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0035 - Im Land der Götter

0035 - Im Land der Götter

Titel: 0035 - Im Land der Götter
Autoren: Kurt Mahr
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Geschehnisse zu erklären, dann würde er womöglich eine Stunde damit zu tun haben. Kitai jedoch brauchte jedes Wort nur einmal zu sagen, dann hatte der Alte es verstanden und auch verstanden, welches Unwetter sich über seinem Hause zusammenbraute.
    „Die beiden Männer geben an", schloß Kitai, „daß Honbled mit seinen Tempeldienern etwa eine Stunde nach Mitternacht hier sein wird, um dich zu beschuldigen und zu verhaften. Wir haben also nur noch anderthalb Stunden Zeit. Was, schlägst du vor, sollten wir unternehmen?"
    Vethussar hatte keinen Plan. Die Teufelei des Priesters - ohne die Wachsamkeit seiner Gäste sicherlich gelungen - hatte ihn so erschreckt, daß er keine zwei zusammenhängende Gedanken mehr fassen konnte.
    „Gut... wir sind dran!" stellte Marshall auf englisch fest. „Der Alte zittert vor Angst." Er wandte sich an Vethussar: „Wo liegt der Haupttempel?" Vethussar beschrieb es. „Tako, die Beweismittel räumst du aus dem Haus." Tako nickte.
    „Am wirksamsten", erläuterte Marshall in Interkosrno, so, daß auch der Alte ihn verstehen konnte, „ist unsere Gegenwehr dann, wenn die gestohlenen Dinge wieder an ihren richtigen Platz kommen. Dann können wir unsererseits Honbled der Verleumdung beschuldigen und ihn davonjagen."
    Vethussar klatschte begeistert in die Hände. Marshall aber fuhr auf englisch fort: „Die andere Frage ist natürlich, ob der Robot sich dadurch von seinen Plänen wird abbringen lassen. Ich glaube nicht, daß er so einfach davonmarschiert, nachdem er die Statuetten nicht hat finden können. Er wird auf jeden Fall versuchen, sich unser zu bemächtigen. Haltet die Waffen also bereit!"
    Tako vollführte einen Versuchssprung zum Haupttempel. Da Marshall Vethussars Ortsangaben noch durch eine genauere Beschreibung der Tempelumgebung, die er, des Alten Gehirn entnommen, präzisiert hatte, gelang der Sprung bis auf den Meter genau. Tako landete im nachtdunklen Innenraum des gewaltigen Tempelgebäudes. Hinter ihm, in der Nähe des Portals, brannte ein kleines, wahrscheinlich sakrales Feuer. Zwei Tempelwächter standen dicht an der Tür. Sie bemerkten Tako nicht.
    Tako fand die Altäre, von denen Honbled die goldenen Statuetten heruntergenommen hatte, und kehrte zu Vethussars Haus zurück. In drei weiteren Sprüngen schaffte er das Diebesgut wieder an seinen Platz. Kurz nach Mitternacht war die Arbeit beendet. Niemand hatte die Aktion bemerkt. Vethussar war gegen Hornbleds Beschuldigungen gesichert. Mit überschwenglichen Worten dankte er seinen Gästen.
    Währenddessen aber hatte Marshall längst begonnen, sich Gedanken darüber zu machen, wie sie dem Netz der Springer, das sich um sie herum zusammenzog, ungefährdet und ohne die jetzige günstige Position aufzugeben, ausweichen konnten. Bis in vierzig Minuten mußte er seinen Plan fertig haben.
     
    *
     
    Vethussar ließ die Auskunft durch einen Läufer einziehen: Ja, Honbled beherbergte seit gestern einen Gast, den noch niemand zuvor in der Stadt gesehen hatte. Marshall erhielt diese Auskunft eine halbe Stunde nach Mitternacht und atmete auf. Er war völlig sicher, daß Honbled, bevor er Vethussar öffentlich beschuldigte, das Haus umstellen lassen würde. Marshall und seine Freunde verließen also das Haus, um die Umzingelung zu beobachten. In aller Eile und mit suggestiver Verstärkung erhielt Vethussar noch ein paar Informationen, die er durch Eilboten zum Hafen hinunter an den Mann übermitteln ließ, den sie ebenfalls angingen.
    Marshall sagte zum Schluß: „Es ist möglich, lieber Freund, daß wir weiterhin deine Gastfreundschaft nicht mehr in Anspruch nehmen können. Das wird die Situation ergeben. Solltest du uns also nicht mehr sehen, dann sei gewiß, daß wir über alle Maßen dankbar sind. Du warst uns ein guter Freund und wir hoffen, du wirst uns in Erinnerung behalten."
    Vethussar war gerührt. „Sprich nicht von Dank", wehrte er ab. „Ich bin derjenige, der dankbar sein muß. Ihr habt mich vor dem Tod errettet und vor dem Verlust meiner Ehre!"
    Es war nur noch eine Viertelstunde bis zu dem Zeitpunkt, da Honbled anrücken wollte. Sie verkürzten den Abschied und schlichen sich in den weiten, parkartigen Garten hinaus, der sich auf der Rückseite an Vethussars Palast anschloß.
    Sie bewegten sich vorsichtig, Marshall in ihrer Mitte, weil er vollauf damit beschäftigt war, nach fremden Gedanken zu lauschen. Er packte Kitai Ishibashi, der vor ihm kroch, am Bein und hielt ihn fest, als er den ersten Impuls
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