Er sah, daß seine Vermutung ihn nicht trog: Vethussar benutzte dieses kleine Zimmer als eine Art Schatzkammer. Kostbarkeiten aller Sorten lagen auf den Brettern des Gestells, und der Inhalt der Kiste, der eben auf eines der Bretter hatte geräumt werden sollen, konnte sich durchaus mit dem messen, was dort schon lag: kleine Figuren aus Gold, die markantesten Körperpartien aus Edelsteinen hergestellt. Die Kiste hatte etwa zwanzig solcher Figuren enthalten. Wenn Gold und Edelsteine auf Goszuls Planet, und zumal in Saluntad, denselben Wert hatten wie auf der Erde, dann hatten die beiden Leute in der Holzkiste ein beachtliches Vermögen herangeschleppt.
    Was also ...? überlegte Marshall. Wir können Vethussar nicht daran hindern, daß er die Vorräte seiner Schatzkammer nicht ergänzen läßt.
    Aber da war die Angst, die die beiden Männer hatten. Warum hatten sie Angst? Warum hatten sie so sehr Angst, daß außer dieser Empfindung in ihren Gehirnen nichts zu lesen war? „Kitai! Frag sie aus!"
    Kitai stellte sich einem der beiden gegenüber. Tako hielt den Mann fest und zwang ihn, Kitai anzusehen.
    „Was sind das für Statuetten?" fragte Kitai.
    Gegen seine Art zu fragen, gab es keine falschen Antworten. Kitai Ishibashi verfügte über so starke suggestive Kräfte, daß bisher noch kein Wille ihm widerstanden hatte.
    „Es sind Bilder aus dem Haupttempel der Götter", antwortete der Mann. „Habt ihr sie gestohlen?"
    „Nein."
    „Wer dann?"
    „Honbled, der Oberpriester, hat sie uns gegeben."
    „Damit ihr sie hier aufstellt?"
    „Ja" Marshall mischte sich ein. „In Ordnung, Kitai. Hör auf!"
    Kitais Fragen und die suggestive Beeinflussung hatten den Mann dazu gezwungen, über seine Angst hinweg an die Dinge zu denken, nach denen er gefragt wurde. Marshall wußte, was geschehen war, mehr noch, er wußte, was noch geschehen sollte. Er sah sich um. Ein Teil der Bretter, aus denen das Gestell bestand, waren mit Lederbändern an den Eckpfosten befestigt. Marshall räumte ab, was auf den Brettern lag und zog die Lederriemen von den Pfosten ab.
    „Fesseln!" sagte er knapp. „Und einer muß Vethussar holen, aber schnell!"
    Tama Yokida schoß davon. Als die beiden Eindringlinge gerade gefesselt und mit Knebeln versehen waren, kehrte Yokida mit Vethussar zusammen zurück. Vethussar blinzelte überrascht in das Talglicht.
    „Kitai!"
    Der Japaner nickte. Er wußte, daß es keine Zeit zu verlieren galt. Vethussar war verschlafen, und wenn jemand ohne suggestiven Druck versuchen wollte, ihm die

Weitere Kostenlose Bücher