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0035 - Im Land der Götter

0035 - Im Land der Götter

Titel: 0035 - Im Land der Götter
Autoren: Kurt Mahr
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verschwenderischem Prunk ausgestattet, ohne jedoch so geschmacklos zu sein wie die Fassade.
    Vethussar war hocherfreut von der aufrichtigen Bewunderung, die man seinem Hause zollte. Er bestand darauf, daß Marshall und seine Begleiter, da sie ja ohnehin kein Geld hätten, so lange bei ihm wohnten, bis ihnen etwas Besseres einfiele, und Marshall war schließlich für sich und die anderen drei damit einverstanden.
    Jeder von ihnen bekam ein Zimmer angewiesen, und es kostete Mühe, Vethussar davon zu überzeugen, daß nicht auch jeder von ihnen einen Diener brauchte. Den letzten jedoch - ein Diener für alle vier - ließ der Alte sich nicht abschwatzen.
    „Ich habe noch nie so hochstehende Gäste gehabt wie euch", zwinkerte er lustig, „und wie hochstehende Gäste sollt ihr auch behandelt werden."
    Seine Freundlichkeit wäre Marshall übergroß vorgekommen, hätte er nicht im Hintergrund Vethussars Bewußtseins einen Gedanken erhascht, aus dem zu ersehen war, daß Vethussar sich von der Gastfreundschaft auch einigen Profit versprach - durch die außergewöhnlichen Fähigkeiten seiner Gäste.
     
    *
     
    „Also schön, machen wir einen Plan!" stimmte Marshall zu. „Wer weiß etwas?"
    Tako Kakuta war, fast noch zu nachtschlafender Zeit, unten am Hafen gewesen. „Ich habe mir die Schiffe angesehen", sagte er, „und auch mit ein paar Leuten gesprochen. Die Schiffe sind seetüchtig, wie es Schiffe nur sein können. Aber sie brauchen für eine Strecke von etwa fünftausend Kilometern vier Wochen bei normalem Wind.
    Wenn alle Stricke reißen, können wir also auf einem der Schiffe fahren. Allerdings wird der Kapitän nicht bereit sein, nach Norden zu fahren; denn dort liegt das Land der Götter, und vor dem haben sie entsetzliche Angst. Kitai müßte den Kapitän und die wichtigsten Offiziere also beeinflussen - vielleicht auch die ganze Mannschaft, um eine Meuterei zu verhindern." Marshall nickte.
    „Die Entfernung von hier bis zur Küste des Nordkontinents", sagte er, „liegt etwa bei viertausend Kilometern. Rechnen wir die gleiche Geschwindigkeit nach Norden wie nach Süden, dann wird die Fahrt also etwas mehr als drei Wochen dauern. Das genügt für unsere Zwecke.
    Wir wollen festhalten: Eine Möglichkeit, diesen Planeten zu verlassen und zu Rhodan zurückzukehren, finden wir nur auf dem nördlichen Kontinent! Wir müssen ein Springer-Raumschiff kapern. Andererseits wird es für uns günstig sein, wenn zwischen dem Attentat auf die Versammlung der Patriarchen und dieser neuen Aktion ein paar Wochen vergangen sind."
    Er stand auf.
    „Ich werde bei Gelegenheit mit Vethussar über die Sache sprechen", schloß er. „Soweit ich aus seinen Gedanken verstehe, bezieht er seinen erstaunlichen Reichtum aus dem Seehandel. Vielleicht hat er ein paar eigene Schiffe und kann uns auf einem davon günstig unterbringen."
    Vethussar erschien ein paar Minuten später. Er machte ein ziemlich verdrießliches Gesicht, und Marshall begriff, daß er über irgendeinen Besucher ungehalten war.
    „Es tut mir leid", sagte Vethussar nach dem Morgengruß, „aber Honbled hat davon erfahren, daß ich Gäste in mein Haus aufgenommen habe, und jetzt kommt er, um euch den Segen der Götter zu spenden."
    „Wer ist Honbled?" fragte Marshall, denn Vethussar dachte nur an seinen Ärger.
    „Honbled ist der höchste Priester in der Stadt", antwortete der Alte. „Nach meiner Meinung ist er gleichzeitig auch der größte Narr, aber das kann ich ihm nicht sagen, denn er genießt sehr großes Ansehen, und an seine Götter glauben fast alle Leute." Marshall lachte. „Dann laßt ihn doch herein!" schlug er vor. „Ich habe nichts gegen seinen Segen." Vethussar atmete auf. „Schön, ich bringe ihn." Sie warteten. Ein paar Minuten später kam der Alte mit einem Mann zurück, der so dick war, daß er kaum durch die zierliche Tür ging. Seine Hautfarbe war blaß und der Bart spärlich. Der Mann konnte - nach irdischen Maßstäben gemessen - nicht viel älter als dreißig Jahre sein.
    „Das ist Honbled", sagte Vethussar kurz und unfreundlich.
    Honbled ließ sich nicht stören. Er hob die linke Hand, drückte sie Marshall sanft gegen die Stirn und sagte dazu: „Die Götter mögen dich segnen, mein Sohn!"
    Danach wiederholte er die Prozedur bei Tako Kakuta, bei Tama Yokida und schließlich bei Kitai Ishibashi. Dann ließ er sich ächzend und umständlich auf einem der Sessel nieder.
    „Ich höre, ihr kommt von weit her", begann er die Unterhaltung ohne
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